Exklusiv-Interview mit Marco Wriedt & Harry Oellers (Axxis) vom 30.11.2007

Steckbrief:
Name: Harry Oellers
Alter: alt
Position in der Band: Keyboards
Equipment: Roland XV 40-80 Expander mit eigenen Samples, Roland JPE 8000, Hammond XP2 und im Studio ab und an nen Matrix
Job in der Band außerhalb der Musik: Produzent, Verleger, Ansprechpartner für alles Lieblings Drink: Bier
Lieblingsessen: Kohlrouladen und gefüllte Paprika
Lieblingsalbum: Made In Japan – Deep Purple

Name: Marco Wriedt
Alter: 23
Position in der Band: Gitarrist, Backing Vocals
Equipment: Dean Gitarren, Peavy Amps und Line6 Effekte
Job in der Band außerhalb der Musik: Gitarrenlehrer
Lieblings Drink: Apfelschorle
Lieblingsessen: Sushi
Lieblingsalbum: A Night At The Opera – Queen

Marco Wriedt & Harry Oellers (Axxis)
Marco Wriedt & Harry Oellers (Axxis)

OM: Glückwunsch zu dieser Tour, ist ja schon ein geiles Paket!
Erstmal: Wie kommt man an einen solchen Platz? Und hat das mit den alten Kontakten zu tun? Ihr wart ja vor einiger Zeit schon mal mit Helloween unterwegs.

Harry: Letztes Jahr. Letztes Jahr sind wir quasi bei ein paar Shows eingesprungen, wo der Support weggefallen war. Oder sie haben Shows noch nachgeholt und dafür ne Supportband gesucht. Da Helloween beim gleichen Management ist wie wir lag es natürlich nah das wir die Shows übernehmen. Es waren vier Stück und da haben sich die Bands halt kennengelernt. Ich will nicht sagen angefreundet, aber wir kommen miteinander klar. Da lags natürlich nah, dass im Zuge, als die nächsten Veröffentlichungen anstanden, eine komplette Europatour angedacht war und als wir in die Planung gingen hat die Plattenfirma auch mitgespielt, weil es ja auch ein Kostenfaktor ist. So haben wir das alles dann ins Rollen gebracht, dann kamen Gamma Ray noch mit ins Boot und jetzt haben wir ein cooles Metal…Power…Rock…Irgendwas Package hier zusammen und das ist natürlich die Vollbedienung für die Fans.


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OM: Du hast es ja schon ein bisschen anklingen lassen. Wie benehmen sich die Jungs von Gamma Ray und Helloween hinter der Bühne? Ist es mehr wie auf einer Ebene oder eher als Vorband?

Harry: Ich sag mal so, von dem was hinter der Bühne abgeht, sind alle Bands eigentlich gleichberechtigt. Wir sind eigentlich schon befreundet. Wir spielen auch über Teile der Anlage von Gamma Ray, weils platzmäßig auch gar nicht anders geht. Und wie du heute auch gesehen hast haben wir auch das Drumkit mit dem Dan Zimmermann geteilt usw. Da gibt’s halt ne gute Abstimmung der Bands untereinander. Klar, wir sind der Opener und haben natürlich die kürzeste Spielzeit, weil in diesem Tross Helloween und Gamma Ray auch ein bisschen bekannter sind. Jetzt vielleicht nicht in Deutschland, aber im Ausland auf jeden Fall, wo wir ja hauptsächlich spielen. Aber ich sags mal so, als Opener hat man durch die kurze Spielzeit viel vom Tag und man kann sich eine Menge angucken von den Städten und so. Aber es ist schon eine sehr coole Situation, zumal wir auch mit der Crew gut harmonieren und es eine gute Teamleistung gibt. Wir haben auch keine Abstriche im Sound oder so was.

OM: Auch eure Tourkollegen haben dieses Jahr neue Alben auf den Markt geworfen. Kommentiert beide Platten doch bitte kurz und dann sagt mir doch mal warum eure Platte besser ist das die anderen beiden?

Marco: Das neue Helloween Album ist halt, ja, sie haben es geschafft alle Helloween Trademarks der Achtziger und der modernen Phase, „The Dark Ride“ usw. zu vereinen, meiner Meinung nach. Und die Produktion ist wirklich fett und bombastisch. Da ist alles dabei was Helloween ausmacht. Ne geile Pop-mäßige Single, bombastischer Mittelteil, harter Opener. Also wirklich sehr, sehr geil. Gamma Ray ist für mich typisch Gamma Ray. Das ist klasse wie immer, aber ich hab, ehrlich gesagt, das neue Album erst einmal gehört.

