Unheilig – Neue Deutsche Härte, Elektronik und Gothic Rock mit dem Grafen

Unheilig wurde 2000 durch den Grafen gemeinsam mit Grant Stevens und José Alvarez-Brill ins Leben gerufen. Noch im gleichen Jahr wurde die Single „Sage Ja!“ veröffentlicht, worauf im Februar des Folgejahres das Debütalbum „Phosphor“ mit einer musikalischen Mischung aus Elektronik und Rock veröffentlicht wurde.

Festivals und Open-Air-Konzerte mit Unheilig

Unheilig - Neue Deutsche Härte, Elektronik und Gothic Rock mit dem Grafen
Unheilig – Neue Deutsche Härte, Elektronik und Gothic Rock mit dem Grafen

2001 trat die Band auf mehreren großen Festivals und Open-Air-Konzerten wie dem Zillo Open Air, dem Wave-Gotik-Treffen, dem Doomsday Festival und dem Woodstage Summer Open Air auf. Im Oktober des Jahres 2002 erschien das Album „Frohes Fest“, auf dem klassische deutsche Weihnachtslieder in der typischen Unheilig-Art interpretiert wurden.

Ende dieses Jahres trennte sich Der Graf wegen allzu großer Differenzen sowohl von den anderen Bandmitgliedern, als auch dem Produzenten und der Plattenfirma. Der Graf entschloss sich, mit einer Solokarriere weiterzumachen. Zu Beginn dieser Ärä wurde die Musik von Unheilig durch den Grafen als Sänger, Texter und Produzent in einer Person, also unisolo, produziert. Nur für Live-Auftritte wurde durch den Grafen auf Gastmusiker zurückgegriffen. Das dritte Studioalbum „Das 2. Gebot“ wurde im April 2003 veröffentlicht. Den Fans war es möglich, im Internet darüber abzustimmen, welches Lied des Albums ausgekoppelt und in einer EP-Version produziert werden sollte. Das Ergebnis dieser Abstimmung war „Schutzengel“ mit vier weiteren bis dahin noch nicht veröffentlichten Liedern.


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„Zelluloid“, das vierte Album von Unheilig, erschien Ende Februar 2004. Auf die Veröffentlichung folgte eine Deutschlandtournee zusammen mit der Band Terminal Choice im Anschluss. Mit „Freiheit“ wurde im Oktober 2004 wiederum eine EP nach einer Abstimmung der Fans im Internet veröffentlicht.

Aus Mitschnitten von unterschiedlichen Konzerten wurde am 31. Januar 2005 das Live-Doppelalbum „Gastspiel“ veröffentlicht. Im gleichen Jahr wurde den Fans auch eine DVD mit Konzertaufnahmen, Musikvideos und einigen Interviews geboten.

Am 20. Januar 2006 wurde das fünfte Studioalbum von Unheilig mit dem Titel „Moderne Zeiten“ veröffentlicht. Das Konzept der Liedtexte dieses Albums sind Träume und ihre Verwirklichung. Die EP „Astronaut“ wurde – wie bei den vorherigen Alben auch – als Ergebnis einer Umfrage im Juni des Jahres ausgekoppelt. Auf der EP ist auch das bis zu deisem Zeitpunkt unbekannte Lied „Der Himmel über mir“ veröffentlicht worden. In diesem Lied drückt Der Graf seine Religiosität und gleichzeitige Ablehnung der Kirche aus. Er benennt außerdem die Gründe für sein „Unheiligsein“.

Von Ende September bis Mitte Oktober 2006 war Unheilig zusammen mit der Formation Project Pitchfork auf Tournee. Am 13. Oktober 2006 veröffentlichten Unheilig in einer limitierten Auflage von 3.000 Stück die Live-Doppel-CD „Goldene Zeiten“. Hauptbestandteil dieses Albums ist ein Konzert aus dem Frühjahr 2006. Das Jahr 2007 nutzte der Graf aufgrund der geringen Konzertpräsenz für die Aufnahmen zum nächsten Album, das den Titel „Puppenspiel“ trägt.

2008 wurde durch die Firma rcntv unter dem Titel „Unheilig – Ein Leben für die Musik“ eine 30-minütige Dokumentation über die Band produziert. Diese Dokumentation wurde am 30. November 2008 zum ersten Mal auf dem Sender DMAX ausgestrahlt.

