Der 5. September 1972 beginnt in München wie ein gewöhnlicher Tag – jedenfalls, wenn man unter „gewöhnlich“ versteht, dass 10.000 Athleten, Funktionäre, Journalisten und Fans aus aller Welt in einem postkartenhübschen Olympischen Dorf umherwuseln.
Ein ganz anderer Morgen in München: Olympisches Chaos und ABCs Frühschicht

Frühstück bei ABC: Kaffee, Cornflakes und Kalaschnikows
Die Sommerspiele laufen auf Hochtouren, und Deutschland zeigt sich betont sonnig, weltoffen und freundlich – endlich wieder Gastgeber, zum ersten Mal seit den Propagandaspielen 1936. Die Welt soll ein neues, besseres Deutschland kennenlernen: liberal, modern, vielleicht sogar ein bisschen lustig.
Doch während sich die meisten um diese Uhrzeit gerade noch das zweite Auge reiben oder über das Frühstücksbuffet hermachen, wird es im Pressezentrum plötzlich sehr unlustig. Die Frühschicht des amerikanischen TV-Senders ABC wird gegen 4:40 Uhr durch unsanftes Gewehrfeuer geweckt – keine Live-Übertragung, sondern echte Schüsse, ganz in der Nähe. Was wie ein besonders realistischer Kriegsfilm wirkt, ist der Beginn einer Geiselnahme, die die Welt erschüttert.
Ein Film, der mehr macht als nur nacherzählen
Dokudrama mit Tiefgang – oder: Wie man Geschichte spannend verfilmt
Der neue Film „September 5“, unter der Regie von Tim Fehlbaum, ist kein weiterer trockener Geschichtsunterricht auf Zelluloid. Nein, hier wird nicht nüchtern doziert, sondern emotional erzählt – mit Spannung, Tragik, aber auch der nötigen Sensibilität für ein Thema, das auch Jahrzehnte später noch Gänsehaut verursacht. Fehlbaum gelingt ein intensives Dokudrama, das sich nicht scheut, die Realität zu zeigen – so schonungslos wie ein ungeschminkter Morgen im Olympischen Dorf.
Mit einer knackigen Laufzeit von 1 Stunde und 30 Minuten gelingt dem Film ein erstaunlicher Spagat: Er ist kompakt, aber keineswegs oberflächlich. Stattdessen bekommt man eine packende Geschichte, die sowohl Einsteiger in die Historie als auch Geschichtsnerds abholt. Und ja, sogar Cineasten, die sonst nur bei Tarantino oder Nolan mitfiebern, könnten hier auf ihre Kosten kommen – obwohl es keinen Zeitsprung mit Inception-Hintertür gibt. Versprochen.
Stars, Schweiß und Schockmomente: Das Ensemble
Hollywood trifft auf bayerische Dramatik
Wer denkt, ein Film über ein historisches Drama braucht nur Archivbilder und Voice-over, der wird hier eines Besseren belehrt. Regisseur Tim Fehlbaum hat ein beeindruckendes Line-up zusammengetrommelt, das der Sache gerecht wird. Mit an Bord sind:
Peter Sarsgaard – der Mann, der selbst in der Rolle eines abgerissenen FBI-Ermittlers noch aussieht, als käme er frisch vom Theaterpreis
John Magaro – charismatisch wie immer, vielleicht sogar charismatischer als ein frisch polierter Maßkrug
Leonie Benesch – bekannt aus Produktionen wie „Babylon Berlin“, bringt sie die nötige deutsche Präzision mit (inkl. Stirnrunzeln, das Bände spricht)
Benjamin Walker – zwischen All-American-Held und zutiefst verstörtem Zeitzeuge
Und natürlich Corey Johnson, Georgina Rich, Rony Herman und Jeff Book, die das Ensemble komplettieren und dem Film internationale Klasse verleihen
*** Anzeige ***
Kaufe .de Cannabis-, Hanf- und CBD--Domains ab 99,00 Euro netto
Sichere dir jetzt deine Cannabis Wunschdomain bevor es jemand anderes tut!
Hier günstig Cannabis-Domains kaufen!Verkauf solange verfügbar – Änderungen und Zwischenverkauf vorbehalten.
Werbung
Zwischen Olympia und Ohnmacht: Der emotionale Bogen
„September 5“ erzählt keine Heldenreise im klassischen Sinn – hier wird niemand mit Applaus vom Olymp herabgetragen. Stattdessen geht es um echte Menschen in Extremsituationen. Die Kamera bleibt nah an den Figuren, zeigt Schweißperlen, zitternde Hände und schockierte Blicke. Es ist diese menschliche Perspektive, die den Film aus der Masse hebt. Und wer sich zwischendurch fragt, ob es okay ist, emotional involviert zu sein: Ja, ist es. Taschentücher dürfen bereitgelegt werden.
Eine Geschichte, die nachwirkt – im besten (und schlimmsten) Sinne
Die Schatten der Vergangenheit, neu beleuchtet
Der Anschlag von München war nicht nur eine nationale Tragödie, sondern ein globales Trauma. Und trotzdem blieb das Thema in Filmen oft unterrepräsentiert oder wurde klischeehaft abgehandelt. „September 5“ geht hier einen anderen Weg: Der Film versucht gar nicht erst, mit Action oder Hollywood-Pathos zu beeindrucken. Stattdessen gibt es stille Momente, beklemmende Stille – und den bitteren Beigeschmack politischer Realität.
Man spürt, dass Produzenten wie Sean Penn, Philipp Trauer, Thomas Wöbke, John Ira Palmer, John Wildermuth und Mark Nolting wussten, worauf sie sich einlassen: ein Film, der schwer auf der Seele liegt, aber nötig ist. Und ja, Constantin Film hat hier mal wieder bewiesen, dass man auch in Deutschland starke internationale Produktionen stemmen kann – sogar ohne Wurstbuden-Charme.
Warum du diesen Film trotzdem (oder gerade deswegen) sehen solltest
Keine einfache Kost – aber verdammt wichtig
Wer sich nach „leichter Unterhaltung“ sehnt, sollte vielleicht besser auf eine andere Streaming-Taste drücken. Aber wer bereit ist, sich mit einem düsteren Kapitel der Weltgeschichte auseinanderzusetzen – und das auf eindringliche, cineastisch wertvolle Weise – sollte „September 5“ definitiv eine Chance geben.
Und ganz ehrlich: Wenn du nach dem Abspann nicht erst mal ein paar Minuten brauchst, um das Gesehene zu verdauen, dann bist du entweder ein Roboter oder hast beim Popcornholen den Film verpasst.
Fazit: Kein Blockbuster – aber ein Block im Hirn, der hängen bleibt
„September 5“ ist kein Spektakel, das mit Explosionen oder Superhelden um sich wirft. Und das ist auch gut so. Hier geht’s um echte Emotionen, echte Geschichte – und eine Inszenierung, die unter die Haut geht. Vielleicht kein Film für den gemütlichen Sonntagnachmittag mit Kaffee und Kuchen, aber definitiv einer, der etwas hinterlässt. Und das ist im heutigen Serien-Overload schon fast revolutionär.
———-
Autor und Bild: Film-Zeitler
Kein Anspruch / Gewähr auf Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit