Interview mit Andrea Böll (Vocals, Percussion) von INFINITAS

Die von Piri Betschart und Selv Martone 2009 gegründete Band INFINITAS haut ordentlich auf den Putz. Diverse Metalstile werden mit einem eher folkigen Violineteppich und der vielseitigen Frauenstimme in Einklang gebracht. Seit 2015 schafften es die Muotathaler auf die selbe Bühne wie Alestorm, Buchter Babies und Burning Witches, spielten in den heiligen Hallen der Konzertfabrik Z7 in Pratteln, sowie in der Schüür Luzern.

INFINITAS – Melodic Metal mal anders!

11 Fragen von metaller.de an Andrea Böll (Vocals, Percussion) von INFINITAS
11 Fragen von metaller.de an Andrea Böll (Vocals, Percussion) von INFINITAS

Nicht nur soundtechnisch wird Aussergewöhnliches geboten, sondern auch storymässig. INFINITAS roter Faden ist eine selbsterfundene mittelalterliche Welt, in der Dämonen eine zentrale Rolle spielen. Frontfrau Andrea Böll erzählt in den Songs Geschichten über die dunklen Wesen verschiedener Mythologien. Gekonnt setzt sie ihren grossen, abwechslungsreichen Stimmumfang dazu ein, den Dämonen ihren ganz persönlichen Charakter zu verleihen. Dies zeigt sich unter anderem auf der EP „Self-Destruction“.

Noch offensichtlicher wird das Gesamtkonzept der Muotathaler Band allerdings auf dem Debüt-Album „CIVITAS INTERITUS“. Es vereint Sound und Story, erzeugt einen tiefen Einblick in die selbstkonzipierte Welt und verwickelt den Zuhörer in die Geschichte der Stadt Lunatris. Diese wird von Dämonen während einer Nacht komplett zerstört. Das Schweizer METAL FACTORY beschreibt das Album so: ‚CIVITAS INTERITUS‘ bietet zehn Stücke, die zum Schwelgen einladen … INFINITAS beweisen, dass ein klares Konzept und die konsequente Verfolgung eigener musikalischen Visionen Gutes hervorbringen kann.“

Dass INFINITAS nicht nur mit harten Riffs überzeugen kann, zeigt ihre Single Skylla (2018). Mit dieser verweilten sie zwei Wochen in den offiziellen Schweizercharts (Platz 19) sowie vier Wochen auf Platz 1 der Radio Sunshine Hörercharts. Neben dem eingängigen Song „Skylla“ präsentieren sich die Muotathaler mit einer Akkustik-Version von ‚Samael‘ und dem reinen Instrumental-Song ‚Leprechaun‘ auch von einer sanfteren, durchaus mitreissenden und facettenreichen Seite.

Die Band zeigt sich als offen, kreativ und abwechslungsreich. Womöglich liegt das an der frischen, Muotathaler Bergluft?

11 Fragen von metaller.de an Andrea Böll (Vocals, Percussion) von INFINITAS

1. Welche Themen spielen in euren Songs eine wichtige Rolle und warum?
Grundsätzlich handeln unsere Songs um Dämonen, die auch den roten Faden durch unsere Musik bilden. Schaut man aber vertiefter hin, tauchen oft Themen aus dem eigenen Leben, der Welt, Natur oder Vergangenes auf. Wer sich die Zeit nimmt, um unsere Lyrics zu lesen und zu verstehen, findet immer wieder vertiefte Botschaften wie: Probiere alles aus, aber im richtigen Mass (Rudra), Achte auf dich selbst, bleib stark und kämpfe für deine innere Freiheit (Morrigan) oder Böses wird durch böse Gedanken und Taten gefüttert/Gutes wird durch gute Gedanken und Taten gefüttert (Samael).