Am 19. Februar 2010 erschien das neue Album „Große Freiheit“. Darauf zu finden ist auch die erste Single-Auskopplung „Geboren um zu leben“. Das Album erreichte sofort Platz 1 der deutschen Verkaufcharts und wurde zum bislang größten Erfolg der Band Unheilig. Das Album verkaufte sich bis heute mehr als 1,4 Millionen mal. War Unheilig in den Jahren zuvor hauptsächlich in der „Schwarzen Szene“ ein Begriff, erreichte diese Produktion nun eine breiter gefächerte Käuferschicht.

Die große Präsenz in den Medien und der im Vergleich zu früher (Gothic Rock) sehr poppige Charakter vieler neuer Lieder sorgten bei vielen langjährigen Fans aber auch für Kritik. Ausdrücke wie „Schlagertümmelei“ oder „Massenkompatiblität“ finden dabei häufig Anwendung, um dem Missmut über die neue Richtung Ausdruck zu verleihen.

„Es ist seltsam, jahrelang haben mir die Menschen vermittelt, wie wichtig ihnen meine Musik ist, und dann ändere ich ein wenig mein Äußeres, lasse den schwarzen Nagellack und diese weißen Vampirkontaktlinsen weg, und plötzlich zählt meine Musik nicht mehr. Plötzlich sagt man: Der singt jetzt kommerzielle Balladen. Der ist keiner mehr von uns. Ich verstehe das bis heute nicht. Wenn du die Akzeptanz der Leute nicht mehr hast, die du so lange kennst, dann tut das weh.“ so der Graf in einem Interview mit der Zeitschrift Der Stern.

Am 1. Oktober 2010 gewann Unheilig den Bundesvision Song Contest 2010 mit dem Song „Unter deiner Flagge“.

Auch gewannen Unheilig in diesem Jahr unter anderem den renomierten Musikpreis BAMBI in der Kategorie „Pop National“.
Stilistisch gesehen bewegt sich Unheilig in zahlreichen Genres. Zuordnungen zur Stilrichtung Neue Deutsche Härte weist „der Graf“ jedoch weit von sich: „Ich weiß bis heute nicht, was Neue Deutsche Härte heißt. Mir ist dieser Begriff zu martialisch. Ich habe mich nie an einem Stil oder an einer Richtung orientiert“, so der Sänger der Gruppe. Sind auf dem ersten Album Phosphor noch sowohl deutsche, als auch englische Texte zu hören, so findet man auf allen nachfolgenden Alben die Lieder ausschließlich auf Deutsch gehalten.

Unheilig – Puppenspiel

Unheilig - Puppenspiel
Unheilig – Puppenspiel

Aktuell handelt es sich bei Unheilig mehr oder weniger um ein Soloprojekt von dem Sänger und Texter „Der Graf“. Unter dem Namen des Projektes sind bis heute zahlreiche Veröffentlichungen in CD-Form erschienen und seit kurzem ist auch das aktuelle Werk „Puppenspiel“ erhältlich.

Unheilig ist für einen Rock bekannt, der auf düstere Ausstrahlung Wert legt, und dabei besonders in Richtung Gothic und Dark Rock geht. Besonderheiten sind in den elektrischen Elementen zusehen, die vermehrt und großspurig genutzt werden. Dementsprechend ist natürlich auch „Puppenspiel“ aufgebaut und man kann ohne Weiteres sagen: Das Konzept überzeugt!

Die Tracks sind angenehm ansprechend aufgebaut und schaffen es mit recht simplen Mitteln den Zuhörer zur Aufmerksamkeit zu bringen. Zweifellos schafft es der Graf hier seine Gedanken und Lösungsansätze für Probleme auf seine Fangemeinschaft zu übertragen. Die Stimme des Grafen plätschert unauffällig und doch präsent, manchmal auch sehr deutlich akzentuierend und klar dominant, durch die unterschiedlichen Lieder und erzählt von Engeln, von dem drohenden Verlust eines wichtigen Menschen und wie man damit umgehen kann und von Emotionen in verschiedenen Situationen im Allgemeinen. Es ist schwer faszinierend, wie es hier geschafft wird äußere, reale Eindrücke zu verarbeiten und in den Tracks zu bündeln. Auf der anderen Seite gibt’s natürlich auch Stücke, die viel mehr klingen, als würden sie Rammstein nachempfunden werden, sodass nicht die ganze Zeit nur Gefühlsduselei stattfindet.

Insgesamt ist „Puppenspiel“ eine fast ideale Ausarbeitung, auf der es zu mehr harten und mehr emotionalen Songs kommt. 4,5 Gitarren sind sehr angebracht.

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Label: Soulfood
Genre: Neue Deutsche Härte
Releasedate: 2008-02-22
Web: http://www.unheilig.com
Punkte: 9

Autor: Gou

Unheilig & FAQ

Das Abschlusskonzert einer, für diese Band, beispiellos erfolgreichen Tour fand am zwölften Oktober ausgerechnet bei mir um die Ecke im Bremer Aladin statt. Unheilig hieß der Act und war der Titel für einen geladenen Abend voller Emotion und guter Musik.

Etwa um 18.40 Uhr standen zwei Freunde und meine Wenigkeit vor den Toren des Aladin. Eine verhältnismäßig kurze Schlange bot einen einigermaßen wunderlichen Eindruck, handelte es sich doch um einen Künstler, der auf dieser Tournee und in den letzten Tagen, fast täglich vor ausverkauftem Haus spielen konnte. Mir war es wurscht, denn ich habe mir die sinnige Gleichung aufgestellt „Kürzere Schlange = schneller rein = besserer Platz“. Das ich damit gar nicht mal falsch lag, stellte sich dann drinnen raus.

Das Aladin ist ein verhältnismäßig übersichtlicher Laden, da er größtenteils aus einer Konzert- und Veranstaltungshalle besteht. Aufgrund der architektonischen Gegebenheit, dass es breiter als lang ist, bot das Aladin aus jeder Position einen guten Blick und eine recht gute Bühnennähe.

Ich ließ meinen Blick einmal durch den Raum schweifen und erblickte auch gleich mal den Grafen, der umringt von seinen Anhängern fleißig Gelegenheit für Fotos gab und nebenbei signierte, was das Zeug hielt.

Nach der Abgabe unserer, in der mittlerweile arg warm gewordenen Halle, überflüssigen Jacken und einem, preislich durchschnittlichen 3 Euro Bier zur Abkühlung begann das Konzert um ziemlich genau 20 Uhr mit FAQ. Das Kürzel steht im übrigen tatsächlich für den online weitaus bekannten Begriff „Frequently Asked Questions“.

Die Elektroniker aus der Schweiz haben von uns, die wir eigentlich hinter der eigens für Raucher hochgezogenen Plexiglaswand im Raucher-Tresenbereich saßen, nur Aufmerksamkeit bekommen, da auf einmal ein Wummern durch den Raum ging als würde eine Kanone abgefeuert werden. Keine Kanone, dafür drei vornehm schwarz gekleidete Personen fanden wir dann aber schließlich auf der Bühne. Der ganz stark an Placebo Sänger Brian Molko erinnernde Sänger Philip Noirjean verrenkte sich bereits wie von starken inneren Schmerzen gequält auf der Bühne, neben ihm Gitarrist Pille und am Keyboard der Unheilig Keyboarder und FAQ Produzent Henning Vorlage.

Das erinnerte mich doch glatt an das Hamburger Konzert, wo der Henning ja schon einmal im Vorprogramm die Tasten drückte. Wie bereits erwähnt boten FAQ gewaltig Druck. Mit lautem sogar recht schnellen und, unter anderen Umständen, sehr tanzbaren Electro/Industrial versuchten die Schweizer das Bremer Publikum zu bewegen. Leider, wirklich leider, denn die Leistung der, mir nur von der Schattenspiel Tour CD bekannten, Band war wirklich gut, wollten die Bremer um mich herum nicht so richtig gut abgehen, Publikumsspiele wie das Mitklatschen wurden weitestgehend ignoriert und es wirkte, als würde ein gewisser Teil sogar etwas genervt sein. Wie gesagt, kann ich mich dieser Gefühlslage nicht anschließen.

Es wurde eine gute Show geliefert, die durchaus amüsant war und gute Musik gebracht hat.

Mit einem kleinen, selbstironischen Witz zur eigenen Herkunft und der Herkunft des „überragenden, weltbekannten“ Mitschweizers DJ Bobo wurde der letzte Song angekündigt und es folgte die Umbaupause, das Equipment verschwand und drei große Kerzenständer, die in kein mittelständisches Wohnzimmer zu passen scheinen, nahmen ihre Plätze ein. Genug Platz für den Grafen, seine bekanntermaßen platzintensive Bühnenshow zu vollziehen.

Nach etwa 20 Minuten ging es dann auch los. Mit dem Lieblingssong unserer weiblichen Begleitung, für die dieses Konzert ihr erstes ihrer jungen Jahre war, wurde der unheilige Abend eingeläutet: „Spiegelbild“.

