Interview mit Fuchs & Volk-Man (Die Apokalyptischen Reiter) vom 29.04.2007

OM: Hallo Jungs, schön dass ihr Zeit gefunden habt! Ohne nun groß um den heißen Brei herum zu reden komm ich einfach gleich auf den Punkt.

Großes Getöse um Taake und deren Auftreten. Heute Abend hättet ihr euch ja eine Bühne mit ihnen teilen müssen. Was sagst du zu dem ganzen Rummel und dem Verhalten von Taake?

Fuchs: Also wir hätten mit dieser Band nicht die Bühne geteilt und es ist eine ziemliche Dummheit soetwas zu machen. Seinen Bus mit „Hitler on Tour“ zu bemalen, das geht einfach nicht und ist einfach geschmacklos!
Ansonsten sind wir was das angeht ja nicht so streng, das hatten wir ja auch zum Beispiel in Russland mit den Fahnen.

Volk-Man: Das sagt dir aber jeder, dass so etwas passiert. Dass die Leute dann dastehen mit ihren Fahnen, aber da kannst du nichts machen. Du kannst nicht einfach von der Bühne gehen.

Fuchs: Ja das hat aber auch eine ganz andere Bedeutung! Es gibt auch Kulturen, da hat das Hakenkreuz immer noch eine sehr positive Bedeutung. Wenn du in Asien unterwegs bist, da siehst du drei, vier, fünf oder sechs Meter große Hakenkreuze und denkst dir ,,Oh Gott, was ist denn hier los!“ Da haut dir aber keiner aufs Maul, eher im Gegenteil.
Aber ich glaube, dass war eine sehr sehr dumme Geschichte und die Karriere endet einfach sicher abrupt!

Interview mit Fuchs & Volk-Man (Die Apokalyptischen Reiter)
Interview mit Fuchs & Volk-Man (Die Apokalyptischen Reiter)

OM: Da sind sich glaube ich alle einig. Dann seid ihr dieses Jahr zum zweiten Mal in Folge auf dem Wacken Open Air. Andere Bands sagen, dass sie nur alle 2 Jahre kommen …

Fuchs: … na weil die nur alle 2 Jahre dürfen! (lacht)
Nein, ich glaube der Gig letztes Jahr hat sehr viel dazu beigetragen. Die Reaktion der Fans war einfach unglaublich. Das war einfach unglaublich fett, das hat uns selbst extrem beeindruckt.

OM: Und ist von Eurer Ballon-Aktion eine Rückmeldung gekommen? Da handelte es sich ja um Freikarten für ein Jahr Reiter.

Fuchs: Also wir haben das in der Schweiz noch einmal gemacht und dann hat es wohl wirklich jemand bekommen, aber der hat es dann irgendwie nicht geschafft sich zu melden.
Volk-Man: Grundregel des Rock ́n ́Roll, das kannste auch schreiben: Mit dem Kopf durch die Wand, weil mit Nettigkeiten kommst du nicht weiter!
(Alle lachen)


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OM: Ihr seid relativ frisch von eurer Ost-Tour zurück gekommen. Hab ihr zu Anfangszeiten jemals daran gedacht, dass ihr so weit mit eurer Musik kommt?

Fuchs: Das hat uns selber ganz extrem überrascht, weil uns war gar nicht bewusst unsere Musik dort überhaupt bekannt ist, dass wir dort bekannt sind. Und das ist wie eine Welle wirklich auf uns eingeschwappt, dass da zum Beispiel in Moskau 1000 Leute vor der Hütte standen! Also wenn wir in Deutschland mal 1000 Leute haben dann ist das wirklich ein großer Renner.
Auch die erste Show da, die Leute waren so fanatisch. Es ist alles viel viel größer, es wird viel mehr Wodka getrunken, die Leute sind sehr herzlich und gastfreundlich und die Fans sind wesentlich durchgeknallter.

