MetalCamp 2009 „Schlammwacken“ in Tolmin, Slowenien

Das MetalCamp bat dieses Jahr die geneigten Besucher, bereits am Donnerstag anzureisen, da es ab Freitag, dem 3. Juli, volle fünf Tage bestes Programm auf zwei Stages bieten wollte. So gewünscht, so getan. Wir machten uns Donnerstagnacht um 3 Uhr auf die mehr als zehn Stunden lange Fahrt nach Tolmin. Mitten in den Julischen Alpen in einem traumhaften Tal gelegen, am Ufer eines ziemlich kalten (bis 4°C) Gebirgsflusses sollte das Paradies eines jeden HeavyMetal-Fans zu finden sein. Die Wettervorhersagen drohten allerdings bereits mehrere Stunden vorher, noch auf österreichischem Gebiet, schlechtestes Wetter an.

MetalCamp 2009 Anreise

MetalCamp 2009
MetalCamp 2009

Die Vorhersagen sollten sich leider bewahrheiten, und so regnete es bereits nach Kräften, als wir Tolmin mittags erreichten. Das Wetter tat erst einmal keinen Aktivitäten Abbruch, und so war das niedliche 7800-Seelen Stätdchen bereits von schwarz berockten Damen und Herren unterwandert. Der vorhandene Supermarkt fuhr nach Kräften, immerhin aus den vergangenen Jahren über den Durst nach Gerstensaft innerhalb der Metalgemeinde belehrt, seine Waren auf, die nach gleichen Kräften durch die Besucher des MetalCamp dezimiert wurden.

Nach unseren obligatorischen Einkäufen suchten wir unseren Campingplatz auf, der, wie bei Festivals üblich, aus einer gigantischen Wiese bestand. Aufschlagen des Pavillons, Kram auspacken, den Nachbarn beim scheinbar ersten Zeltaufbau ihres Lebens helfen, Bier aufreißen. Alles wie gewohnt. Nur eins passte dabei nicht: Die Sonne fehlte.

Nun gut, es ist ja noch nicht aller Festivaltage Abend gewesen, und so hofften wir das Beste für die kommenden Tage, die dann ja nicht nur aus Grillgut und Bier, sondern auch aus bester Musik bestehen sollten.


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MetalCamp 2009 Schlammwüste

Der erste Festivaltag begann auch sehr viel versprechend. Die Sonne schien, wie sie es nur im Juli kann, und wir machten uns auf den Weg, die Gegend zu erkunden, bis die ersten Bands die Bühnen entern sollten. Wir waren noch nicht ganz von unserer ersten Wanderung zurück, als ein erster Sturzregen herunter kam und unseren Pavillon auf eine harte Probe stellte. Damit das Wetter uns auch richtig zeigte was geht, hatte es direkt ein schönes Gewitter dazu geschickt, wie man es hier im deutschen Flachland nur selten miterlebt und das über dem Tal wie festgetackert schien. Das Unwetter verhinderte dann auch erst einmal zwei Stunden lang aktiv jeden Start des Festivals auf Besucher-, Veranstalter- oder Bandseite.

Anschließend war die Stimmung auf dem Gelände ebenso wie die Wolkendecke: arg gedrückt. Viele Besucher schienen entweder noch gar nicht erschienen oder sind lieber in ihren Zelten geblieben. Gut, um ehrlich zu sein haben sie auch nicht viel verpasst. Nightwish wussten jedenfalls als Headliner des Tages so rein gar nicht zu überzeugen. Die altbekannte Band war dabei zwar auf bekannt hohem Niveau, Anette als „Neuzugang“ indes hat noch immer Probleme mit den bei den Fans so beliebten alten Titeln. Nun, es konnte ja nur besser werden, und so freuten wir uns auf Samstag.
Der Samstag gestaltete sich schwierig: Ab Mittag verwandelte heftiger Regen das Festivalareal in ein einziges Schlammloch, in dem viele der neu hinzukommenden oder abfahrenden Autos steckenblieben.

Wie im Laufe der nächsten Tage auch viele andere Kuttenträger zog es das OsnaMetal.de-Redaktionsteam daher auf einen befestigten Campingplatz im nahegelegenen Kobarid.Von dort ging es dann mit dem Wagen zurück aufs Festivalgelände, und wir genossen nicht zuletzt Testament in Höchstform, Blind Guardian mit altbekannten und gut gelieferten Stücken und einen guten Teil von Belphegor, wenn mit vielen Stunden Verspätung und einigem wetterbedingten Durcheinander. Der Platz vor der Bühne war ab diesen Stunden bis zum Ende des Festivals die reinste Schlammwüste, der die Veranstalter vergebens durch Aufstreuen von Heu entgegen wirken wollten.

MetalCamp 2009 Sonntag

Mittlerweile sicher untergebracht auf dem Campingplatz konnten wir so auch den Sonntag bei strömendem Regen genießen. Hatred als ausgewählter Opener auf der Mainstage durften sich allerdings ebenfalls um zwei Stunden gedulden, bis das Schlimmste vom Himmel verzogen war und zogen so eine gute Menge vor die Bühne, die sie hervorragend vorbereitet an die Mannen von Graveworm weiterreichen konnten. Wilde Tauschereien in der Running Order verschafften Dimmu Borgir unverhofft einen Headlinerplatz, wenn auch zu der äußerst unvorteilhaften Zeit bis 3.45 Uhr nachts. Einige der härtesten Fans hielten es auch tatsächlich so lange aus, immerhin wurde es bereits langsam wieder hell. Dabei zeigte sich auf der Second Stage Gonoba aus Slowenien, die einiges an Potential mitbrachten und die Platz vor ihnen reichlich zu füllen wussten.

MetalCamp 2009 Montag und Dienstag

Der Montag machte allerdings leider da weiter, wo die vergangenen Tage aufgehört hatten. Die Fans der schweren Musik konnten wohl schon ihre Uhr danach stellen. Bis Mittags wunderbarer Sonnenschein, ab dann Regen und Gewitter bis in den Abend. Der Wochenbeginn wollte es uns allerdings wohl noch einmal so richtig zeigen und zog mir Wassermassen auf den Plan, dass die gesamte Running Order deutlich nach hinten gelegt werden musste und Negura Bunget durften erst starten, als die Meisten schon damit rechneten, dass gar nichts mehr stattfinden würde. Kein leichter Stand selbst für Größen wir Dragonforce, die gegen das Wetter und für mehr Zuhörer anspielen mussten. Schade, denn sie zeigten eine wirkliche Glanzleistung, vor allem unter diesen Bedingungen. Unerschütterlich zeigten sich auch Hatebreed, die wohl nicht nur ihren Schweiß, sondern vor allem auch literweise Regen im Gesicht hatten. Für uns bedeutete der Montag leider bereits unseren letzten Abend, denn das zunehmend schlechte Wetter setzte unseren Campingutensilien derart zu, dass an trockene Klamotten und ein regendichtes Zelt schon lange nicht mehr zu denken war. So machten wir uns am Dienstag wieder auf den Weg nach Deutschland, was uns wohl viele gleich taten, da sich der nun mehr nur noch per Fuß zu überquerende Campinground des MetalCamp weiter leerte.

Schade, die letzten Jahre hatte das MetalCamp wirklich Glück mit dem Wetter, dieses Mal indes zeigte es uns, dass es dem berüchtigen „Schlammwacken“ von '99 in nichts nachzustehen braucht, und es mindestens genauso gut kann. Trotzdem werden wir, besser ausgerüstet gegen Regen, natürlich einen weiteren Versuch im kommenden Jahr starten und freuen uns schon auf „Hell over Paradise“. Egal, wie es nun gemeint ist.


Graveworm – Collateral Defect

Graveworm – Collateral Defect
Graveworm – Collateral Defect

Und dieses Album hat es verdammt in sich. Graveworm ist es mal wieder gelungen, sämtliche Genres in ihre Songs einfließen zu lassen. Schon das Intro ist ein Mix aus Industrial, EBM, ja anfänglich sogar ein wenig Ambient. Allerdings ist das Ganze so gut zusammengeschustert, dass man sofort neugierig auf den Rest der Platte wird. Nahtlos geht es mit „Bloodwork“ weiter, einem Song, der den Hörer erst mal ohne Gnade gegen die Wand drückt.