Wenn es einen Künstler gibt, von dem man behaupten kann, das sein erster Auftritt auf der Bühne wie ein Knall wirkt, dann ist es der Graf. Mit Sprüngen kommt der Mann, von dem man wohl ohne Übertreibung behaupten kann, der ganze Saal hätte auf ihn allein gewartet, auf die Bühne und gab sich und uns die Ehre.

Ein jubelnder Sturm der Begeisterung war wie entfesselt, die fast ausverkaufte Halle des Aladin empfing Unheilig mit allen Ehren.

Eine gelungene Mischung „alte und neue“ Songs wurde dargeboten, zunächst neuere Titel wie das eben erwähnte „Spiegelbild“ und dann nach einigen dankbaren Worten an das Publikum, welches Unheilig eine so erfolgreiche Tour bescherte, „Fang mich auf“. Daraufhin, beginnend mit „Schutzengel“ wurde die Stimmung stark vertieft, „Sage Ja“, „Auf zum Mond“ und „Astronaut“ sind nach wie vor Live sehr gern gehörte Tracks die stets Publikumsresonanz erzeugen und Titel sind, die so ein Konzert tragen.

Dennoch hatte ich das Gefühl das, das neue Album „Puppenspiel“, das der Tour auch den Namen gab, einiges an Zugkraft hatte, neue Fans zu werben.

Das ist auch gar nicht weiter schlimm, war aber Live ein interessanter Anblick:

Zwischen Goths in schönster Tracht und dunkelstem Schwarz waren Menschen jeder Altersklasse und Fason gestreut. Was alle wohl gleichermaßen erleben durften war allerdings ein erwartungsgemäß emotionales Konzert.

Die zweite Hälfte war geprägt von bekannten Liveknallern wie etwa „Freiheit“ oder „Maschine“.

Alles in allem eine ausgezeichnete Playlist mit reichlich Publikumsbeteiligung und genug Schweiß vom triefenden Grafen. Dieser verbrauchte während 17 Songs 3 Mikrofone und musste zwangsläufig nach jedem Song hinter der Bühne verschwinden um sich abzutrocknen. Dennoch, die Schweißtropfen flogen in Massen in die ersten Reihen.

Dies könnte auch an den unfassbar stickigen Luftverhältnissen in der Halle liegen, ich hatte mehrfach das Gefühl, die Bässe würden aus meiner Lunge jegliche Luft herauspressen und neue Luft einzuatmen war kaum möglich, da die Luft stand; fast schon zum heraustragen gedrückt wirkte. Zwar waren an der Decke so etwas wie Ventilatoren auszumachen aber entweder waren die nicht eingeschaltet oder funktionierten nicht.

Zu den Ansagen: Es war eindeutig ein bisschen Wehmut in der Mimik und Gestik der Band zu sehen, die nun eine ereignisreiche Tour beendete. Es wurde der schweren Erkrankung des Sängers gedacht, die ihm wohl so schwer zu schaffen gemacht hatte, dass es fraglich war, ob denn überhaupt noch ein Auftritt kommen mag, als Ansage für „Sei Mein Licht“, mit dem er den Fans danken wollte, dass sie ihn mit ihrer Resonanz wieder aufbauten und schließlich motivierten weiter zu machen. Aber auch Tränen, die zu einem schweren Verlust vergossen worden waren und den Song „An Deiner Seite“ inspirierten kamen zur Sprache. Man mag behaupten was man will, aber das Beben in der Stimme, die Mimik und bitteren Tränen im Gesicht des Grafen, die verkrampften Züge und die schweren Worte, all dies, mag man behaupten, sei nichts als hervorragende, schauspielerische Kunst. Ich für meinen Teil, nicht nur als Freund von Unheilig, glaubte jede Sekunde und glaube sie immer noch. So etwas kann man nicht imitieren.

Aber das muss man wohl selbst gesehen haben.

Reichlich dürftig für einen solchen Abend fielen dann allerdings für meinen Geschmack die Zugaben aus. Es waren nämlich eigentlich nur zwei. Dafür wurde aber den gesamten Abend über ordentlich Vollgas gegeben und somit war dann zum Ende hin jedermann versöhnt. Wir verweilten noch eine halbe Stunde in der Halle, setzten uns auf eine Bank, genossen noch ein mehr als nötiges und vor allem kaltes Bier und trafen noch einige Bekannte. Kurz bevor wir uns nun, wie so viele vor uns schon, auch auf den Weg nach Hause machen wollten kam der Graf, begleitet von Security und anderen, zum üblichen After – Show – Plausch, grüßte die schon seit Ende der Show anwesenden FAQ – Leute und huschte zum Merchandise Stand. Ungewöhnlich für ein Unheilig Konzert war dann aber doch die sehr überschaubare Zahl derer, die noch ein Autogramm, Foto oder einfach Gespräch mit dem Grafen suchten. Allerdings war auch Sonntag, das arbeitende Volk musste ins Bett, sich für den elenden, immer wiederkehrenden Montag ausschlafen. Also war nicht viel anderes zu erwarten. Wir verzichteten mal darauf uns noch mit anzustellen, holten unsere Habseligkeiten und fuhren nach Hause.