2. Wie würdet ihr einem Außerirdischen den Metal bzw. euren Musikstil erklären?
Das ist in der Tat eine Herausforderung, zumal es schon schwierig ist, dies einem Metalhead zu erklären. Wir probieren es trotzdem mal: 

In erster Linie machen wir melodischen Metal. Wir vermischen verschiedene Metalstile mit einem eher folkigen Violineteppich und einer vielseitigen Frauenstimme. Von Operngesang bis hin zu Screaming, Clean-Gesang oder Growling kommt alles vor, was dem Song dienlich ist. Da wir ursprünglich Thrash-Metal mit Frauengesang und Violine machen wollten, beinhaltet die Basis der Songs eher harte Gitarrenriffs. Um die mystische Stimmung um die mythologischen Themen (Dämonen oder unsere Story, die wir versuchen zu erzählen mit der Musik) herauszuheben und spürbar zu machen, arbeiten wir bei manchen Songs mit mystisch-episch-klingenden Instrumentalintros und Outros. 

Das Beste ist und bleibt aber, reinzuhören und sich sein eigenes Bild zu machen. Wir sind auch sehr offen und dankbar darüber, wenn du als Leser und du lieber Ausserirdischer uns deine eigene Beschreibung für unsere Musik mitteilst.


*** Anzeige ***

Nordic Oil CBD Produkte
20% Rabatt mit dem Code METALLER20 bei Nordicoil.de *

CBD VITAL

3. Wie kamt ihr zum Metal?
Da hat jeder seine eigene Hintergrundgeschichte. Ich für meinen Teil kam mit 18 richtig in die Szene. Früher hörte ich viel Pop, Klassik, Musical, Blues, 70er- & 80er-Jahrerock, stolperte dann über den Raggae zum Hip Hop und durch meinen Freund, den ich mit 17 hatte, rutschte ich in die Punkszene hinein. Vom Punk fand ich dann den Zugang zum Metal und merkte schnell, dass dieses Genre unglaublich viel Abwechslung und eine riesen Bandbreite an Subgenres bietet. Ich war fasziniert. Nicht nur von der Musik, auch die Menschen in der schwarzen Szene waren viel aufgeschlossener, hatten weniger Vorurteile und nahmen mich auf, so wie ich war, was in der Hip-Hop-Szene nur begrenzt der Fall war. Dennoch, ich bin unglaublich offen für jegliche Musikrichtungen und ich will mich auch nicht nur auf den Metal beschränken, denn es gibt überall tolle Musik, man muss nur offen dafür sein und sie finden. Metal nimmt aber mit Abstand am meisten Platz in meinem Leben ein.

4. Was wäre eure Wunschtour/Festivalauftritt und mit welchen Bands würdet ihr dort gerne auftreten?
Toll wäre sicher eine Europatour durch Italien, Österreich, Kroatien, Deutschland, Belgien, Frankreich und Schweiz oder eine Skandinavientour inkl. Niederlande. Wenn wir auswählen könnten mit welcher Band, wäre es wahrscheinlich Amorphis, Eluveitie, Ensiferum oder Children of Bodom. Alle haben wesentlich zu unserem Stil beigetragen. Daher wäre es für uns das Grösste, eine dieser Bands während einer vollen Tour zu supporten!
 Ein grosser Traum wäre es natürlich am Wacken zu spielen. Allerdings wären wir schon völlig sprachlos, wenn wir in Interlaken am Greenfield Festival auf der Bühne spielen dürften. Genauso ging es uns auch, als es hiess, wir dürfen dieses Jahr an den Metaldays im Rahmen des New-Forces-Programm spielen und Eluveities Plattentaufe als Support-Act eröffnen. Zwei wahnsinns Sachen für uns! Wir freuen uns unglaubich und sind schon sehr nervös.

5. Wenn du eine berühmte Persönlichkeit, egal ob tot oder lebendig, treffen dürftest: Wer wäre das und warum?
Verdreht jetzt ja nicht die Augen! Ich weiss, dass es total unmetallisch ist! Aber ich würde Celine Dion treffen wollen. Als Kind war ich so angefressen von ihren Songs, dass ich sie rauf und runter sang. Dank ihr habe ich diese powervolle Stimme, die mir heute im Metal natürlich sehr vieles erleichtert! Und singen kann die Frau…huch!

