Wacken Open Air 2019 – 30 Jahre W:O:A „Faster – Harder – Louder“

Wacken Open Air 2019: Bereits zum 30. Mal hieß es wieder „Faster – Harder – Louder“ auf dem Holy Ground im beschaulichen Wacken in Schleswig-Holstein. Seit 1990 hat sich das Wacken Open Air (oder kurz einfach nur W:O:A) im Laufe der Jahre zu einer festen Instanz und zu einem der größten Metal Festivals der Welt gemausert. Auch in diesem Jahr gab es, auch angesichts des Jubiläums, wieder einige Neuerungen auf dem Gelände. Auch einige der Künstler haben sich für diesen Höhepunkt in der Geschichte des W:O:A etwas Besonderes überlegt. Der Aufbau des Festivals wurde (unter Zuhilfenahme einiger Heiß- und Kaltgetränke) auch in diesem Jahr wieder von Harry Metal übernommen, welcher seine Videos in Form täglicher Podcasts über YouTube veröffentlicht.

Wacken Open Air 2019 – Mittwoch 31.07.

Wacken Dorf
Wacken Open Air 2019

Zwar ist seit einigen Jahren schon die Anreise ab Montag vom Veranstalter in den Ticketpreis integriert worden, allerdings begann unsere Anreise, wie auch in den vergangenen Jahren, erst am Mittwoch. Nachdem sich schon, aufgrund der Wettervorhersagen, eher mehr „Shine“ als „Rain“ für dieses Jahr ankündigte, bestand unsere Packliste aus deutlich weniger regenfesten Klamotten. Auch unser Versorgungsvorrat an Lebensmitteln und Getränken war in diesem Jahr kleiner als sonst, hat der Veranstalter doch in Kooperation mit Kaufland in diesem doch einen Kaufland Laden, den „Metal Market“ auf dem ehemaligem Campground C aus dem Boden gestampft. Ein Sortiment aus über 450 Artikeln zu marktüblichen Preisen (kein Festivalaufschlag!). Na, wenn das mal nichts ist.

In Wacken angekommen, bauten wir erst einmal unser Lager für die nächsten Tage auf und machten, nach dem ersten Kaltgetränk, eine Runde über die verschiedenen Areas das Holy Ground. Zwar kennt man als emsiger W:O:A Besucher schon die örtlichen Gegebenheiten, jedoch lassen sich die Veranstalter jedes Jahr etwas Neues einfallen. So gibt es neben dem Infield noch über 5 weitere „Areas“ in denen Bühnen, Theken, Essensstände und diverse Walking-Acts vertreten sind. Neben dem Wacken Center, welches u.a. eine Einkaufsmeile für die Besucher, sowie einen Biergarten samt Stage bereithält, gibt es das Wackinger Village in dem nicht nur Wikinger (bzw. Wackinger) ihr Unwesen treiben, sondern auch alles, was auf einem guten Mittelaltermarkt zu finden ist.

Wackinger
Wacken Open Air 2019

Direkt hinter dem Wackinger Village gibt es einen massiven Zeitsprung in Richtung Endzeit á la Mad Max. Das sog. „Wasteland“ wurde in den letzten Jahren immer weiter ausgebaut und hat sich zu einer festen Instanz des Holy Wacken Lands entwickelt. Das Wacken Plaza, welches viele Jahre lang lediglich den Bullhead City Circus mit seinen beiden Bühnen „W:E:T Stage“ sowie „Headbangers Stage“ beinhaltete, hat Zuwachs in Form eines weiteren Zeltes samt Bühne bekommen. Auf der „History Stage“ geben von Mittwoch bis Freitag die Nachwuchs-Bands des „Metal Battle“ ihre Auftritte zum Besten. Kein Bandwettbewerb für Metal ist hochwertiger, größer oder ein besseres Sprungbrett für die Teilnehmenden: Beim W:O:A Metal Battle suchen wir nicht weniger als die Legenden von morgen. Die teilnehmenden Länder entsenden jedes Jahr den vielversprechensten Nachwuchs zum großen Finale nach Wacken. Und obwohl ein Auftritt auf unseren Bühnen bereits für viele als Anreiz reicht, setzen wir noch einen oben drauf!