OM: OK, und warum ist euer Album jetzt besser?

Harry: Ich glaub es gibt in der Musik kein besser oder schlechter ab nem gewissen Standard. Das ist alles ne Sache von Geschmack und gerade wenn man sich im selben Genre bewegt gibt es da, meiner Meinung nach, kein „Oh, die haben da was besseres gemacht“. Axxis haben ihren eigenen Stil und die beiden anderen Bands auch, da kann man nicht sagen die einen sind besser oder schlechter. Es ist mehr eine Sache den Geschmack der Fans zu treffen, oder nicht. Axxis haben da von dem Axxis-typischen wieder einiges drin. Und wenn Ichs jetzt mit unseren Alben vergleiche, dann würd ich sagen, es ist besser als der Vorgänger.

OM: (verzieht sein Gesicht)

Marco: Da geht’s schon wieder los…
Harry: In Deutschland, sicher darüber können wir diskutieren. Aber es mit den anderen Bands zu vergleichen ist auch irgendwie unfair. Weil sie halt auch nen ganz anderen Stil machen.

OM: Na gut, dann kommen wir zu eurem neuen Album. Ich habe in mehreren Reviews gelesen und ich finde das auch, dass ihr eine Entwicklung hin zum mehr romantisch/ kitschigen macht, vom letzten Album zu diesem Album. Und die Frage ist jetzt: Warum? Ist das Zufall, ist das die natürliche Entwicklung oder ist das schon bewusst?

Marco: Romantisch/ Kitschig hab ich noch nie gehört. Ich find eher, dass das Album rockiger klingt als das letzte Album. Das letzte Album war vom Sound und von der Produktion her eher glatt. Es hat keinem weh getan. Es war zwar heavier, aber es tat keinem weh. Das neue Album ist rotziger. Rotziger produziert und das Klangfeld ist einfach noch härter. Und wir haben auch lustige Sachen drauf, wie z.B. „Revolutions“, sonen Axxis Song gabs noch nie, der aber dann auch nicht so wirklich viel mit dem letzten Album zu tun hatte.
Harry: Also ich sag dazu mal folgendes: Als damals die Axxis „II“ raus kam, so mit „Little Look Back“ und „Touch The Rainbow“, da haben viele Leute auch gesagt es ist kitschig im Vergleich zum Vorgänger. Und heute gehört es bei Axxis zu den Klassikern. Deswegen kann ich das nicht ganz nachvollziehen, aber ich sag mal so: Jeder Musikgeschmack ist anders und es gibt halt Leute die schnelle Melodien als kitschig empfinden.
Oder wenn man dann eine Passage spielt wie z.B. bei „Doom Of Destiny“, so didididididididi (spielt auf seinem unsichtbaren Keyboard), dann ist das vielleicht für manche Leute kitschig.

OM: Ein bisschen Geschmackssache ist das sicherlich.

Marco: Was hältst du denn vom neuen Album?

OM: Also ich fand das alte, also das „Paradise in Flames“ auch besser. Ich hab die neue aber auch nicht so häufig gehört. Was mir dabei aber aufgefallen ist, dass Lakonia ein bisschen seltener zu hören war. Ist das so gewollt? Und die zweite Frage: Ist sie Bandmitglied oder nicht?

Marco: Die ist weg.
Harry: Die ist weg, ja. Es ist ja so, dass Lakonia ein Produkt von Bernhard (Weiß – v.) und mir ist. Das heißt wir haben Lakonia als Soloprodukt, ja, ich sage mal hochgebracht. Das war als Soloprodukt geplant und im Zuge dessen haben wir uns gedacht, wenn sie jetzt bei Axxis mitsingt wird ihr Name schon mal bekannt. Und über diesen Markeneffekt und die Cross Over Promotion haben wir uns gedacht, wir könnten ihr Album besser verkaufen. Und als die Aufnahmen dann schon abgeschlossen waren, der Gesang schon aufgenommen war haben wir dann, in Absprache mit ihr, beschlossen, da es in Zuge dieser Helloween-Tournee natürlich ne Megapromotion gibt, sie doch wieder auf das Album drauf zu nehmen. So war das ganze geplant und wir haben ein paar Vocaltracks mit ihr aufgenommen. Und es mag halt sein, dass sie dadurch, dass es nicht geplant war, etwas ins Hintertreffen geraten ist, um dann mit ihr diese Helloween-Tournee zu machen, die sie dann kurz vorher abgesagt hat.
Aus privaten Gründen, wie auch immer. Das ganze ist aber schon ein bisschen ärgerlich für uns, dass da Absprachen nicht eingehalten worden sind, aber letztendlich haben wir nen Ersatz gefunden um das Live kompensieren zu können. Die Ana von der Band Magica macht das jetzt und das ist auf jeden Fall ein adäquater Ersatz. Ist natürlich schade, dass die Promotion die Lakonia jetzt hätte haben können den Bach runter geht.

OM: Kommen wir zum Titel: Was soll er bedeuten und was ist euer „Doom Of Destiny“?

Harry: Also, entstanden ist das letztes Jahr, als wir mit dem Bayrischen Landestheater zusammen, mehr oder weniger, ein paar Songs geschrieben haben. Das war für eine Rock/ Metal-Performance, die hieß das „Prometheus Brain Project“. Da ging es darum, dass wir gebeten worden sind, Songs zu schreiben unter dem Gesichtspunkt Globalisierung und unter dem Gesichtspunkt der griechischen Mythologie, speziell Prometheus, der ja den Menschen den Fortschritt, das Feuer gebracht hat und damit die Globalisierung usw. Und es ging darum, die Kritik, die damit einherging. Und im Zuge des Songwritings und der Texte dazu sind natürlich viele Diskussionen aufgekommen über das Schicksal und wie wir das Schicksal bestimmen.
Prometheus, ist dass Mythologie oder ist es Wahrheit, wird das Schicksal von jemandem bestimmt oder gelenkt oder ist es reiner Zufall. Kann man das Vorhersagen oder ist alles Vorbestimmt. Im Zuge dieser Diskussion sind dann auch schon die ersten Ideen für das neue Album entstanden und letztendlich dadurch auch der Titel „Doom Of Destiny“.

OM: Gut, dann zu einem Song: Warum ist der Teufel eine Frau?

Harry: Dein Song. (Zeigt auf Marco).
Marco: Ja, ja…

OM: Gott ist ja bekanntlich auch ne Frau.

Marco: Ja, genau, das auch, aber wir wollten eigentlich für das neue Album einen bekloppten Titel haben. Wir wissen ja alle, dass die Frauen die Männer ja in einer gewissen Art und Weise lenken und damit unser „Doom Of Destiny“ sind. Frauen können mit den Männern ja machen was sie wollen.
Harry: Das stimmt nicht.
Marco: Jedenfalls war das bei mir so. Und „Devilish Belle“, besonders das französische…OK, ist vielleicht auch ein bisschen Kitsch, aber cooler Kitsch. Es sollte einfach ein bisschen Spaß und vielleicht ein bisschen Glamour rüberbringen.

OM: Kommen wir zur letzten Frage über eure Musik. Woher nehmt ihr die Inspiration? Gibt’s spezielle Orte, Techniken etc. oder setzt ihr euch einfach hin und es kommt von alleine?

Harry: Ich glaub da hat sich jeder sein eigenes Konzept zu Recht gelegt wie so was standardmäßig abläuft. Also ich mach das Songwriting hauptsächlich bei mir zu Hause. Ich hab da ein kleines Studio eingerichtet indem ich arbeiten kann. Ich setz mich denn da rein, schließ die Tür ab, mach das Zimmerchen zu und dann kommt es meist von ganz alleine. Da kommen mir die besten Ideen, aber ich denke mal da ist jeder anders und da geht jeder anders mit um.

Bei mir ist das so und ich brauch dazu auch meine absolute Ruhe. Ich darf nicht gestört werden und darf auch keine Einflüsse haben. Für mich ist die Beste Zeit fürs Songwriting morgens nach dem Aufstehen, wenn ich noch kein Radio, kein Fernseher und keine Musik gehabt hab. Keine Einflüsse des Tages, man geht quasi ganz nackt in diesen Tag rein und da kommen einem die besten Gedanken. Mir kommen zumindest da die besten Ideen. Aber wie gesagt, es ist bei jedem anders.