Überwiegend im Midtempo-Bereich angesiedelt und mit gelegentlichen Blastbeatparts angereichert ergibt sich zusammen mit dem sehr gut eingebrachten Keyboard eine den Hörer verschlingende Klangwand.Etwas schneller zur Sache geht’s dann in „Touch of hate“. Von Anfang an wird hier ohne Halten nach vorne geprescht. Der Titel passt sehr gut zu dem, was Graveworm hier musikalisch verpackt haben. Das Keyboard allerdings erinnert zwischenzeitlich sehr auffallend an Rammsteins „Engel“. Mit wunderbar akzentuiert gesetzten Breaks beginnt der nächste Track „ Suicide Code“. Diesen begegnet man auch im weiteren Verlauf immer mal wieder. Sehr herausstechend zeigt sich auch der Refrain, der durch den Wechsel zwischen Growlen und Keifen einen absoluten Mitgrölfaktor besitzt. Sehr wuchtig startet „The day I die“. Nur leider bleibt es auch bei diesem Anfang, der mehr erwarten lässt, als das, was da folgt. Der Track an sich ist zwar nicht schlecht, aber weiß auch nicht wirklich zu überzeugen. Lediglich die Violinenparts, welche zum Ende hin per Keyboard eingespielt werden, lockern das Gesamtbild etwas auf.

Was nun folgt, verpasst dem lauschenden Individuum ein dickes Fragezeichen im Gesicht. Das, was sich da so anhört, als wäre es der Feder einer Hardcore-Combo entsprungen sollen wirklich Graveworm sein? Ja, sie sind es wirklich, aber das, was da aus den Boxen dröhnt ist echt gewöhnungsbedürftig. Musikalisch wie stimmlich passt hier alles sehr gut ins Hardcoregenre. Der Gesang wechselt zwischen Screams und sehr melodiösem Cleangesang und auch der Rest der Musik trägt seinen Teil zu diesem Bild bei. Selbst der Titel „Fragile side“ passt in die genannte Kategorie.

Durch den Vorgängertitel noch etwas verwundert, wirft der nun folgende Track noch mehr Fragen auf. Schon bei den ersten Tönen kommen Erinnerungen hoch. Das wird doch nicht? Das kann doch gar nicht sein! Oh doch! Und wie es das kann! Es ist das Cover von Bonnie Tylers „I need a hero“. Schon auf ihren vorangegangenen Alben spielten Graveworm sehr eigenwillige Coverversionen unter anderem von REMs „Losing my religion“ ein. Auch hier ist ihnen wieder eine sehr gute Interpretation eines Klassikers gelungen. Der Song entwickelt sich förmlich zum Ohrwurm und lässt sich in zwei Worten beschreiben: Absolut genial!

Druckvoll stampfend und mit einer ordentlichen Portion Groove geht’s weiter mit „Out of clouds“. Anfänglich noch sehr Death Metallastig, entwickelt sich der Track zu einer wundervollen Melodic Death Hymne mit einigen Black Metal Einflüssen. Auch das Solo weiß zu überzeugen. Weniger aufregend gestaltet sich „Scars of sorrow“. Es ist eines dieser typischen Graveworm-Lieder. Der einzige Höhepunkt, wenn man es denn so nennen mag, ist ein im Hintergrund stattfindendes Streitgespräch, was aber nicht sehr gut zu verstehen ist. Als Outro hat man ein reines Instrumental eingestreut, welches den Hörer durch ruhige Akustikgitarren mit seichter Keyboarduntermalung wieder zu Ruhe kommen lässt. Etwas paradox ist allerdings, dass es stellenweise sehr stark an den Soundtrack zu „Diablo I“ erinnert. Was sich Graveworm dabei gedacht haben, weiß ich nicht, aber gelungen ist der Song allemal.

Fazit: Ein gut gelungenes Album, welches sich Graveworm-Fans ohne zu zögern zulegen dürfen. Auch Personen, die mit der Materie Black Metal nicht so vertraut sind, machen nichts falsch, wenn sie sich diesen Silberling kaufen.

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Autor: ArchiVader

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