Neben Ruhm und Ehre warten auch hochwertige Preise auf die Bands, die am Ende auf dem Treppchen landen. Des Weiteren bringen wir die Nachwuchsmusiker mit erfahrenen Metal-Bands, Bandmanagern, Bookern, Plattenlabels und weiteren Experten aus der Metal-Welt zusammen.

Der Erfolg gibt dem Konzept recht: Bands wie Battle Beast, Hammercult oder Auðn sind im Anschluss an den Metal Battle durchgestartet!

Die größte Änderung in diesem Jahr bezieht sich auf den Bereich „Camping Plaza“ für den der alte Campground C weichen musste. Hier gibt es neben dem, bereits oben erwähnten, „Kaufland Metal Markt“ u.a. ein Motodrom, das „Full Metal Gaming Village“, die „Welcome to the Jungle“-Stage sowie die „Wacken Future Factory“. In zahlreichen Workshops sowie Diskussionsrunden geht es beim Projekt „Wacken Future Factory“ darum, zusammen mit den Gästen die Zukunft des W:O:A zu gestalten. Hier stehen wichtige Themen wie Nachhaltigkeit, Inklusion, Sicherheit, Festivalplanung, Digitalisierung und Werkekultur auf der Tagesordnung.

Der Punkt Inklusion soll an dieser Stelle besonders hervorgehoben werden. Denn bereits zum zweiten Jahr in Folge ist Gebärdendolmetscherin Laura M. Schwengber mit ihrem Team (a.k.a „Die mit den tanzenden Händen“) zu Gast auf dem Holy Ground, die unter anderem bereits 2018 für Schandmaul übersetzte. So wurden auch in diesem Jahr zahlreiche Shows in Deutscher Gebärdensprache übersetzt.

Es gab in diesem Jahr nicht nur Neuerungen auf dem Platz, nein, es wurde auch ein Abscheid gefeiert. Der Jägermeister-Platzhirsch ist auf seiner letzten Festival-Tour. Nach 27 Festivalauftritten (davon 4 Mal in Wacken) ist Schluss. Zum Abschied haben die Fans und EMP unter dem Motto „Dein Shirt für den Hirsch“ etwas ganz besonderes überlegt. Es konnten alte Bandshirts eingeschickt werden und EMP nähte aus den über 600 eingesendeten T-Shirts ein neues Gewand für den Platzhirsch.

WACKEN OPEN AIR 2019 – Eine Dokumentation vom GOREMINISTER bei YOUTUBE ansehen:

https://www.youtube.com/watch?v=tjz58s7bTyM

Wacken Open Air 2019 – Donnerstag 01.08.

WOA Crowd
Wacken Open Air 2019

Nachdem wir am Mittwoch bereits ausgiebig die Neuheiten des Holy Wacken Land erkundet hatten, wollten wir uns am Donnerstagvormittag dem Dorf Wacken widmen. Hier herrscht nun seit nunmehr 30 Jahren der pure Wahnsinn. Zwar nicht von Anfang an in der Form wie es heute der Fall ist, aber seit 30 Jahren unterstützt ein Großteil der Bewohner des Dorfes sowohl Veranstalter, als auch Metalheads mit voller Energie. In jedem Vorgarten, jeder Hofeinfahrt und jeder Häusernische ist etwas zu finden. Ob Biergarten, Cocktailstand, Disco oder Essenstand. Hier bleiben keine Wünsche offen. Die teilweise liebevoll hergerichteten „Areas“ haben sich größtenteils in den letzten Jahren zu festen Treffpunkten für die Metalheads etabliert und gehören zum Festival einfach dazu.

Passend zur Eröffnung des Infields ging es dann zurück in Richtung Festivalgelände. Der eingefleischte Wacken Besucher weiß nämlich, was nun kommt. Die großen Bühnen werden historisch von der Band „Skyline“ eröffnet, die sich zum 30. Geburtstag des Festivals ein paar besondere Hymnen haben einfallen lassen. Den Start machte der Song „30 Years Ago“, dessen Text die Besucher durchaus schon kannte. Hat Skyline doch schon bereits am 5. Juli diesen Jahres über alle digitalen Kanäle hinweg die Single „Wacken Open Air 30th Anniversary – Anthems“ veröffentlicht. Auch der zweite, dort enthaltene Track „This is W:O:A“ durfte live natürlich nicht fehlen. Wacken-Gründer und Festivalchef Thomas Jensen zupfte bei Skyline anfangs den Bass und war Mitte der 1980er-Jahre auch maßgeblich an der Gründung der Hard ´n Heavy Coverband beteiligt. Also ließ er es sich zum Jubiläum nicht nehmen, für einen Song wieder den Bass in die Hand zu nehmen und seine Künste zum Besten zu geben. Welcher Song würde hier besser passen als „Shot Down in Flames“ von AC/DC. Thomas lieferte eine solide Performance. Neben weiteren bekannten Covern war, natürlich, auch Doro wieder zu Gast und steuerte zwei Songs bei.

Nach einer kurzen Pause ging es direkt nebenan auf der Harder-Stage mit „Beyond the Black“ weiter. Die 2014 gegründete Band rund um Frontfrau Jennifer Haben startete direkt von Beginn an erfolgreich, wenn auch etwas turbulent, durch und lieferte eine souveräne Performance bei bestem Wetter ab. Ein besonderes Highlight war der Gastaufritt der chinesischen Cellistin Tina Guo, welche zusammen mit der Band einige Songs begleitete. Unter anderem ein Motörhead Cover von „Love Me Forever“.

Wenig später machten sich auch schon „Krokus“ auf der Faster-Stage bereit. Den Start machte „Headhunter“ welches in Verbindung mit einem Regen aus weißen Luftschlangen die Menge in Bewegung brachte. Gefolgt von Songs wie „Hellraiser“ oder „Bedside Radio“ sowie die beliebten Klassiker „Rockin‘ in the Free World“ oder „Quinn the Eskimo“. Ein würdiger Abschluss nach über 40 Jahren Bandgeschichte. Krokus planen für das Jahr 2019 die letzten Shows zu spielen.

Parallel zum Gig von Krokus gab es ein sehr seltenes und interessantes Gastspiel auf der Beergarden Stage der Band „Die Beschissenen 6“ a.k.a. „Fury in the Slaugtherhouse“. Das erste Mal seit 1993 standen sie unter diesem Namen wieder auf der Bühne. Und der Aufritt war alles andere als beschissen. Das Publikum ging jedenfalls ordentlich ab.

WOA Nacht
Wacken Open Air 2019

Nach einer kurzen Pause ging es in Richtung FOH zwischen die Faster- und Harder-Stage. Denn „Sabaton“ hatten sich für das Doppel-Jubiläum (30 Jahre W:O:A / 20 Jahre Sabaton) etwas ganz besonderes überlegt. 20 Jahre Sabaton, 2 Stunden Konzert, 2 Bühnen. Ja, warum nicht einfach mal beide Bühnen gleichzeitig bespielen und auf jede einen Panzer stellen. Die durch und durch von Feuerwerk und Flammen gespickte Show bekannt mit dem Song „Ghost Division“ auf der Faster-Stage. Dort hatte die Band, neben dem obligatorischen Schlagzeug-Panzer ein Backdrop mit diversen Einblendungen sowie einen Schützengraben nebst Militärchor aufgefahren. Wer Sabaton kennt weiß, dass Sänger Joakim es immer wieder schafft, das Publikum in seinen Bann zu ziehen und gute Laune zu verbreiten („Noch ein Bier“). Obwohl ich bei diesem Auftritt das Gefühl hatte, dass er dieses Mal nicht ganz auf der Höhe war. Song für Song wurde gespielt über „Resist and Bite“, „Fields of Verdun“, „Lion from the North“ und die Show war einfach….Moment….war nicht die Rede von zwei Bühnen? Denn auf der Harder-Stage passierte auch so einiges. Nämlich: gar nichts. Es gab zwar einen Aufbau (samt zweitem Schlagzeug-Panzer), jedoch waren das Lichter aus und niemand zu sehen. So einige im Publikum fragten sich bereits, warum sie sich in Richtung Harder-Stage aufgemacht haben, obwohl dort nichts los ist. Erst nach dem zehnten Song „Carolus Rex“ (und somit fast eine Stunde nach Beginn des Gigs) tat sich etwas auf der zweiten Bühne. Nach der kurzen Anmerkung von Joakim, dass man eigentlich nicht wüsste, was man auf der zweiten Bühne überhaupt machen sollte, erschien Pär Sundström (Bassist, Manager und Songwriter von Sabaton) auf der Harder-Stage. Doch anstatt das Tempo beizubehalten, gab es seitens Pär erst einmal eine 3-minütige Rede über seine Träume und Ziele, welches mehr und mehr in eine selbst Beweihräucherung mündete. Am Ende seiner Rede kündigte er die alten Band-Mitglieder von Sabaton an: Daniel Mÿhr, Daniel Mullback, Thobbe Englund und Rikard Sundén. Von nun an bespielten Sabaton im Doppelpack beide Bühnen.

Für die letzten beiden Songs der Zugabe hatten sich Sabaton noch ein weiteres Highlight zum Jubiläum überlegt. Und zwar griff man hier, wie auch schon „Beyond the Black“ am frühen Nachmittag, auf die musikalischen Künste von Tina Guo zurück, welche mit ihrem Cello die Songs „Swedish Pagans“ sowie „To Hell and Back“ souverän, wenn auch leider kaum hörbar, begleitete.

Alles in allem gingen wir mit gemischten Gefühlen nach dem Sabaton Konzert in Richtung Zeltplatz. Beim ein oder anderen Bier in Richtung Zelt diskutierten wir noch, ob es wirklich nötigen gewesen wäre, das Sabaton zwei Bühnen bespielte. Hätte der Aufbau doch auch (wie in vergangenen Jahren) auch auf eine Bühne gepasst. Auch die Entscheidung die zweite Bühne erst nach der Hälfte des Konzertes in Betrieb zu nehmen, stoß nicht nur uns, sondern auch vielen anderen Besuchern sauer auf. Besonders denen, die sich einen Platz vor der Harder-Stage gesichert hatten. Sabaton musste wieder viele Bandshirts drucken, um der großen Nachfrage gerecht zu werden. Bereits im Jahr 2015 wurde so ein Experiment bereits schon einmal vorgenommen. Hier hatten das Trans-Siberian Orchestra & Savatage beide Bühnen unter Einbeziehung der Video-Walls bespielt. Dies lief damals alles in allem runder und besser geplant ab.


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Wacken 2019 – Freitag 02.08.

Platzhirsch
Wacken Open Air 2019

Der zweite (offizielle) Festivaltag begann für schon relativ früh um 11 Uhr mit dem Aufritt von Equilibrium. Trotz dieser unchristlichen Uhrzeit lieferte die Band einen super Gig ab und verstand es die, schon recht angeschlagene, Menge an Metalheads die es so früh auf das Infield geschafft hatten, aufzuwecken.

Danach machten sich schon Queensrÿche auf der Harder Stage bereit. Für die Band, die bereits 1981 gegründet wurde, war der Auftritt im Jubiläumsjahr erst der zweite auf dem W:O:A – zuletzt waren sie im Jahr 2015 zu Gast.
In der warmen Mittagssonne spielte die Progressive Metal Band aus den Vereinigten Staaten, die es bis heute auf 16 Studioalben gebracht hat, ein Set, das einen deutlichen Fokus auf ihre frühe Schaffensperiode legte. Von den elf Songs, die die Band spielte, stammten sieben aus den 80ern, darunter zwei von ihrem wegweisenden Album „Operation: Mindcrime“.

Den Auftakt bildete gleich der einzige Song, dessen Erscheinungsjahr eine 20 vorne trägt – „Blood of the Levant“ von ihrem aktuellen Album „The Verdict“, der Rest des Sets erstreckte sich über „Queen of the Reich“ von der '83er EP „Queensrÿche“ über jeweils zwei Songs aus „The Warning“, „Rage for Order“, „Operation: Mindcrime“ und „Empire“ zu einem Song aus „Promised Land“.

Die Bühnenshow an sich ist als eher minimalistisch zu bezeichnen – neben dem Banner der Band und den Musikern selbst gab es wenig Schauwerte auf der Bühne zu sehen: Der Performance der Band um Leadsänger Todd La Torre tat das jedoch keinen Abbruch. Souverän präsentierten sie ihre Songs und spielten durchweg routiniert.

Der Uhrzeit geschuldet gewesen sein dürfte die Größe des Publikums – jedoch schien dieses bei dem Auftritt vollkommen auf seine Kosten gekommen zu sein.