Die Securities stehen dann da auch mit Anzug und Krawatte vor der Bühne und wenn dann einer der Fans auf die Bühne will wird der da auch mal runtergeprügelt, also wirklich brutal. Naja, ist halt eine andere Mentalität und das ist wirklich brutal.
Oder der Promoter möchte dir dann Prostituierte bezahlen und schleppt dich dann nach dem Auftritt in einen Strip-Club und du willst eigentlich nur ein Bier trinken, während er dir dann Geld in die Hand drückt, was du der Tänzerin in den Schlüpper schieben sollst. Das war einfach nur Wahnsinn, aber einer muss es ja machen. (grinst)
Dschinghis Khan… Das war da auch ein Hit, komischerweise. Aber das geht da auch alles über Pressekonferenzen und Radio und TV-Sender. Das ist einfach nur Wahnsinn!

OM: Klingt auf jeden Fall sehr beeindruckend! Aber was uns auch auf der Seele brannte, wieso habt ihr euch gerade für diesen Namen entschieden und keinen anderen genommen? Das klingt ja nun mehr nach Zerstörung, Gewalt und Weltende.

Fuchs: In der Vergangenheit war der Name sicherlich mehr Programm. Zerstörung, ist ja aus der Bibel, falls es jemand nicht weiß, Johannes Evangelium, das Ende der Welt. Die Inhalte der Band haben sich sicherlich im Laufe der Jahre etwas geändert.
Wir stehen eigentlich mehr für eine positive Lebenshaltung, aber wenn man dann als 15 oder 16 Jähriger anfängt in einer Band zu spielen, zumindest war es bei uns so, da suchst du dir halt einfach einen Namen der provoziert. Sicher das siehst du dann Heute etwas differenzierter…

OM: Gut, aber vielmehr seid ihr ja schon fast für Eure außergewöhnlichen Einfälle bekannt. Ich spreche da von Dingen wie der Wall of Love, die Auspeitschrituale mit Dr. Pest oder einfach der Sonne. Wie kommt man auf so etwas?

Fuchs: (Lacht) Wir sind die einzige Band die… wie kommt man auf sowas, gute Frage! Also ich denke, dass wir einfach eine sehr kreative Band sind und dann ist es auch einfach der Spaß und die Freude, sich neue Dinge einfallen zu lassen und das den Leuten zu präsentieren. Wenn du jetzt 20 jahre die selbe Show spielst wird es auch irgendwann für dich selbst langweilig, sicher kannst du es auch nur auf die Musik reduzieren, du stellst dich auf die Bühne, spielst dein Ding runter, aber wenn du live spielst ist das dann etwas schwerer und es gehört einfach dazu. Es ist halt schon das spontane und ein gewisser Rock ́n ́Roll Faktor bei uns da. Dann bist du kurz vor der Show und hast irgendeine Eingebung oder siehst du Backstage irgendwas und denkst dir, hey, das bringst du in die Show ein und wenn es irgend ein Stift ist.
Aber es ist halt ein Unterschied ob du uns jetzt live auf der Bühne siehst oder dir due Reiter zu Hause anhörst. Wir sind halt nicht nur irgendeine Spaßband, wir wollen auch viel Inhalt und Botschaft rüber bringen und ich hoffe, dass sich die Leute zu Hause auch mal hinsetzen und sich die Lieder anhören und sich fragen, was wollen die mir hier eigentlich sagen, was erzählen dir mir? Aber Live ist es eben Unterhaltung, die Leute wollen Spaß haben, die wollen durchdrehen, die Leute wollen trinken und andere Leute treffen.
Es ist einfach anders als wenn ich zu Hause vor dem Rechner sitze und mir da mein Leid von der Seele schreibe, als wenn ich jetzt auf einem Konzert bin, weil da will ich ja auch nur meinen Spaß haben.

OM: Natürlich gibt es Unterschiede von dem Live-Erlebnis zu der Umgang mit der Musik zu Hause. Aber wenn wir schon einmal bei den Fans sind, was war das außergewöhnlichste was ihr jemals erlebt habt?