OM: OK, dann lasst uns mal zu den eher abseitigen Fragen übergehen.

Marco: Das sind immer die Besten. Abseitiges und Abgründiges…
(Tourleiter Uwe setzt sich dazu)

OM: Abgründiges gibt’s später, erstmal zur Alienfrage. Wenn er (zeigt auf Uwe) ein Alien wäre, wie würdet ihr ihm eure Mucke beschreiben und was würde er von euch zu hören bekommen?

Marco: Er ist ein Alien. OK, damit er Axxis Sachen kauft?

OM: Wie würdest du ihm deine Band erklären?

Marco: OK, Nimm Queen, Iron Maiden, nimm Black Sabbath und nimm von mir aus auch Judas Priest, alles in einen Topf einmal ganz, ganz, ganz, ganz krass rühren und dann hast du Axxis.

OM: Und einen Song den du ihm bieten würdest?

Marco: „Ecstasy“ vom „Matters Of Survival“ Album.

OM: So kommen wir zu ein paar Worten, die ihr kommentieren sollt. Zuerst: Zu Hause, also Heimat.

Harry: Heimat, da sag ich meine Familie.
Marco: Meine Gitarren, mein Kölle, Hard Rock Cafe und…guter Rotwein. OM: Geld!
Harry: Schön wenn mans hat.
Marco: Ja was willst du da drüber sagen? Die schönsten Sachen kann man für Geld nicht kaufen. Harry: Ja das stimmt.

OM: Metal.

Harry: Lebensinhalt.
Marco: Joa, ist ne schöne Sache. Deswegen sitzen wir hier.

OM: Stellt doch mal ne Band für euch zusammen aus noch lebenden Musikern.

Marco: Boa, das ist schwierig, ich glaub ich spiel Gitarre. Nein….

OM: Doch, die Band soll für dich sein.

Marco: OK, der zweite Gitarrist ist Steve Vai, Gesang…suchen wir erstmal nen Bassmann. Steve Harris. Schlagzeuger
ganz klar, Tommy Aldrich, Keyboarder Rick Wakeman und Sänger ist dann Peter Gabriel. Stellt euch nur mal Peter Gabriel mit Steve Vai vor.
Harry: Also ich würd als Bassisten. Neil Murry nehmen, als Sänger Brian Adams, begnadet, als Keyboarder Elton John, der spielt Klavier wie die Hölle. Gitarrist Richie Blackmore und ne zweite Gitarre brauch ich bei der Besetzung gar nicht. Richie macht das schon.

OM: Gut, die Zeit ist auch fast um, dann machen wir noch die Religionsfrage. Es ist ja ein häufig diskutiertes Thema in der Metalwelt. Gehört Religion in die Musik? Sollte man darüber schreiben oder sollte man es besser völlig lassen?

Harry: Texte und so, oder wie?

OM: Auch Einstellung.

Harry: Wir schreiben ja auch zum Teil kritische Texte. Auf „Doom Of Destiny“ wird sich ja auch ein bisschen mit der arabischen Religion kritisch auseinander gesetzt. Son bisschen zum Abbau von Vorurteilen. Aber ich sag mal so, man muss auf jeden Fall vorsichtig sein mit solchen Sachen. Es passt zusammen, aber es ist nicht ausschließlich so, weil sich Metal nicht aus der Religion ansich begründet.
Metal ist ne Lebenseinstellung, deswegen würde ich das Thema nur vielleicht mal in einem Text anschneiden.

OM: Ja, damit sind wir am Ende, danke fürs Interview. Gibt es noch irgendwas, was ihr der Nachwelt hinterlassen wollt?

Harry: Also…ich bin der Überzeugung, dass die Band Axxis unterbewertet ist und der wahre Wert dieser Band noch nicht erkannt wird. Aber das wird die Nachwelt dann irgendwann mal erfahren, ungefähr so wie bei Rembrandt, der so 200 Jahre nach seinem Tod mal das Glück hat, dass einer sagt: Mensch, das gefällt mir aber echt gut.
Nicht das wir jetzt zu wenig Erfolg haben, aber es ist einfach zu unterschätzt, zu unterbewertet. Marco: Öhm, da fällt mir jetzt nichts ein, deswegen lass ich es lieber.

OM: OK! Dann danke ich für das Interview!

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Autor: Zwiebel

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