Literaturreviews – Heavy Metal Literatur und Bücher für Metaller (Teil 3)

Francesc Miralles – Retrum

Was in Spanien einen Hype auslöste, vermag in Deutschland höchstens mit einem Wimpernschlag zur Kenntnis genommen werden. Die nicht ganz unmusikalische Hintergrundgeschichte Retrums scheint dabei interessanter zu sein.

Nach dem Tod des Bruders zieht es Christian auf den Friedhof. Dort trifft er auf drei Jugendliche. Alexia, Robert und Lorena nennen sich Retrum, sind Gothics und hängen auf Gräbern ab. Christian schließt sich Retrum an, findet Freunde, verliebt sich in Alexia. Die vier beginnen ein Spiel mit dem Tod. Als sie in den Ferien Europas Friedhöfe bereisen, kommt es zum Eklat.

Francesc Miralles Retrum mag äußerlich einiges zu bieten haben – mystisches Cover, schwarzer Schnitt, düstere Seitengestaltung – das Innere hält leider nicht, was die Verpackung verspricht. Zwar sind die Kapitel kurz und einfach zu lesen, Miralles Sprache ist leider todlangweilig. Seine Figuren sind blass und handeln unglaubwürdig. Zudem gewinnt die Geschichte kaum an Fahrt. Auch der Höhepunkt kommt recht plump daher. Weder schockierend, noch fesselnd. Eine kleine Geschichte für die Handtasche, die sich dem Bücherfreund jedoch nicht einbrennen wird.

„When we were dead“ von Francescs Band Nikosia inspirierte ihn, Retrum zu schreiben.


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J.K. Beck – Der Ruf des Blutes – Allianz der Schatten

Julie Kenner schreibt als J.K. Beck. Allianz der Schatten ist der Auftakt zu ihrer neuen Serie um düster-charmante Geschöpfe der Magie.

Staatsanwältin Sara Constantine ist erstaunt, als ihr eröffnet wird, wen sie nun hinter Gitter bringen soll: Vampire, Werwölfe, Gestaltenwandler. Und zu allem Überfluss ist ihr erster Angeklagter ihr letzter One-Night-Stand. Sara weiß nicht, wie sie zwischen Gefühlen und Fakten entscheiden soll. Währenddessen ist der hübsche Lucius Dragos dazu bereit, seine Unschuld mit allen Mitteln zu beweisen.

CSI für Fortgeschrittene: Hier wird nicht zimperlich miteinander umgegangen. Ob auf dem Revier oder im Bett, Saras Leben ist übernatürlich. Die kurzen Kapitel lassen sich trotz über 400 Seiten leicht runterlesen. Zwischen Spannung und Amüsement trifft J.K. Beck stets die richtige Sprache. Dieses Buch ist wie Saras Sex, mal neckisch, mal gefährlich, aber stets rasant und aufregend. Und auch der Leser ist Lucius‘ Charme erlegen.

Wenn auch teils trivial und kitschig, Fans von Lara Adrian und Katie MacAlister kommen hier definitiv auf ihre Kosten.

Don Winslow – Zeit des Zorns

Als Ergebnis seiner jahrelangen Recherche über den mexikanischen Drogenkrieg schrieb Don Winslow den vielfach ausgezeichneten Roman ‘Tage der Toten’. Von seinen Erfahrungen profitiert auch sein neustes Werk ‘Zeit des Zorns’, erschienen im Suhrkamp Verlag.

Ben und Chon haben zwei große Leidenschaften gemein: Marihuana und ihre Freundin Ophelia, kurz O. Ansonsten könnten sie aber unterschiedlicher nicht sein. Chon ist ein Manifest längst vergangen geglaubter Männlichkeit. Spezialausbildung beim Militär, jahrelanger Einsatz in Afghanistan, und absolut schmerzfrei in fast jeder Angelegenheit.

Sein Mitstreiter Ben ist der gutmütige Weltmann von heute. Er reist um den Globus, leistet Entwicklungshilfe, will die Welt zu einem besseren Ort machen. Er ist das Gewissen, was Chon fehlt.

Zusammen sind sie ein Traum-Duo, welches bereits respektable Summen durch den Verkauf ihrer Drogen verdient hat. Doch dann müssen sie feststellen, dass es schmutzig und vorallem blutig werden kann, wenn man der Legalität den Rücken kehrt. Mit einem Mal ist der mexikanische Drogenkrieg vor der eigenen Haustür angekommen und wird verdammt persönlich.

Zeit des Zorns liest sich rasend schnell, die Kurzkapitel platzen vor Inhalt, kommen aber mit wenigen Worten aus. Lautsprache, erzählendes Schriftbild, Einwürfe, kurze Sätze, die bisweilen nur halb ausgeschrieben werden, um vom nächsten unterbrochen zu werden; der Roman überrollt den Leser ebenso, wie die Ereignisse Ben und Chon überrollen.

Wer einem experimentellen Schriftbild nicht abgeneigt ist und einmal Kurzurlaub abseits von überladenem Hollywood-Action-Klamauk machen will, ohne auf die Action zu verzichten, sollte ernsthaft die Anschaffung dieses Buches in Betracht ziehen.

George R. R. Martin – Das Lied von Eis und Feuer

Spätestens seit der Free-TV Austrahlung Ende März, dürfte ‘Game of Thrones’ vielen ein Begriff sein. Grund genug, die Romanvorlage von George R.R. Martin denjenigen vorzustellen, die die Bücher noch nicht verschlungen haben.

Es geht rau zu im fiktiven Westeros. Einen so nüchternen Blick auf Gesellschaft und Charaktere hätte man eher in einem historischen Roman erwartet. Da gibt es keinen Protagonisten ohne Leiche im Gewölbe, und auch die Motive des finstersten Schergen sind nachvollziehbar. Wobei es keine Bösewichte im klassischen Sinne gibt. Martins Charaktere sind Menschen wie Du und ich. Und wenn man bedenkt, welche Greuel ‚Menschen wie Du und ich‘ begangen haben, kann man sich ausmalen, dass Das Lied von Eis und Feuer nicht an körperlicher, psychischer und sexueller Gewalt spart. Doch nicht nur die Charaktere selbst sind glaubhaft; Martin hat eine ganze Welt geschaffen, samt schlüssiger Geschichte, Religionen und einer Vielfalt an Personen und Beziehungen derer untereinander, die kein Leser komplett überblicken kann. Zumindest nicht beim ersten Lesen. Trotzdem scheint Westeros nicht so fern, wie bspw. Mittelerde: Fabelwesen und Magie werden – wenn schon nicht komplett darauf verzichtet wird – ganz sachte eingeführt und erscheinen bis auf seltene Ausnahmen nicht unpassend.

Warum ich nichts über die Handlung schreibe?

Es gibt so viele parallele Handlungsstränge, dass man keinen kurzen Überblick gewähren kann, ohne zu viel zu verraten. Immer wieder wird der Leser dermaßen von den Wendungen der unvorhersehbaren Story überrascht, dass des öfteren die Kinnlade runterklappt.

Kürzlich erschien mit ‘Die dunkle Königin’ bereits der achte Teil der deutschen Neuausgabe. Über die Preispolitik von Blanvalet darf man sich hier schon ärgern, denn die englischen Originale hat man dreist gesplittet und verkauft die Hälften als Softcover für 15 Euro das Stück. Dafür bekommt der bibliophile Leser allerdings auch eine dem Preis angemessene Aufmachung. In den etwas festeren Umschlägen findet sich eine grobe Übersichtskarte des Nordens und Südens von Westeros, dem Kontinent auf dem ein Großteil der Handlung stattfindet. Die Optik ist schlicht und konsequent. Keine übertriebenen Artworks oder glänzenden Buchstaben verunstalten die Umschläge, nur ein schlichtes Wappen plus einen Leitspruch der verschiedenen Häuser sind abgebildet. Auf dem Buchrücken sind die Romane deutlich sichtbar durchnummeriert. Im Bücherregal ein Hingucker.

Auch sind die Bücher noch recht gut mit einer Hand zu halten. In diesem Punkt ist die Zweiteilung der Bände gut nachvollziehbar.

Negativ an der Gestaltung fällt das Personenregister auf. Es ist unübersichtlich, unvollständig und fängt direkt nach dem Roman an. So ist Vorsicht geboten, dass man beim Nachschlagen nicht versehentlich einen Blick auf das Ende erhascht.

Auch die Karte hätte etwas detailierter sein können.

Aber das ist nur Kritik an der Verpackung. Der Inhalt ist jedem vorbehaltslos zu empfehlen, der gerne erwachsene Fantasy liest, oder damit anfangen möchte.

Hermann Bräuer – Haarweg zur Hölle

Ein hart gerockter Heimatroman.

Dieser Roman erzählt die Geschichte einer Band. Entwicklung, Partyleben, Rockstardasein, Plattenvertrag, Tourbusgeschichten – alles vorhanden. Das Buch ist sehr unterhaltsam und humorvoll geschrieben. Es ist eine Art Lebensgeschichte einer Hairmetalband, die ihre Anfänge im Schulkeller findet und schließlich auf der großen Bühne landet.

Zwar keine großartige Literatur, aber dennoch eine wunderbar amüsante Strandkorblektüre.

Wer Musik liebt, liegt mit diesem Roman vollkommen richtig.

Sören Nolte – Durchgerockt

Schlimmer kann ein Festivalwochenende gar nicht laufen. Autopannen, Bier weg, Frau weg, Körperteile kaputt.

Durchgerockt erzählt von einem Festivalwochenende. Der Ich-Erzähler macht sich samt Freunden auf zum Dangerbird. Allein die Fahrt dorthin gestaltet sich als Abenteuer (zumindest aus Sicht des Protagonisten). Auf dem Festival an sich passiert dann auch noch allerhand, was die Freunde auseinander treibt.

Eine nette Idee, teilweise auch lustig – aber: Viel zu oft unglaubwürdig. Viel zu oft wurde versucht, mit vermeintlich intelligenten Einschüben, zu zeigen, dass der Autor studiert hat (auch, was er studiert hat). Klingt dann aber mehr nach Mittelstufenschüler, der von Materie spricht, von der er keine Ahnung hat. Die Figuren an sich verlieren oft ihre Tiefe. Den Schluss kann man sich schenken.

Von Metal keine Spur, von Literatur keine Spur, von Sprachkunst keine Spur! Misslungene Popliteratur!

Marcus Sedgwick – Weiße Krähe

Marcus Sedgwick ist bekannt für seine düsteren Geschichten. Mit Weiße Krähe liefert er einen neuen Beweis für sein Schreibtalent und verflechtet einen spannenden Plot geschickt mit einer wahren Begebenheit.

Rebecca verbringt ihre Ferien im kleinen Küstenort Winterfold. Dort trifft sie auf die gleichaltrige Ferelith. Die beiden Mädchen verbringen viel Zeit miteinander und machen eine unglaublich grausame Entdeckung, die dreihundert Jahre verschwiegen wurde.

Sedgwicks Gothic Thriller ist keineswegs ein schlichtes Buch. Die verschiedenen Erzählperspektiven verlangen dem Leser Aufmerksamkeit und Reflexion ab. Es gibt viele Nebenkonflikte, die sich letztendlich in der Freundschaft (oder Abhängigkeit?) der Mädchen bündeln und zur Katastrophe führen. Sedgwicks leichte Sprache steht im Kontrast zur Geschichte. Generell spielen Gegensätze in Weiße Krähe eine große Rolle. Denn wie kann es in einem Ort namens Winterfold je einen so erbarmungslos heißen Sommer geben, wie Sedgwick ihn beschreibt?

Weiße Krähe eignet sich als Strandlektüre. Fein und undurchdringlich wie der Sand, tief und mitreißend wie das Meer.

Rainer Wekwerth – Damian – Die Stadt der gefallenen Engel

Ein Krieg tobt in Berlin. Dämonen gegen Engel. Und Lara steht mittendrin, dabei wollte sie eigentlich nur ihre Ferien bei den Großeltern verbringen. Doch der charismatische Damian zieht Lara mit hinein in einen Strudel aus Liebe, Kampf und Familiengeheimnisse.

Auf über 400 Seiten erschafft Autor Rainer Wekwerth einen atemraubenden Roman, der rasant, fantastisch und gefühlvoll ist. Langeweile gibt es auf keiner Seite. Wekwerth schafft es, die Spannung bis zum Schluss aufrecht zu erhalten. Stets im Mittelpunkt steht ein grausames Familiengeheimnis, dessen Auflösung zwar etwas düsterer hätte gestaltet werden können, jedoch kaum an Überraschung einbüßt.