Ein herausragendes Konzert und würdiger Abschluss der eigentlichen Tour.

Setlist Unheilig:
1. Spiegelbild
2. Fang mich auf
3. Schutzengel
4. sage ja
5. Auf zum Mond
6. Astronaut
7. Tanz mit dem Feuer
8. Spielzeugmann
9. An deiner Seite
10. Feuerengel
11. Sei mein Licht
12. Lampenfieber
13. Maschine
14. Freiheit
15. Mein Stern
16. Ich will alles
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17. Mein König
18. Der Vorhang fällt

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Location: Aladin, Bremen
Datum: 2008-10-12
Autor: Sagerion

Unheilig & Down Below & goJA moon

Am 20.03. gab sich der Graf in der Hamburger Markthalle die Ehre sein, hauptsächlich, schwarzes Publikum mit seinem Puppenspieler Tourprogramm zu beglücken. Mit dabei sind goJA moon und Down Below, aber man sollte sich nichts vormachen. Unheilig sind die absolute Attraktion dieses Abends gewesen. Ich war Vorort und habe einen mehr als denkwürdigen Abend verlebt, der besser nicht hätte sein können. Ich hoffe das ich euch ein bisschen von meiner Begeisterung abgeben kann.

Das Wetter war typisch Hamburger Frühling: Bewölkt, Nieselregen, Wind. Mir war das relativ egal, handelte es sich schließlich nicht um ein Open Air und der Eingang der Markthalle ist nach wie vor überdacht. Ich machte mich also auf den kurzen Weg zur Halle, es war etwa 18.30 Uhr. 19.00Uhr begann der Einlass und schon vorab ließ sich erahnen, wie sich die, als erstes Konzert der Tour, ausverkaufte Markthalle später anfühlen wird.

Es war eng, man stand mehr aneinander gedrängt als das man auch nur einen Schritt voran kam. Das bestätigte sich auch schon nach kurzer Zeit in der Vorhalle, was allerdings auch nicht weiter wunderlich war, begrüßte doch der Graf persönlich sein Publikum mit offenen Armen. Das hat mich schon sehr verblüfft, schließlich sollte er in etwa 3 Stunden auf der Bühne einen Auftritt absolvieren und wer den Grafen kennt, der weiß: der Mann gibt alles. Doch dazu später mehr.

Das gab mir Gelegenheit das Publikum zu betrachten. Erwartungsgemäß allerlei schwarzes Volk und diverse glatzköpfige Männer, die wohl nicht ganz zufällig in ihren Anzügen dem Grafen sehr ähnelten. Es bestätigte sich auch deutlich, das die Musik von Unheilig Geschlechter- und Generationsübergreifend ihre Anhänger findet. Von pubertären Kids bis deutlich älteren Menschen, ja teilweise ganze Familien konnte man ausmachen.

Ich steuerte den Tresen an und trank eine Cola, die Schattenseite eines Autofahrers und eine Qual obendrein, da es Met und roten Wein gab. Als Ablenkung tigerte ich durch die Gänge und Reihen und verteilte hier und da Flyer, betrachtet den provisorischen Raucherraum, in dem man durchaus auch ohne Zigarette seine Ration Nikotin bekam. Die Luft war zum Schneiden und Raustragen stickig. Dann wollte ich es mir aber auch nicht entgehen lassen die Tour CD und eben ein Autogramm vom Grafen abzustauben. Dieser stand seit der Begrüßung wacker bereit für allerlei Plaudereien, Fotos und ebenso wacker standen die Leute Schlange um ihren Lord zu treffen oder eben die CDs zu kaufen. Stellenweise wurde sogar die Garderobe völlig übersehen, da sich immer an der längsten Schlange angestellt wurde. Nachdem ich nun beides erledigt hatte und stolzer Besitzer der, sehr günstigen – 10 Euro – CD Schattenspiel war, wollte ich mal die Lage in der Halle abschätzen. Wenig überraschend war noch viel Platz, auch wenn eine knappe Viertelstunde später die erste Vorband, goJA moon spielen sollte. So konnte ich auch schon mal einen guten Platz kurz vor der Bühne ergattern, damit meine etwas betagte Cam auch noch einigermaßen gute Bilder vom Konzert machen konnte.