6. Was ist die wichtigste Musikequipment-Erfindung und warum?
Lautsprecher. Ja, alles geht auch ohne Verstärkung etc. Aber sind wir mal ehrlich! Was wäre eine E-Gitarre oder ein Bass, eine Stimme ohne Lautsprecher? Was wäre Metal ohne Lautsprecher?

7. Auf welche eurer Aufnahmen seid ihr am meisten stolz?
Wir sind auf alle unsere Aufnahmen stolz. Schliesslich steckt überall viel Arbeit dahinter und jedes Baby, dass geboren wird, verdient zu recht den Stolz der Eltern.

Die EP Self-Destruction machte uns unglaublich glücklich, da wir alles alleine aufgenommen und gemischt haben. Das war eine sehr lange Prozedur und kostete viel Energie und Nerven. Es gab viele Dinge, die wir nicht wussten und ausdüfteln mussten. Schlussendlich zögerte sich der ganze Prozess fast ein ganzes Jahr heraus, bis wir schliesslich das kleine Werk präsentieren konnten. Das war schon ein unglaubliches Gefühl, als wir es endlich der Öffentlichkeit zeigen konnten. Sowas vergisst man nicht so schnell wieder.

Soundtechnisch gilt unser grösste Stolz aber dem Album CIVITAS INTERITUS (2017). Wir sind zwar noch nicht 100% zufrieden mit dem Sound unserer Musik, aber es war der erste Schritt in die richtige Richtung. Mit dem Album erhielt unsere Musik endlich ihren eigenen Sound. Da wir keine wirkliche Referenzband kennen, die ähnliche Musik macht, wie wir, war es für uns sehr schwer zu definieren, was denn nun der optimale Sound unserer Art von Metal ist. Unser erstes Konzeptalbum CIVITAS INTERITUS zeigte uns erstmals auf, was für ein Potential eigentlich in unserer Musik steckt. Es kurbelte unser Wille unglaublich an, weiter zu machen, dran zu bleiben und grösser zu denken. Jetzt gilt es, dieses Potential auszuarbeiten. Wir hoffen daher, mit dem neuen Album, das wir dieses Jahr recorden, dieses Potential zusammen mit Tommy Vetterli (New Sound Studios) auszuschöpfen und unsere Musik auf ein ganz anderes Level zu bringen.

8. Was würdet ihr ändern wenn ihr im Musikbusiness das Sagen hättet?

Ich glaube, das zentralste, das wir verändern würde, wäre die Sicht auf die Musik. Was ist Musik? Gibt es gute oder schlechte Musik? Massentauglichkeit? Für welche Masse? Die Toleranz und Akzeptanz auf jede Art von Musik ist uns sehr wichtig. Egal welche Stilrichtung, Musik sollte gleich gewertet werden und gleiche Wertschätzung erfahren, egal welches Genre betrieben wird. Das gilt für Fördergelder, Radiosender, TV-Beiträge etc.. Kreativität sollte in unseren Augen wieder mehr Wertschätzung erfahren, als massgeschneiderte 08/15-Lösungen, wie wir es fast nur noch im kommerziellen Medienprogrammen zu hören bekommen.

Dies gilt in unseren Augen auch für die Gagen. Viele Bands sollten an ihrem Selbstbewusstsein arbeiten. Würden wir an einem Fest einen Koch buchen, der das Essen anfertigt, hat dieser seinen Preis, den wir ohne wenn und aber bezahlen. Buchen wir eine Band für einen Anlass, wird gefeilscht bis die Haare zu Berge stehen. Wir wollen gute Unterhaltung, Live-Musik und Energie spüren. All das bedingt viel Vorbereitung, Stunden an Vorarbeit und ein hohes Risiko für die Instrumente, die an jedem öffentlichen Ort einem grösseren Risiko ausgesetzt sind, kaputt zu gehen durch Dritteinfluss. Wer gute Qualität und Unterhaltung will, soll auch bereit sein, diese angemessen zu bezahlen. Es bedingt aber auch, dass Bands ihren eigenen Wert erkennen und sich auch nicht darunter verkaufen lassen.