Wer Spaß an dunkler Atmosphäre, Geschichten á la Hohlbein und ein wenig Romantik hat, der sollte unbedingt Damian lesen. Der Autor zeigt: Gute Fantasyliteratur kann durchaus auch in Berlin spielen und bedarf keiner fremden Welten. Wie gut, dass es zu diesem Buch eine Fortsetzung gibt.

Nando Rohner, Alessandro Bertolotti, Markus Rutten, – Under The Skin Of Rock n Roll 2

Für den zweiten Band der Under The Skin-Serie haben sich die Autoren mit Größen aus der Rock- und Metalszene getroffen. Harte Jungs und Mädels sprechen über die oft bedeutungsvollen Verzierungen ihres Körpers.

Under The Skin of Rock `n` Roll 2 erzählt wie sein Vorgänger Geschichten über Tätowierungen. Aber nicht irgendwelche Tätowierungen. Denn die Interviews wurden mit u.a. Rob Halford (Judas Priest), Kerry King (Slayer) und Pasi Moilanen (The 69 Eyes) geführt. Weit über 30 Musiker erzählen über das Wie und Warum ihrer Tattoos. Philipp Burger (Frei.Wild) plaudert über das Bildnis seiner Tochter auf dem Arm, während Steve Salama (Secondhand Child) zugibt, dass es besser ist, sich vor dem Stechen die Wampe vollzuhauen.

Was zunächst interessant erscheint, wird spätestens nach dem zehnten Interview doch schnell langweilig. Viele Fragen wiederholen sich, viele Antworten gleichen sich. Und was sexy Cora in einem Buch, dessen Themen „Tattoos und Heavy Metal“, wie im Vorwort erwähnt, sind, zu suchen hat, das wissen wohl nur die Autoren. Sollte es am Ende Death Metal sein?

Eine durchaus interessante Idee, dennoch nur für Hardcoretattoofans geeignet.

Martin Popoff – Worlds Away

Irgendwo zwischen Science Fiction und düsteren Albträumen, dort befinden sich die Bilder Michel „Away“ Langevins, Drummer bei Voivod. Für seine kanadische Band zeichnet er Artworks, visuell angepasst an Voivods progressiven Songs.

Martin Popoff liefert mit Worlds Away keine konventionelle Bandbiographie. Anhand der von Away entworfenen CD-Cover wird der Aufstieg der Kanadier erzählt. Dazu verwebt der Autor geschickt Voivods Geschichte mit der Aways.

Nicht selten Doppelseiten füllend dominieren eindeutig die Arbeiten des Künstlers und Schlagzeugers das Buch, ziehen den Leser und Betrachter in sich hinein. Dort verweilt er. Denn was auf den ersten Blick trivial erscheint, hat bei genauerem Hinsehen einen viel tieferen Sinn.

Nicht nur für Fans der Band eine äußerst interessante und gelungene Biographie. Auch Gestalter und Kunstliebhaber sollten wenigsten einen Blick in Popoffs Werk werfen. Ob sie sich dem Reiz der Bilder entziehen können, werden sie selbst schnell merken. Das Großformat und die Ausstattung lassen Worlds Away als etwas Außergewöhnliches erscheinen.

Tim Curran – Zerfleischt

Im Menschen schlummert es noch immer – das ursprüngliche, animalische. Überleben, morden, fressen, ficken. Wer Zerfleischt gelesen hat, wird zu einem neuen Menschen.

Louis lebt ein ruhiges Leben im beschaulichen Greenlawn. Als plötzlich die Menschen um ihn herum verrückt werden, weiß er nicht mehr, wie er sein eigenes Leben retten soll. Denn plötzlich regieren Vergewaltigung, Mord und Kannibalismus. Die Zivilisation ist am Ende.

Was als Horrorgeschichte beginnt wird sehr schnell zu einem ethischen und philosophischen Thema ohne jedoch Spannung oder Gruselfeeling zu verlieren. Die Dystopie baut auf die Entwicklung unserer heutigen Gesellschaft auf. Bedrohlich und warnend erscheint das Ende des Buches. In bester Erzählform geschrieben bietet Tim Curran dem Leser ein außergewöhnliches Buch. Wer Spaß am Horror hat, kommt auf seine Kosten. Reflektiert man das Gelesene, so ist es schier unmöglich seinen Gedanken aus dem Weg zu gehen. Zerfleischt bietet zwei mögliche Zugänge, bei dem der wissenschaftliche auf jeden Fall der interessantere ist. Reines Lesevergnügen wird durch die ausführliche Beschreibung der Gewaltakte nicht getrübt, jedoch wird der Leser in eine bestimmte Richtung geführt.

