Die Hütte Rockt Open Air Festival 2007 in Harderberg Georgsmarienhütte

Nachdem mein Kollege und ich uns ca. 17.00 Uhr vor dem Eingang zum Festivalgelände eingefunden hatten, wurde uns nach kurzem Zögern auch Zugang gewährt, welchen ich erstmal nutzen wollte, um, bei der doch recht heißen Witterung an diesem Tage, ein Glas Wasser an einer der drei Getränkebuden zu genießen.

Die Hütte Rockt, 1. Tag mit u.a.: Replica, Indoor, Radiant, Karpatenhund und Nutellica

Die Hütte Rockt Open Air 2007 in Harderberg Georgsmarienhütte
Die Hütte Rockt Open Air 2007 in Harderberg Georgsmarienhütte

Diese Zwangspause (in meinen Unterlagen standen Einlass und Beginn jeweils eine Stunde früher) nutzten wir dann gemeinschaftlich, unser Auto nach Aufforderung ca. 150 Meter an der Strasse weiter weg zu parken, damit es keine Probleme mit dem Ordnungsamt gäbe. Gesagt getan, und so kamen wir erst pünktlich um 18.00 Uhr wieder zum Gelände zurück. Dort erwartete mich dann eine Überraschung, denn man hatte sich wohl gedacht, sämtliche Bands nun wieder 30 Minuten FRÜHER anfangen zu lassen, was mir zwar ganz gelegen kam, aber auch einen sichtlichen Nachteil mitbrachte. Doch dazu komme ich noch später.

So enterten also nach kurzer Vorstellung Replica die Bühne. Die nach eigenen Angaben aus Niedersachsen-Anhalt stammende Formation (setzt sich aus Leuten aus Hannover sowie Magdeburg zusammen) ließ erstmal zwei Minuten cleane Gitarren ertönen, bevor dann die Verzerrer in Anspruch genommen wurden. Pünktlich dazu kamen dann auch die ersten Gäste ganz gemächlich auf das Festivalgelände. Wahrscheinlich eine Folge der oben erwähnten Verschiebung. Geboten wurde nach meiner Meinung eine melodische Variante des kommerziellen Thrash Metals, welcher durchaus zu überzeugen wusste.


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Ähnliches dachten auch die mittlerweile um die 70 Gäste und Helfer vor der Bühne. Vor allem drei eifrige Fans (wohl Bekannte der Band!) pogten und bängten was der Körper hergab. Der leicht punkige Touch des Sängers ließ außerdem eine schöne Partystimmung an diesem frühen Abend bei bestem Sonnenschein aufkommen. Nach drei Stücken wurden dann auch die ersten Sprüche seinerseits gerissen. Ein Beispiel sei das öfter erklungene „Ein Applaus für den Osten“. Beim Titel „Icy Boy“ ging dann die Instrumentalfraktion doch schon etwas heftiger zur Sache, was die nun schon 100 Fans frenetisch feierten. Allgemein konnte man davon ausgehen, dass der zweite Teil des Sets weniger kommerziell, aber dafür druckvoller und unterhaltender war. Mit dem Stück „Obsolete“ war dann auch um zehn nach sieben Schluss für Replica, welche die Stage dann für Indoorfreigaben.

Indoor, ihrerseits bekannt durch z.B. die Finalteilname des School Jam 2006 in Frankfurt am Main, spielen eine unterhaltsame Variante des Deutschrock (härterer Gangart) mit Punkattitüde, auch wenn einige Texte in Spanisch verfasst sind. Nach 15 Minütiger Umbaupause betraten dann die Bersenbrücker die Bühne, nur um nach drei Takten Rumgerocke wie angewurzelt auf der Stage stehen zu bleiben. Dieser Effekt wurde vom Publikum mit Beifall belohnt, bevor es dann in musikalischer Manier weiterging. Irgendwie wollte das Auditorium aber die recht hohe musikalische Qualität der Truppe nicht recht anerkennen, denn trotz der anfangs 140 Zuhörer kam keine richtige Stimmung auf. Indoor, immer um Kommunikation bemüht, zogen alle Register. Da wurde schon früh das „Klatschen und nach vorne gehen“-Spiel intoniert, ein Running-Gag in Form des Spruchs „Wir sind Indoor aus Bersenbrück“ nach JEDEM Stück implementiert, das Coverstück „Torn“ von Natalie Imbruglie kopiert und die Instrumente untereinander rotiert. Alles das half trotzdem nichts, dass sich die Zuschauermenge im Laufe des Gigs immer mehr verkleinerte. Schließlich gab die Band auf, und versuchte durch Pseudohumor ihre eindeutige Enttäuschung zu verstecken. Um 20.00 Uhr war dann der Gig zu Ende.

Die nächste angekündigte Gruppe war dann Radiant. Ob es nun an der Musikrichtung lag, der Umbaupause oder am allgemeinen Desinteresse an der Band kann ich nicht sagen, aber zu Beginn waren keine 40 Leute vor der Bühne. Dachte ich bisher, dass Indoor die Verlierer des heutigen Abends wären, kam ich schnell zu einer anderen Überzeugung. Dabei konnten die Jungs musikalisch durchaus überzeugen. Ihr stark emotionsgeladener Rock war sichtlich fein anzuhören, viele Gäste standen auch verteilt an den Bierbuden und nahmen hintergründig am Geschehen auf der Bühne teil, doch vor der Bühne war wirklich nicht viel los. Ein vereinzelter Tänzer, nur mit Schlapphut und grünen Shorts bekleidet, tanzte da seinen Reigen, die mittlerweile 60 anderen vor der Bühne beließen es bei schweigendem Lauschen oder drehten wieder ab zur Bierbude. Irgendwie eignete sich die Musik der Band auch eher für einen ruhigen Sofaabend, als für ein Rockfestival, gerade auch durch den experimentellen Einschlag, der sich im Laufe des Gigs dazugesellte. Einzige Lichtpunkte waren ein Coverstück von Pantera („Cemetary Gates“; ein Tribut an den Metalcharakter des Headliners), bei dem die Replica-Fraktion wieder bangend vor der Bühne erschien, und der letzte Song des Abends von Radiant, der gerade durch den mehrstimmigen Gesang punkten konnte. Dann war Schluss und die, nach meinem Geschmack, wohl unpassendste Band sollte ihrer Show beginnen.

Und das sahen auch alle anderen, die nur einigermaßen in Richtung härteren Rock und Metal tendierten, so. Gemeint war die Band Karpatenhund, welche schon mal, durch ihre verspätete Anreise, eine Verzögerung von immerhin 30 Minuten zu verantworten hatten. Doch dann ging es los. Nach den ersten drei Takten hatten sich alle Rocker und Metaller schleunigst an die Bierbuden oder zu den Autos zurückgezogen (was nicht wenige waren, bedenkt man, dass als Headliner Nutellica spielen sollten), und alle anderen Personen, die das sechzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet hatten, es in die ersten Reihen drängte. Man konnte also seitens der Band mit ordentlich Zuspruch rechnen, aber nicht von mir. Der Juli und Silbermond-lastige Deutschrock der Truppe bekam noch mal einen Harmlosigkeitsfaktor hinzu, indem teilweise Sprüche von der Bühne geäussert wurden, für die eine Metalband von der Bühne geprügelt worden wäre. Da wurden Freundschaftsbekundungen ausgetauscht, Lobeshymnen auf die putzige Aufmachung des Publikums gesungen und weiter mehr. Nach dem dann auch noch einer der „Männer“ der Band den Spruch loslies: „Ihr seid so süß wie ein Zuckerbonbon“ (dieses reichlich despektierlich von einigen Metallern kommentiert, beschloss ich schleunigst, dass Festivalgelände zu verlassen. Ich sollte es auch nicht mehr betreten, sodass mein Kollege und ich nun aufbrachen und die Show von Nutellica ein anderer Redakteur bearbeiteten ließen. Soweit also mein Bericht, nun folgt jemand anderes.

El Capitan:

Als abzusehen war, dass sich der letzte Soundcheck des Abends seinem Ende näherte, füllte sich die Traube von Zuschauern vor der Bühne – sogar einige der anwesenden Rettungssanitäter reihten sich in die Riege des gut gelaunten Publikums ein, um den Headliner des Abends aus der Nähe betrachten zu können. Nutellica stimmte das Publikum auf die nun folgende Metal – Stunde durch das obligatorische Intro ein und begann schließlich mit „Creeping Death“ die von vielen lang ersehnte Mosh – Session. Die Party wurde durch „Sanitarium“ weiter entfacht und spätestens bei „For Whom The Bells Tolls“ konnte kaum mehr ein Kopf gesehen werden, der sich gar nicht bewegte. Dabei wurde die instrumental hervorragend dargebotene Leistung Nutellicas sowie die wirklich gelungene Akustik vor der Bühne des „Hütte Rockt“-Festivals, welche zusätzlich durch Bestrahlung des dahinterliegenden Bereichs auch atmosphärisch Ansprechend in Szene gesetzt wurde, nur durch einen kleinen, technischen Defekt einer Gitarre beim zweiten Track minimal gedämpft. Doch Nutellica verstand es, noch einen draufzusetzen: klatschende Hände bei dem Intro von „One“ und schwingende Matten bei „Master of Puppets“ zeigten, wie sehr es die Band versteht, das Publikum zu bewegen. Zwar war die Bühnenperformance selbst etwas zurückhaltend und leicht statisch, doch kennen wir diesen Umstand von Metallica auch, womit es dem Auftritt im Wesentlichen zu noch mehr Authentizität verhalf.