Um Punkt 20.00 Uhr kamen dann zwei Jungs auf die Bühne, einer, mit einer Frisur die Einstein vor Neid erblassen ließe, an der Bassgitarre und sein Bühnenkollege, mit kurzem Irokesen und Brille, am Micro und den Synthies. Im Nachhinein hab ich rausgefunden, das die Jungs sich Herr Schreck und Herr Ja nennen. Laut Website fehlte der Dritte im Bunde, Herr go. Auf jeden Fall kamen die beiden mit einem doch respektablen Mut auf die Bühne und versuchten die eher skeptisch wirkenden Menschen mitzureißen. Es blieb auch nach wie vor eine eher leere Halle. goJA moon gaben sich wirklich alle Mühe, aber die Darbietung gab einfach nicht genug her.

Beim Schreiben dieses Berichts habe ich aber schon mal in die Tour CD Schattenspiel reingehört, auf der besagte Band auch mit 3 Songs vertreten sind. Da könnt man wieder sagen: Auf Platte Hui, auf der Bühne Pfui.

Dennoch will ich klarstellen, die 3 Jungs aus Mecklenburg Vorpommern brauchen, wie jede junge Band Zeit um Erfahrung zu sammeln, und ich werde sie mir sicher noch mal in ein bis zwei Jahren anschauen. Eine halbe Stunde später war der Auftritt auch schon vorbei und ich ging erstmal eine rauchen.

Das, zum Stehrauchraum umfunktionierte Klo wurde schon ab der Tür belagert und ich drängte mich durch die Reihen um wenigstens ein wenig Platz zu haben. Komischerweise war grundsätzlich das Treppenhaus davor komplett ausgefüllt und besagtes Klo eher frei.

Eine Zigarette und ein Wasser später stand ich schonwieder an meinem Platz und wartete auf den zweiten Act des Abends, die Sachsen DownBelow. Diese Band hatte schon mehr Zugkraft für das Publikum und das Parkett füllte sich. Das wird auch an dem Auftritt bei Steffan Raabs Bundesvision Songcontest gelegen haben, vermute ich einfach. Zeitig kamen die vier schwarz – lila uniformierten Sachsen auf die Bühne. Doch wer war die fünfte Person, die sich hinter das Keyboard stellte? Henning von Unheilig unterstützte die Gothrocker tatkräftig.

Im düsteren blau der Scheinwerfer und sehr großzügigem Gebrauch der Nebelmaschine, die mich das eine oder andere Mal über die Unzulänglichkeit meiner Kamera fluchen ließ, begann ein durchaus gelungener Auftritt.

DownBelow spielten eine Dreiviertelstunde ihre Hits, unter anderem Sand in der Hand, der Bundesvision Songcontest Song, oder „How to die in Space“. Das DownBelow ihr Publikum eher bei den Frauen finden stellte sich vor allem durch das ohrenbetäubende Kreischen des weiblichen Geschlechts bei der nach und nach fallenden Kleidung des androgyn wirkenden Sängers Neo Scope. Ein Blick durch die Reihen der Männer verriet mir sehr unterhaltsam, das die Männer schon eifersüchtig wurden. Dennoch, es wurden einige Köpfe geschüttelt. Das Neo Scope zum Lachen nicht in den Keller geht, erfuhr man durchaus durch einen etwas zynischen Kommentar zu den vier Punkten bei besagtem Contest aus Hamburg oder Geschlechterspielchen mit dem Publikum a la „Wer kreischt lauter?“.

Nach einem akustischen Intermezzo mit Westerngitarre und Synthies von Henning war klar, das Publikum wollte nun endlich Unheilig sehen.

Geduldig warteten wir alle bis das Set von DownBelow abgebaut war und das Set von Unheilig, hauptsächlich bestehend aus drei außergewöhnlich großen Kerzenständern, einigen Amps und dem Keyboardset von Henning, errichtet wurde.

Um 22.00 Uhr war es soweit, der Moment wurde durch das, auch auf der Puppenspiel CD einläutende Intro Vorhang auf bestimmt. Gänsehauterzeugende Stimmung bis zu einem tiefen, kehligen Ruf „Vorhang auf!“ und der Graf kam auf die Bühne gerannt, es war soweit, das Warten hatte ein Ende. Unheilig gab Vollgas.