Tim Currans Zerfleischt kann man nicht umgehen. Hier wird unsere Zukunft beschrieben.

Tatjana Brandes – Voll das Kostüm, Alter

Ein wahnsinniger Roman, als Fanfiction zunächst im Internet veröffentlicht. Ein Elb unter Menschen mitten in Bonn, ohne Orientierung, ohne Sinn und Verstand.

Haldir, eine unbedeutende Randfigur aus Tolkiens Herrn der Ringe, landet durch eine merkwürdige Begebenheit auf der Ringcon in Bonn. Verwirrt zieht der Elb mit Michi, Jurastudent im Sauron-Kostüm, Gunnar, Museumspädagoge, Berit, Sängerin, und anderen zweifelhaften Gestalten über das Veranstaltungsgelände. Dabei erlebt Haldir einiges an Leidenschaft, Komik und deutschen Verhaltensweisen.

Was als Fanfiction begann, hat nun seine Endform im Roman gefunden. Tatjana Brandes veröffentlichte Voll das Kostüm, Alter erstmals 2004 als Fortsetzungsgeschichte im Internet.

Wäre sie dort mal besser geblieben, denn mehr als eine Fanfiction ist hier wirklich nicht anzutreffen. Was zunächst witzig klingt wird schnell nervig, unlustig und hat keine große Spannung. Auswüchse vorpubertärer Sexualgedanken in Form vom Geschlechtsakt mit dem Elb, sowie seitenweise Witzstrangulationen hemmen die Leselust. Wer zudem kein regelmäßiger Besucher der Ringcon ist oder Herr der Ringe nicht wenigstens zwanzigmal auch zwischen den Zeilen gelesen hat, der sollte sich bloß auf das mädchenhafte pinke Cover des Buches beschränken.

Freunde der Fanfiction werden hier sicher ihren Spaß haben, alle intelligenten Leser ab zwölf stöbern besser woanders nach dem neuen Lesefutter.

Cathy Brett – Ember Fury

Ember Fury spielt gerne mit dem Feuer – wortwörtlich und auch sonst in allen Lebenssituationen. Löschwasser gibt es nicht. Dafür aber genug zündende Ideen.

Ember Fury besucht ihren Rockstar-Dad in L.A. Dafür hat man sie von ihren Therapiesitzungen freigestellt. Denn es ist schließlich nicht einfach, ein vernachlässigter Teenager zu sein, dessen Mum tot und dessen Dad ständig auf Tour ist.

Embers Wut lässt sich am besten mit Feuer bekämpfen. Und dass sich dank der neuen Stiefmutter massig Zorn anstaut, ist garantiert. Das bringt so manch flammende Probleme mit sich.

Cathy Bretts Buch ist wild, authentisch und ziemlich verrückt. Die vielen Illustrationen ziehen den Leser hinein in Embers Welt. Ob Tagebuch, Graphic Novel oder illustrierter Roman – hier darf gewählt werden, was beliebt. Ember Fury lässt sich nicht unterkriegen, depressive Psychosen eines missratenen Emogirls sind vergeblich zu suchen. Stattdessen erzählt das Flame Girl gewieft aus der Ich-Perspektive, wie jede noch so schwarze Lauge zu trocknen ist.

Witzig, ironisch und flammend. Bilder wie Fotos, Texte wie Funken. Für dieses Buch ist niemand zu jung oder zu alt.

Slash mit Anthony Bozza – Slash – Die Autobiografie

„Es klingt übertrieben…was aber nicht heißt, dass es nicht passiert ist.“ Dass Slash göttlich Gitarre spielt, wussten wir bereits. Dass er sich aber auch auf die Erzählkunst versteht, erkennen wir an seiner Autobiografie.

Wer meint, hier eine weitere Werdegangsbeschreibung Guns N` Roses` vorzufinden, wird schnell eines Besseren belehrt. Wir begleiten den Sohn eines Briten und einer Afroamerikanerin sein ganzes Leben lang. Durch alle Höhen und Tiefen des Alltags, durch verkaterte Sonnenaufgänge, die staubigen Straßen Los Angeles` und drogenvernebelte Nächte.

Und dass Slash nicht nur musikalisch, sondern auch sprachbegeistert ist, das beweist er in seiner Autobiografie, die er gemeinsam mit Rolling-Stone-Journalist Anthony Bozza geschrieben hat. Die Sprache glänzt mit einem strahlenden Lächeln, trotz so vieler Seiten wird man nicht müde, noch mehr Anekdoten aus dem Leben des Ausnahmegitarristen zu lesen. Humorvoll und niemals mitleidserregend, egal wie wolkenverhangen der Himmel ist, so präsentiert sich Slash in seinem Buch. Wie oft gehen Witz und Charme bei einer Übersetzung verloren, nicht so in dieser Biografie. Neben zahlreichen schwarz-weiß Abbildungen gibt es außerdem einen farbigen Fototeil. Beinahe könnte man meinen, in einem Fotoalbum zu blättern, das bis vor wenigen Minuten noch vergessen im Wohnzimmerschrank schlummerte.

Über 500 Seiten Slash sind für jeden Fan ein Muss. Und wer Freude am Lachen und am Leben hat, der sollte dieses Buch nicht meiden.

Anike Hage – Gothic Sports 1

Eine Schule in Deutschland, ein Fußballteam. Doch nicht irgendein Fußballteam, denn welche Mannschaft trägt auf dem Spielfeld schon Klamotten mit schwarzer Spitze und Samt?

Als neue Schülerin hat es Anya nicht gerade leicht am Gymnasium. Niemand will sie in den Sportteams aufnehmen. Also muss ein Plan her, dass Anya ihren Traum verwirklichen kann. Dabei wird sie von ihren Freundinnen unterstützt. Das neu gegründete Fußballteam muss sich bewähren. Doch innerhalb der Mannschaft läuft nicht immer alles reibungslos.

Anike Hage, deutsche Mangazeichnerin, vermischt in ihrer Serie Gothic Sports die Kulturen. Ist die Geschichte zwar an einem deutschen Gymnasium angesiedelt, so scheint die Idee, eine Fußballmannschaft mit Gothic Lolita-Outfit zu gründen, doch quietschig japanisch. Hages Zeichenstil ist klar und schnörkellos, angenehm fürs Auge. Weder Text noch Bild stellen den Leser vor eine Reizüberflutung. Die Geschichte liest sich leicht und frech. Am Anfang jedes Kapitels werden die Mitspieler der Gothicmannschaft vorgestellt. Die Figuren sind sehr idealisiert. So sind die Mädchen alle extrem klein und wiegen kaum mehr als 40kg. Kunst oder ein neues Schönheitsideal?

Für Mangafans allen Alters ist diese Reihe sicherlich eine Leseprobe wert. Ansonsten richtet sich Gothic Sports an Jugendliche, Tokyopop empfiehlt den Manga ab 13 Jahren.

Nikki Sixx mit Ian Gittins – Tagebuch eines Heroinsüchtigen – 365 Tage im Leben eines Rockstars

Mehr als ein schlichtes Tagebuch. Ein Kunstwerk, eine Offenbarung und ein Geständnis.

Dass Nikki Sixx jahrelang drogenabhängig war, ist kein Geheimnis. Exzesse auf und hinter der Bühne gehörten zum Alltag. Aber warum diese ständig wiederkehrende Tortur? Schonungslos ehrlich war der Mötley Crüe-Bassist lange Zeit nur zu seinem Tagebuch. Ein Jahr lang dokumentiert er seinen Alltag, lässt nichts aus. Ob gute Zeiten oder der totale Höllenritt – diese Veröffentlichung zeigt eine empfindsame, melancholische Seite des fetzigen Musikers. Die Eintragungen werden von Freunden, Familienangehörigen und Mötley Crüe kommentiert. Diese Statements verleihen dem Tagebuch eine Glaubhaftigkeit und unterstreichen Nikkis geschilderte Probleme. Nicht immer stimmen die Empfindungen über Ereignisse in Kommentar und Tagebucheintrag überein. Die verschiedenartigen subjektiven Ansichten der Geschehnisse in Nikkis Leben geben dem Buch seine Tiefe. Es wird nicht eine bestimmte Richtung vorgegeben, wie es zu Familienproblemen oder Drogenexzessen kam. Jede erwähnte Persönlichkeit hat ihren Raum zur Rechtfertigung und hinterlässt genug Gedanken für eine eigene Meinung. Gestalterisch ist „Tagebuch eines Heroinsüchtigen“ kaum zu überbieten. Schaurige Zeichnungen, blutige Schrift, drastisches Layout. Bild und Text verstärken jede noch so kleine erwähnte Emotion.