Nach „Seek And Destroy“ sowie dem lang ausgespielten „Fade To Black“ war jedoch nach sieben Stücken die Zeit des Abschieds gekommen. Die Veranstalter durften die Anwesenden leider nicht über Mitternacht hinaus beschallen und somit fehlten dem geplanten Set noch drei Titel. Gelohnt hat es sich dennoch!

Ein begeistertes Publikum sowie eine ausdrucksstarke Band ermöglichten dem ersten Festivaltag einen ansprechenden Abschluss.

Setlist Replica:
– Intro
– Just an illusion
– Electrify
– We are the sound
– Icy boy
– No escape
– How I feel
– Obsolete

Setlist Indoor:
– The waking up
– I don´t know
– Torn
– Your way
– Hoy los dioses estan con nosotros
– What they say
– Verano
– Short honesty (Schortens)
– You don´t know me
– Close your mouth

Setlist Radiant:
– Quiet table
– Sleep
– Explicable
– Tantrum
– Cemetary gates
– Enjoy
– Maroon

Setlist Nutellica:
– Creeping Death
– Sanitarium
– For Whom the Bells Tolls
– One
– Master Of Puppets
– Seek And Destroy
– Fade To Black

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Location: Open Air Gelände Harderberg Georgsmarienhütte
Datum: 24.08.2007
Autor: Nitro/El Capitan

Die Hütte Rockt, 2. Tag mit u.a.: Bitter Orange, Bitter Piece, Predator und Frog Bog Dosenband

Einen derartigen Medienrummel erleben lokale Konzerte nur selten – sogar bei der RTL-Spielshow „entern oder kentern“ waren Mitglieder des Veranstaltungsvereins präsent, um nicht zuletzt Werbung für ihre Sache zu machen.

Obwohl wir leider nichts mehr mitbekamen, wurde uns glaubhaft versichert, dass die Show trotz geringer Publikumsresonanz äußerst gut gewesen sei.

Als nächstes standen die Thrash-Metaller von Bitter Piece bereit. Während der Umbaupause sahen wir uns auf dem Zeltplatz um, auf dem geschätzte 40 Zelte ihr beschauliches Dasein fristeten – umgeben von bereits mehr oder weniger alkoholschwangeren Menschen, die uns größtenteils mit einem freudigen „Saufen“ begrüßten.

Zurück zur Bühne. Es gab die übliche Ladung hartes Brett, die man von der Combo um Sänger Mariano gewohnt ist. Mit kaum zu bremsender Freude am Spielen und am Herumposen schmetterten die Jungens in bester Slayer – Manier (na gut – fast!) ihre Stücke auf das Publikum.

Anfänglich bestand dieses nur aus der traditionellen eisernen Fangemeinde, welche die Band von jeher begleitet. Doch im Laufe der Zeit gesellte sich noch das eine oder andere „neue“ Gesicht dazu. Die Musik schien diejenigen, die nicht allein zum Saufen erschienen waren, zu überzeugen.

Glück gehabt: Denn als Drummer Maurice plötzlich innehalten musste, um die durchgeschlagene Basedrum zu wechseln, hatte Sänger Mariano genug Publikum, um die Wartezeit mit einem „Schrei-Contest“ zu überbrücken.

Thrashig ging es weiter mit Drone. Vor zwei Jahren beim Wacken:Metal:Battle in Osnabrück standen die Jungens bereits mit Bitter Piece auf der Bühne – und immer noch weiß ich nicht, wer besser ist. Ist aber auch müßig, darüber nachzudenken: auch hier sorgte eine überschaubare, aber engagierte Fangemeinde für reichlich Mattenschwingen vor der Bühne. Die Celleraner boten eine Show, die viel zu wenig honoriert wurde.

Im Anschluss stieg die Trueness, soweit noch möglich, weiter an: Predator, wieder aus Osnabrück, lieferten bissigen Power Metal. „Treibend und wuchtig“ schrieb ich einmal – eine Beschreibung, die dieses Mal nicht so ganz passte. Die Wucht dieser und der vorhergehenden Bands war zwar vorhanden, blieb zumindest meiner Wenigkeit weitestgehend verborgen.

Das lag jedoch keineswegs an Predator selbst, die gewohnt gekonnt und souverän ihr Set bestritten. Aber für richtiges Konzert-Flair fehlte am helllichten Tag einfach etwas, trotz der furiosen Ladung Metal, die uns entgegengeworfen wurde.