Dröhnend laute Bässe und fantastische Kompositionen begleiteten die einmalige Darbietung des wild umher tanzenden Grafen und seiner einzigartigen Mimik und Gestik. Neben der Lichtshow erfüllten von nun an Blitzlichter die Halle, jeder wollte sein eigenes Bild als Erinnerung der Show haben, so schien es mir und als guter Redakteur tat ich es denen gleich. Nun muss man aber sagen, das der Graf sich teilweise so schnell bewegte, das es wirklich schwer ist gute Aufnahmen zu machen.

Unheilig spielten zwei Stunden, hierbei könnte man vermuten, das sich die Setliste ausschließlich um das neue Album dreht, dem war aber ganz und gar nicht so. Zu Beginn gab es einige aktuelle Songs, doch je später der Abend wurde, je aufgeheizter die Menge wurde, je mehr Menschen ausgelassen tanzten, träumten oder klatschten, desto besser wurden die Songs. Unabhängig von Aktualität wurden einfach passende Songs dargeboten, die von der Menge aufgesogen wurden wie ein Schwamm es mit Wasser tut.

Selten habe ich ein kurzweiligeres Konzert erlebt, bei dem man unter den Klängen die Zeit vergaß und dann so völlig in den Bann gezogen wurde. Gerade das ist jedoch eine Eigenschaft von Unheilig-Konzerten. Genauso wie die Choreografie des Grafen, die zwischen „beängstigende Klaustrophobie“, „stiller Wahn“, „blanker Zorn“, „tiefer Seelenschmerz“ und „obszön Schrittbezogen“ schwankte und fast wie im Rollenspiel Personen einnahm.

Jedoch haben sich viele Frauen besonders über den Schwung in der Hüfte gefreut, was kein chauvinistischer Kommentar sein soll, sondern nur meiner Beobachtungen entspricht.

Eine weitere Eigenschaft eines Unheilig-Auftritts ist, nach wie vor, der Bezug zum Publikum. Es erzeugt schon eine gehörige Gänsehaut wenn der Graf mit seinen weißen Kontaktlinsen dir ins Gesicht brüllt oder wenn bei einem Song wie An deiner Seite, der bekanntermaßen einen sehr persönlichen Hintergrund hat, Tränen beim Sänger erzeugt. Nun kann man sagen, das das entweder der Schweiß war, der in Sturzbächen vom blanken Schädel lief und das weiße Hemd durchtränkte, das das nur gute Schauspielkunst sei. Dennoch, selbst wenn es so wäre, es sah verdammt real aus.

Nach sehr kurzweiligen eineinhalb Stunden emotionaler Hochs und Tiefs verabschiedete sich Unheilig das erste Mal von der Bühne und energisch wurde die Zugabe gefordert. Ohne Maschine oder Sage Ja wollte einfach noch niemand die Halle verlassen. Vorher verteilte, rote Knicklichter wurden in der Luft gewedelt und so gings schnell weiter.

Die Stimmung konnte einfach keinen Höhepunkt erreichen, das Publikum machte alles mit, das Publikum wollte einfach mehr. So war es dann auch nach dem zweiten Versuch die Bühne zu verlassen so, das eine ausverkaufte Markthalle anfing mit den Füßen zu stampfen. Ein Wummern wie eine Stampede verdeutlichten den Nichtwillen diesen Saal nun so einfach zu verlassen und mit einem etwas eingeschüchterten Kichern hörte man den Grafen nur „Ok ok, kriegt ihr ja!“ sagen. Es folgte also noch eine Zugabe. Diese Bestand unteranderem aus Mein Stern. Spätestens in diesem Moment waren die vorher bei DownBelow eifersüchtig gewordenen Männer und Frauen versöhnt und lagen sich in den Armen. Überall sah man Pärchen, die den Text einander ins Gesicht hauchten. Was soll ich sagen, ich war leider alleine da.

Nun, um 0.00 Uhr, hatte das Publikum seinem Grafen das letzte bisschen abverlangt und entließ ihn unter die Dusche. Das Parkett leerte sich und man ging raus zum angekündigten Meet and Greet mit den Bands des Abends, goJA moon, Down Below und nach etwas Verzögerung auch Unheilig. Ich machte noch einige Bilder, rauchte eine Zigarette und ließ das Endorphin und Adrenalin voll Genuss durch meine Adern pulsieren.

Anschließend verließ ich die Halle und kurze Zeit später auch Hamburg, nach Hause.