Ein Buch, das nicht nur für Mötley Crüe-Fans veröffentlicht wurde. Rotzfrech, tieftraurig und schaurig schön.

Oliver Dreyer – Kopfschuss

Seinen 18. Geburtstag feiert Mathias in der Schule. Fast eine Stunde dauert die Party. Dann gleicht das Gymnasium einem Blutbad. Denn Mathias ist ein Amokläufer.

Aufgewachsen mit Familienproblemen und als Außenseiter zieht Mathias sich in seine eigene Welt zurück. Sein Onkel, ein ehemaliger U.S. Navy SEAL, schürt in ihm die Leidenschaft für Waffen. Der schwache Mathias wünscht sich nichts sehnlicher, als ebenso ein SEAL zu sein. Stark, ausdauernd, kämpferisch. Vorerst muss ein Egoshooter genügen. Doch den ständigen Mobbingattacken seiner Mitschüler ausgesetzt, fällt es Mathias nicht schwer, eine Entscheidung zu treffen, wie er seinen Peinigern einen Denkzettel verpassen kann.

Oliver Dreyer schreibt seinen Roman aus der Sicht Mathias`. Die Grenze zwischen Täter und Opfer schwindet. In Rückblicken erlebt der Leser, wie es zu Mathias` blutiger Entscheidung kommen konnte. Beinahe könnte man Verständnis haben, doch sobald man in die unmittelbare Geschichte zurückgeholt wird, schwindet jedes Mitleid. Grausamst realistisch beschreibt Dreyer den Tatvorgang. Seine klare Sprache unterstreicht die Handlungen, verstärkt die panische Stimmung.

Klischeegetreu trägt Mathias schwarz, hört Bands mit Namen „Opfermond“ und „Deathglow“, hat ein zerstörtes soziales Umfeld und ist dick, pickelig und unbeliebt. Noch dazu steht er ganz im Bann gewaltverherrlichender Computerspiele. Immer wieder tauchen Spielbefehle in Mathias` Gedanken auf, er steuert sich während des Amoklaufs. Und auch scheint er sich mit seinem Avatar viper_666 zu vermischen. Wer ist es, der auf Schüler und Lehrer zielt? Wer will sich rächen, wer übt diese abscheuliche Tat wirklich aus? Immer an seiner Seite ist headshot, sein Klassenkamerad Patrick. Auch ein Außenseiter. Doch Mathias mag seine Nähe nicht, kommt jedoch nicht von Patrick los. Schließlich ziehen sie gemeinsam abschlachtend durch die Schule. Aber Patrick steht ebenfalls auf Mathias` Abschussliste. Auch wenn Dreyer sich für die Ichperspektive Mathias` entschieden hat, scheint es doch headshot zu sein, der das Buch zu seinem Titel gebracht hat. Ist also Patrick der eigentliche Antiheld des Romans?

„Kopfschuss“ protzt mit Klischees. Deren Wirkung wird allerdings in einem Nachwort des Autors genommen. Die Geschichte lässt sich sprachlich zwar leicht runterlesen, doch wird es wohl einige Stellen geben, an denen ein Reflektieren unvermeidlich ist. Metaphorisch und grausam – so lässt sich Dreyes Werk in Stichworten beschreiben. Sicherlich keine leichte Abendlektüre.

Mawil – Die Band

Tine Melks erste Bandbiographie ist da!

Als typische Schülerband ist Mawil mit seinen Musikerkollegen auf der Suche – auf der Suche nach einer Sängerin, nach Anerkennung, nach Erfolg. Und tatsächlich scheinen „Tine Melk“ mit Sängerin Linda den richtigen Treffer gelandet zu haben. Auftritt für Auftritt, wenn auch nur im Jugendclub, etablieren sich die Schüler und bekommen letztendlich sogar die Chance, eine Demo-CD aufzunehmen.