Dennoch hieß es danach erst einmal ein wenig chillen auf dem Zeltplatz. Nachtgeschrei? Ohnehin nur so eine 0-8-15 – Band, die sich für Mittelalter hält, weil sie einen Dudelsack spielen können, dachten wir.

Vorurteile machen das Leben zwar schön übersichtlich – jedoch nicht, wenn man sofort eines Besseren belehrt wird. Plötzlich ertönten feinste mittelalterliche angehauchte Rock-Klänge, die nicht nur uns dann doch wieder zur Bühne lockten.

Nachtgeschrei ist eine Band, die sich 2006 aus den Kadern einer Folk- und einer Death-Metal-Band zusammenschmiedeten. Und seitdem überraschend erfolgreich das Vorprogramm von Bands wie Subway to Sally, Shelmish und ähnlichen Szenegrößen bespielten.

Das nicht zu Unrecht, will ich meinen. Stimmlich und textlich wurde ich in der Tat ein wenig an Subway to Sally erinnert, musikalisch wirkten die sieben Musiker allerdings sehr viel treibender und rockiger als der herkömmliche Medieval Folk – allenfalls Vergleiche mit den neuesten Werken von Subway to Sally lassen sich begrenzt ziehen. Die Arrangements überzeugten jedenfalls eine Menge, die sich bald wild tanzend vor der Bühne verlustierte. Bis zu diesem Zeitpunkt war diese Band auf jeden Fall einer meiner Höhepunkte des Samstags, und sicherlich werde ich sie mir bei nächster Gelegenheit wieder zu Gemüte führen.

Ein rasanter Genrewechsel vollzog sich, der die Laune jedoch keineswegs beeinträchtigte. Die Hamburger Ska-Punk-Kapelle The Skatoons wirbelte mit tanzbaren, deutschsprachigen Stücken die Menge auf und brachte sie so richtig in Hochstimmung.

Da als nächstes der Gig des Headliners anstand, waren mittlerweile auch einige Leute mehr anwesend als am frühen Nachmittag. Die energiegeladene Show mit viel Witz und noch mehr guter Laune brachte die Menge zum Hüpfen und Tanzen. Eine klasse Band, die mir bisher kaum aufgefallen ist, obwohl sie doch recht bekannt zu sein scheint. Dennoch avancierte sie an diesem Tag neben Nachtgeschrei zu meinem zweiten persönlichen Headliner.

Als dann die Band Sauf… äh, die FrogBogDosenband auf dem Plan erschien, war für die Menge kein Halten mehr. Der größte Teil der Menschen drängte sich, laut „saufen“ skandierend, in Richtung Bühne – ein anderer, aber weit kleinerer, stürzte zum Ausgang.

Bei dem ersten Stück „Zitronenmann“ gab es schließlich kein Halten mehr. Gemäß der Bandattitüde war der größte Teil des Publikums sternhagelvoll und wankte mehr, als dass er tanzte. Dennoch – oder gerade deswegen – wurde fleißig mitgegröhlt, was die Raucherlunge hergab.

Die skurilen Texte, neben den lustigen bunten Verkleidungen ein Markenzeichen der Band, scheinen doch eine gewisse Anziehungskraft zu haben. Das nicht zu Unrecht, wie ich persönlich finde, denn trotz des hohen Blödelfaktors sind durchaus intelligente Wortwitze vorhanden, über die man auch ohne maximalen Alkoholpegel schmunzeln kann.

Das war ohne weiteres auch hier möglich, da die Band mit viel Bier, Bravour und Blödeleien einen Auftritt hinlegte, der sich sehen lassen konnte. Musikalisch recht belanglos, gaben die Stimmungskanonen der Menge ein Gefühl wie zu Fasching. Und für Publikum, das dieses mag, besetzten die Musiker sicher zu Recht den Posten des Headliners. Zumindest ließ die begeisterte Symbiose aus Jubeln, Singen, Brechgeräuschen und der Musik diesen Schluss zu, die uns bis zum Ausgang geleitete.

Nicht zu Unrecht haben die Organisatoren für dieses hervorragend organisierte Festival viel Lob einstecken dürfen: Ein Line-Up, das wohl für jeden Besucher etwas bot, eine angenehme Atmosphäre – und das alles ehrenamtlich als „Freizeitengagement“. Hut ab für diese gelungene Premiere, die hoffentlich im nächsten Jahr ihre Fortsetzung findet.

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Location: Open Air Gelände Harderberg Georgsmarienhütte
Datum: 25.08.2007
Autor: Tim

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