9. Wenn ihr/du eine Sache auf der Welt verändern könntet/könntest: welche wäre das?

„Aaahh, das neue Smartphone! Muss ich haben, unbedingt, sofort, jetzt -jaaaaaaaaaa!“ Schiess mir ne Kugel ins Hirn – bitte!

Das würde ich verändern wollen. Dieser Neuheitswahn und die Wegwerfgesellschaft. Lächerlich, jämmerlich und völlig übertrieben. Ich laufe seit 7 Jahren mit dem selben Smartphone rum – und wooow! Es funktioniert noch! Einwandfrei sogar! Es ist mit vielen Dingen so. Schade, dass man den Wert dieser Ware nicht mehr erkennt und wertschätzt. Vielleicht bin ich auch zu Old-School in dieser Hinsicht. Aber ich sehe keinen Sinn dahinter, mein Geld für so etwas zum Fenster rauszuschmeissen. Ich kauf mir lieber mal ein ordentliches Funkmikrofon, dass mich für die nächsten 10 oder noch mehr Jahre auf der Bühne begleitet.

10. Wenn du ein Lebensmittel wärst: Welches wäre das?
Ein Salzkorn. Einfach, weil ich es könnte.

11. Für welche drei Dinge in deinem Leben bist du am dankbarsten?
1. Meine Familie
2. INFINITAS
3. Die Menschen, die mich unterstützen, an mich glauben und mich vorantreiben

Welches war dein erstes (Metal-) Album?
Ich glaube, das war Alestorm oder Amon Amarth. Ganz sicher bin ich mir da nicht mehr. Welches? Gute Frage und die kann ich dir nicht mal beantworten.

Welches war dein erstes (Metal-) Konzert?

Ich glaube das war Nightwish am Gampel Open Air 2008. Es war gleichzeitig auch mein erstes Festival…ich mag mich leider an nicht mehr sehr vieles Erinnern, ausser, dass es mir so gefallen hatte, dass ich von da an jedes Jahr auf mindestens 1-6 Festivals gegangen bin. 😀

Aktuelle TOP 5 Alben:
– Crystal Ball – Crystallizer
– Mr. Hurley und die Pulveraffen – Tortuga
– Alestorm – No Grave but the Sea
– Powerwolf – The Sacrament of Sin
– Inishmore – The Lemming Project

Alltime TOP 5 Alben:
Zeitlose Alben im Metal-/Hardrockbereich für mich sind
:
– Helloween – The Dark Ride
– Amon Amarth – Deciever of the Gods
– Eluveitie – Slania
– Dream Theater – Images and Words
– In Flames – Clayman


INFINITAS zielen mit ihrer neuen Single „Skylla“ auf die Schweizer Charts

Mit dem lebendigen Debütalbum, dem Konzeptwerk „CIVITAS INTERITUS“ zeigt sich die mutig aus der Reihe tanzende Formation nun auf hörbar reiferer und stabilerer Ebene. Offiziell erschienen ist „CIVITAS INTERITUS“ am 5. Mai 2017.

Tracklist:
01. Skylla 4:50
02. Conclusio 0:59
03. Samael (Acoustic Version) 3:35
04. Leprechaun 3:59

Line-Up:
Piri Betschart – Schlagzeug, Klarinett, Backing Vocals
Selv Martone – Gitarre
Andrea Böll – Vocals, Djembe

Aktuelle Session-Musiker:
Savannah Childres – Geige
Marcel ‚Camel‘ Koller (Charburn) – Bass

Discography:
2015 – EP „Self-Destruction“
2017 – Konzeptalbum CIVITAS INTERITUS
2018 – Single „Skylla“ (Platz 19 CH-Charts)

INFINITAS – ONLINE:
Website: www.infinitasband.ch
Facebook: www.facebook.com/infinitasband
Youtube: www.youtube.com/user/Infinitasmetal
Bandcamp: infinitasmetal.bandcamp.com
Twitter: twitter.com/infinitasband

——————-

Datum: 06.03.2019
Autor, Infos und Promobilder: via METALMESSAGE

Nach oben scrollen