Neben fröhlich aggressivem Pogen, Stage-Diving, Headbanging und großartiger Musik bringen Heavy Metal Indoor-Festivals in Berlin und an anderen Veranstaltungsorten oft auch versteckte Gefahren mit sich. Besonders, wenn sie mehrere Tage andauern. Die Risikoentwicklung ist hierbei meist schleichend. Und sofern dabei keine Brandwache für Berlin eingesetzt wird, werden die Gefahrenquellen und Risiken oft erst erkannt, wenn es schon zu spät ist.
Akkumulation brennbarer Materialien

Die Gefahren sind vielfältig: Brennbare Materialien häufen sich an, technische Geräte werden überlastet, und das Sicherheitspersonal ermüdet mit jedem Tag. Auch werden gleichzeitig Fluchtwege enger und die Raumtemperatur steigt stetig an. Welche weiteren verborgenen Brandrisiken bei Heavy Metal Indoor-Festivals lauern, untersuchen die nächsten Abschnitte genauer.
Wenn viele Besucher Speisen und Getränke auf mehrtägigen Metal-Festivals konsumieren, kommt es mit der Zeit zu einer Ansammlung von Verpackungen. Das ist aber nicht alles. Darüber hinaus sammeln sich auch Flyer, Poster und andere Werbematerialien an, die verteilt werden. Zudem bringen viele Fans auch ihre eigenen Sachen mit. Dazu gehören Kleidung, Schlafsäcke oder Banner, die unbeaufsichtigt liegen bleiben können.
Zu der weiteren Akkumulation brennbarer Materialien trägt auch die Festival-Infrastruktur selbst bei, und zwar mit Kabelummantelungen, Vorhängen, temporären Trennwänden und Bühnenelementen. Diese Materialanhäufung führt mit der Zeit zu einer Verstopfung wichtiger Durchgänge und Notausgänge.
Auf dem Festival wird neben hartem Alkohol auch gerne das eine oder andere Bierchen getrunken. Spätestens bei professionellen Feuerspuckern oder einem flambierten Gourmetgericht weiß man, dass Alkohol mit Feuer besonders gut kann. Daher ist es besonders gefährlich, wenn die eben genannten Materialien mit Flüssigkeiten wie Alkohol oder anderen brennbaren Substanzen in Kontakt kommen. Der Worstcase ist dann perfekt, wenn sich die angesammelten brennbaren Materialien mit eingeschränkten Fluchtwegen kombinieren. Das hat im Notfall verheerende Folgen.
Erschöpfung technischer Ausrüstung
Verstärker, Mischpulte, Lichtanlagen und Spezialeffektgeräte werden bei Metal-Festivals extrem beansprucht. Die oft pausenlos laufenden Geräte erzeugen dabei viel Wärme, was besonders in geschlossenen Räumen ohne ausreichende Belüftung der Fall ist.
Ein weiterer Erschöpfungsfaktor ist der typische Staub bei Konzerten. Das ist eine Mischung aus Schweiß, Haaren, Kleidungsfasern und Bühnennebel. Dieser Staub setzt sich in Lüftungsschlitzen fest und verhindert die notwendige Kühlung der Geräte. Auch können Kabel durch ständige Nutzung beschädigt werden. Kurzschlüsse sind dann vorprogrammiert.
Zwischen den Shows haben Techniker auch oft nur wenig Zeit, um gründliche Inspektionen durchzuführen. Checks finden dann vielleicht nur oberflächlich statt. Ist ältere oder gemietete Ausrüstung im Einsatz, kann diese dem Dauerbetrieb nicht immer standhalten. Es ist also die Kombination aus Überhitzung, Staubablagerungen und Materialermüdung, die leicht zu Bränden führen kann.
Ermüdung des Sicherheitspersonals
Neben den eben erwähnten Geräten, die ermüden können, gibt es auch eine menschliche Komponente, die ebenfalls ermüden kann. Denn das Sicherheitspersonal arbeitet während mehrtägiger Metal-Festivals oft in langen Schichten unter lauten und stressigen Bedingungen. Bereits nach dem ersten Tag setzt körperliche Müdigkeit ein. Und wenn dann als Konsequenz die Konzentration nachlässt, können wichtige Anzeichen für potenzielle Brandgefahren leichter übersehen werden.
Zudem erschwert die konstante Lärmbelastung die Kommunikation zwischen den oft temporär eingestellten Sicherheitskräften erheblich. So können wichtige Durchsagen oder Warnungen untergehen. Das gilt besonders für die späten Nachtstunden oder dem letzten Festivaltag. In diesem Zeitraum ist die Reaktionszeit des Personals oft deutlich verlangsamt.
Verkleinerung der Fluchtwege
Zum Auftakt mehrtägiger Metal-Festivals sind Fluchtwege meist noch gemäß den Sicherheitsvorschriften breit und zugänglich. Das ändert sich allerdings mit der Zeit. Um mehr Merchandise oder Essen anzubieten, werden über die Tage nämlich zusätzliche Verkaufsstände aufgebaut oder bestehende erweitert.
Auch tragen Besucher selbst zur Verkleinerung bei. Wie das? Sie stellen gerne einmal persönliche Gegenstände in Gängen ab oder verwandeln Durchgänge zu Treffpunkten. Ein weiterer Verkleinerungsfaktor sind oftmals temporäre Absperrungen (z.B. VIP-Bereiche), die manchmal länger stehen als geplant. Das Ergebnis? Die Realität weicht deutlich von dem ursprünglich geprüften und abgenommenen Fluchtwegeplan ab, was im Notfall fatale Folgen hat.
Steigende Raumtemperatur in Gebäudestrukturen
Da jeder Mensch Körperwärme abgibt, kommt bei wild tanzenden Metalfans mit der Zeit so einiges zusammen. Hinzukommen Scheinwerfer, Verstärker und andere elektronische Geräte, die den Raum zusätzlich aufheizen. Die Sauna ist perfekt, wenn das entsprechende Indoor-Festival in alten Hallen oder umfunktionierten Industriegebäuden stattfindet, das oft keine modernen Klimaanlagen hat.
In oberen Stockwerken und unter dem Dach sammelt sich die Wärme besonders gerne an. Dadurch werden Bauteile wie Holzbalken oder Dämmungen mit jedem Veranstaltungstag wärmer und senken ihre Entzündungstemperatur. Dadurch können Materialien, die normal nicht leicht brennen würden, nach Tagen der Hitzeeinwirkung viel schneller Feuer fangen. Ein Brand ist da bei einem kleinen Funken von einer Lichtanlage oder einem Spezialeffekt schnell entfacht.
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Autor: Grisu, der kleine Headbänger
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