Fuchs: Oh Gott, da sind einige Sachen zum Teil so privat, die darf ich gar nicht erzählen, aber egal! Was soll ich da erzählen? Gut das ist schon lange her, aber da war mal einer, der wollte uns einfach nicht fahren lassen, aber nein…
Das was ich vorhin gesagt hatte, in Russland, dass sich die Leute da mit den Securities geprügelt haben und das schien einfach so normal… so als wenn die das immer machen würden. Zumal wir hatte vorher gesagt, die dürfen auf die Bühne, lasst die doch machen, aber die haben dann halt doch eingegriffen, das war richtig krass.
Na oder halt diese Sachen, dass die Fans dir Briefe schreiben, über eigenen wirklich privaten Probleme und irgendwie erwarten, dass du denen helfen kannst. Das ist schon krass und da merkt man dann auch irgendwie was man mit der Musik eigentlich überhaupt erreichen kann.
Und was natürlich einfach sehr schon ist, dass man über die Jahre auch richtige Freundschaften entwickelt und das ist einfach eine schöne Sache.

OM: Na es ist ja auch einfach schön zu wissen, wenn man irgendwo hin fährt, dass da Leute sind die man kennt. Aber wenn wir nun schon bei nicht alltäglichen Dingen sind, was war das schlimmste was euch bisher auf der Bühne passiert ist?

Fuchs: Da gibt es auch unzählige Storys.. (Lacht) Das geht ja schon bei Verspielern los oder bei irgendwelchen technischen Problemen, wo dann etwas ausfällt bis hin zu Bühnen die einfach zusammen brechen.
Vor vielen Jahren sind wir einmal gar nicht auf die Bühne gekommen, weil die einfach weggeflogen ist. Da war halt Sturm, als wir damals mit In Extremo zusammen gespielt haben und da hieß es, ihr habt eine dreiviertel Stunde, aber das war Käse. Weil wenn eh der Sturm kommt musst du ja schon das Programm kürzen und der kam dann auch in 10 Minuten. Zwei Songs haben wir gespielt, dann kam der Regen und zwei Meter rechts und links nebeb dem Schlagzeug, was auf einem Podest stand, sind dann die Becken runtergeflogen. Dann kam auch der Veranstalter auf die Bühne und hat gesagt, bringt euch in Sicherheit! Bringt euch in Sicherheit… 5000 Leute..! Das war Wahnsinn! Danach haben wir dann Merchandise verkauft. Das Keyboard ist abgesoffen, das war schon alles abgeklemmt und mit Folie bespannt und das war zum Glück ein Doppel-Gig und wir haben dann den nächsten Tag dann zusammen gespielt mit In Extremo und das ganze dann auch ohne Sturm.

OM: Und was habt ihr vor der Band gemacht? Also jetzt im Ausbildungsbereich oder Berufe?

Fuchs: Naja also nichts so richtig. Ich bin ja außenwirtschaftlicher Betriebsleiter eigentlich, aber ich habe nie wirklich in dem Job gearbeitet. Ich hab eigentlich hauptsächlich Musik gemacht und vorher 4 Jahre in einer anderen Band gespielt gehabt. Davor hatte ich dann noch ne andere Band und eigentlich lief das alles so neben der Schule. Zum Beispiel bin ich zu meinem Direktor als ich zur Prüfungszeit im Studio war und irgendwie hab ich den Abschluss dann ja doch noch geschafft. Und als das halt noch nicht gereicht hat, um davon leben zu können halt mal da und da gejobbt und ich male ja auch nebenher.

OM: Solang man davon leben kann ist doch alles im grünen Bereich, aber mir wurden vorhin noch zwei Stichpunkte zugeschustert! Alkohol und Drogenexzesse.

Fuchs: (Schnauft) Na du bist ja gerade dabei… Nein, aber Früher war das alles viel schlimmer. Also wir sind fast mal von einem Festival geflogen, wo wir selbet gespielt haben, weil die gedacht haben, das sind irgendwelche Assis die da sind um einfach zu randalieren.
Nur um es mal anzureißen… Es gab halt auch Klopapierrollen oder Stühle die aus dem Hotelzimmer geflogen sind, aber eigentlich sind wir ganz lieb.

OM: Ein schöner Schluss und was lernen wir dann hier raus? Genau, die Reiter sind auf der Bühne zwar ziemlich abgedreht, aber dahinter ein ganz nettes Völkchen.

Ich bedanke mich für das Gespräch!

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Autor: Biene

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