Wie man lesen kann war und bin ich auch immer noch sehr positiv beeindruckt von diesem Konzert.

Mein Fazit ist, das der Graf und Unheilig einfach Ausnahmekünstler sind. Zusammen mit Down Below und goJA moon ist für jeden Geschmack der schwarzen Szene etwas dabei. Diese Tour sollte sich niemand entgehen lassen, der Unheilig mag.

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Location: Hamburger Markthalle
Datum: 2008-03-20
Autor: Sage

Unheilig Bandhistory

Die Band Unheilig wurde im Jahr 2000 von einem Sänger gegründet, der sich Der Graf nennt. Sein bürgerlicher Name ist bis heute unbekannt. Es wird spekuliert, dass sein Nachname Graf lautet, da die Marke Unheilig im Markenregister unter anderem auf einen Bernd Graf eingetragen ist. Es gibt nur wenige Informationen über das Privatleben des Grafen. Bekannt ist, dass er als Kind stark gestottert hat und diese Sprachstörung durch Singen überwinden konnte. Vor der Gründung von Unheilig brach der Graf eine Ausbildung zum Zahntechniker ab, verpflichtete sich für vier Jahre als Soldat bei der Bundeswehr und ließ sich anschließend zum Hörgeräteakustiker ausbilden.

Die Band Unheilig gründete der Graf zusammen mit dem australischen Sänger Grant Stevens und dem Produzenten José Alvarez-Brill. Die erste Single „Sage Ja!“ erschien im Oktober 2000, das Debütalbum „Phosphor“ kam im Februar 2001 auf den Markt. Musikalisch stellte das Album eine Mischung aus Rock- und Elektromusik dar. „Phosphor“ ist bis heute das einzige Album von Unheilig, auf dem sich neben Liedern in deutscher Sprache auch welche in englischer Sprache befinden. „Phosphor“ wurde im Juli 2009 neu abgemischt und mit einem überarbeiteten Artwork neu veröffentlicht.

Unheilig trat im Jahr 2001 auf mehreren Musikfestivals auf, unter anderem beim Wave-Gotik-Treffen in Leipzig. Im Oktober 2002 erschien mit „Frohes Fest“ das zweite Album der Band, auf dem klassische Weihnachtslieder wie „Leise rieselt der Schnee“ und „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ in düsterer Weise interpretiert wurden. „Frohes Fest“ hielt sich 5 Wochen lang in den deutschen Albumcharts auf und erreicht als beste Platzierung den 57. Rang. Nach Differenzen mit seinen Mitmusikern trennte sich der Graf Ende 2002 von Stevens, Alvarez-Brill und seiner Plattenfirma und beschloss, die Band als Solokünstler fortzuführen.

Für das dritte Album „Das 2. Gebot“ war der Graf als Texter, Sänger und Produzent in Personalunion tätig. Es folgte eine Abstimmung, bei der die Fans entscheiden konnte, welches der auf dem Album enthaltenen Lieder als EP veröffentlicht werden soll; die Entscheidung fiel auf „Schutzengel“. Eine ähnliche Vorgehensweise wählte der Graf auf bei den beiden folgenden Alben. Auch „Das 2. Gebot“ wurde im Jahr 2009 erneut veröffentlicht. Im Februar 2004 kam das Album „Zelluloid“ auf den Markt, im Januar 2005 erschien das Livealbum „Gastspiel“, zu dem es auch eine DVD mit Liveauftritten, Musikvideos und Interviews gab. Bei Liveauftritten wird der Graf seit 2002 vom Gitarristen Christoph Termühlen, seit 2006 vom Keyboarder und Sound-Programmierer Henning Verlage und seit 2010 vom Schlagzeuger Martin Potthoff begleitet.

Im Januar 2006 erschien mit „Moderne Zeiten“ das bereits fünfte Studioalbum von Unheilig, 2008 folgte „Puppenspiel“. Zum bislang größten Erfolg der Band wurde das Album „Große Freiheit“, das im Februar 2010 erschien, sofort auf den ersten Platz der deutschen Albumcharts stieg und sich weltweit mehr als 1,8 Millionen Mal verkaufte. Mit der Single „Unter deiner Flagge“ gewann Unheilig den Musikwettbewerb Bundesvision Song Contest 2010. „Große Freiheit“ wurde als Album des Jahres mit dem Echo 2011 ausgezeichnet. Im März 2012 erschien das Album „Lichter der Stadt“, das ebenfalls sofort den ersten Rang der deutschen Albumcharts erreichte.

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Autor: ArchiVader

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