Frei nach Berliner Schnauze zeigt Markus Witzel alias Mawil in Bild und Text den Werdegang seiner Band Ende der 90er. Der Comic ist frech gezeichnet, die Sprache typisch Deutsch, typisch Berlinerisch. Selbstironie plaudert mit den alltäglichen Problemen eines Teenagerdaseins, dessen Träume noch lange nicht an der Realität zerbrochen sind. Jeder noch so kleine Schritt ist ein Sprung in die einzige Richtung: Rocken!

Ob erfolgreicher Profimusiker oder gescheiterte Proberaumexistenz: Als letzte Generation der handgemachten Musik vor DSDS und Co. ist dieser Comic eine Reise in die eigene Vergangenheit.

Alex Vonhuttwil – Mein Tod

Nach einer wahren Begebenheit schildert Alex Vonhuttwil in “Mein Tod” die Osloer Black Metal-Szene.

Dieses Buch zu bewerten, ist wahrlich nicht einfach, gibt es doch viele Faktoren, die zu berücksichtigen sind. So ist die erzählte Geschichte eine wahre, die Sprache Vonhuttwils verhunzt jedoch beinahe die komplette Erzählung.

Der Ich-Erzähler Morten trifft seinen Freund und Musikerkollegen Olle erschossen in der gemeinsamen Wohnung an. Der Sänger hat sich umgebracht. Doch anstatt ein Trauma zu erleiden, macht Morten Fotos von dem Toten. Die könnte man doch zu einem provokativen Albumcover umgestalten und vermarkten. Der eigene Plattenladen soll dabei helfen. Und schon zieht der „Svarte Sirkel“ die ersten Schwarzmetaller an. Denn Morten will den Black Metal leben und verbreiten. Der Musiker Rune Rastad hilft ihm dabei. Kirchenbrände sind nur der harmlosere Part …

Der (schwarz)metallische Leser erkennt: Hier stirbt Mayhem-Sänger Dead. Øystein „Euronymous“ Aarseth trifft auf Varg Vikernes (Burzum). Euronymous, Gitarrist bei Mayhem und Gründer des Plattenladens Helvete, schart immer mehr Anhänger des Black Metals um sich, die Szene liefert sich Auseinandersetzungen mit schwedischen Musikern, Deathmetallern, sowie den Christen. Provokatives Auftreten als vermeintliche Satanisten führt zu einer Reihe heftiger Brandanschläge an Norwegens Kirchen.

Wer Varg Vikernes‘ Lebenslauf kennt, der weiß, wie „Mein Tod“ endet. Unschwer am Titel zu erkennen bleibt dem Leser kaum ein Spannungsbogen erhalten. Zumal liest sich Vonhuttwils Erzählung wie ein Polizeibericht, nach Atem ringend wurden hier Worte zusammengeklaubt. Trocken, spröde, langweilig. Schade, dass sich ausgerechnet ein so untalentierter Schreiber dieser Geschichte angenommen hat. Da macht auch Darkthrones Cover von Transilvanian Hunger auf dem Buchdeckel nichts mehr her. Wer dennoch Lust auf schwarze Metallgeschichte hat und diese in rumpelnder, emotionsloser, aber leicht verdaulicher Form verpackt haben möchte, der sollte sich „Mein Tod“ zu Gemüte führen.

Christopher Tauber – Mal döch mal Metal

Das Metalmalbuch für die Heavy Family! Mama, Papa, Oma, Opa – Rocker, Metaller, Biker. Und die Kleinsten? Wer zu jung – oder vielleicht auch schon zu alt – fürs Festival ist, der kann hier die berühmtesten Metalcover neu entdecken und nach eigenem Belieben gestalten.

Von A bis Z geht es einmal quer durch die Metalgeschichte. Vorzeichner Christopher Tauber hat die Albumcover familientauglich adaptiert. Da wird der Papa getreu Manowar zum „King of Garden“ und das Zuhause wird vom „Master of Puppets“ regiert. Für den Nachwuchs bestens geeignet als kindgerechten, ersten Kontakt mit der metallischen Musik. Für die etwas älteren eine herrlich amüsante Parodie und Neuinterpretation bekannter Cover.

Rundum familientauglich, ohne Altersbeschränkung. Eine einzigartige Idee!

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Das waren einige Literatur-Kurzreviews, die für Metaller interessant sein könnten.

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