Im Anschluss ging es für uns dann weiter zur Louder Stage. Auf der ehemaligen Party Stage, die etwas abseits der großen Zwillingsbühne im Infield positioniert ist, fand der Auftritt von Gloryhammer statt. Die international besetzte Power Metal Band um Gründer und Keyboarder Christopher Bowes (Alestorm) spielte eine Auswahl von Songs aus ihren bisherigen drei Alben, darunter „Gloryhammer“, „Angus McFife“ und „The Land of Unicorns“.

Wacken Open Air 2019
Wacken Open Air 2019

Beim neunten Stück „Masters of the Galaxy“ mussten sie ihren Auftritt dann jedoch abbrechen, da das Festivalgelände wegen einer weiteren Unwetterwarnung geräumt wurde. Sänger Thomas Winkler erläuterte dies mit den Worten, dass der böse Zauberer Crail einen besonders mächtigen Zauber gewirkt habe, der das Wetter derartig verschlechtert hätte. Den Setlists von vorhergehenden Auftritten nach zu urteilen, haben wir hierdurch mein persönliches Highlight „Universe on Fire“ knapp verpasst – es wäre der nächste Song gewesen.

Die Räumung hielt dann auch eine ganze Weile an, sodass ein Zeitslot im Festivalplan komplett entfiel und Cradle of Filth nicht wie geplant spielen konnte. Einige der entfallenen Auftritte wurden dann zu einer anderen Zeit auf anderen Bühnen nachgeholt, die Running Order wurde nach kurzer Zeit aktualisiert.

Das angekündigte Unwetter zog dann allerdings glücklicherweise größtenteils am Festivalgelände vorbei – ein relativ starkes Regenschauer war das Einzige, was man davon mitbekam. Dennoch war die Räumung von Seiten der Veranstalter natürlich sinnvoll und richtig – das Gewitter hätte ja auch genauso gut das Festival direkt treffen können. Erste Befürchtungen, der Boden könnte nach dem Niederschlag stark aufgeweicht sein bestätigten sich jedoch nicht: die Maßnahmen, die in den vergangenen Jahre getroffen wurden – darunter die Befestigung von Wegen mit Mobilstraßen sowohl auf der Wacken Plaza als auch im Campground und der Einsatz von Drainagen im Infield, um das Wasser abführen zu können – scheinen Wirkung zu zeigen. Der Boden war nach kurzer Zeit wieder trocken und nach wie vor fest, ein prophylaktischer Wechsel der Schuhe wäre also gar nicht nötig gewesen. Wir nutzten jedoch den Rückweg für einen kleinen Schlenker über den Campground und warfen einen Blick auf den Metal Markt von Kaufland sowie auf Lemmys Bar, die sich beide im Bereich des ehemaligen Campgrounds C befanden. Die Fläche enthielt darüber hinaus auch die neue Bändchenausgabe, einen Food Court sowie weitere Stände von Sponsoren, sodass es hier eine Menge zu entdecken gab.

Nach der Zwangspause ging es dann wieder ins Infield, wo wir zunächst aus größerer Distanz den Auftritt von Within Temptation auf der Harder Stage verfolgten. Die niederländische Symphonic Metal Band war bereits zweimal zuvor in Wacken zu Gast, zuletzt im verregneten und schlammgeplagten 2015. Das Wetter spielte dieses Mal mit und so konnte ein großes Publikum dem Konzert beiwohnen. Die Band spielte ein Set von 12 Songs, darunter 4 von ihrem aktuellen Album „Resist“ und natürlich auch ihre bekanntesten Titel „The Reckoning“ und „Faster“.

Anschließend ging es direkt vor uns auf der Faster Stage mit der einzigen deutschen Festivalshow von Demons & Wizards weiter. Das Power Metal Projekt von Jon Schaffer (Iced Earth) und Hansi Kürsch (Blind Guardian) war zum ersten Mal in Wacken zu Gast und spielte eine Mischung aus Songs ihrer beiden eigenen Alben aber auch zwei Cover von Blind Guardian („Valhalla“ und „Welcome to Dying“) und Iced Earth („Burning Times“ und „I Died For You“).

Last, but not least folgte um 22 Uhr dann schließlich das (erwartbare) Highlight des Tages: Slayer – im Rahmen ihrer Final World Tour spielten sie ihre letzte Festival Show in Deutschland auf der Harder Stage vor dem ordentlich gefüllten Infield – Neben Anthrax übrigens der zweite Vertreter der „Big Four“ auf dem diesjährigen Festival.
Nachdem die verhängte Bühne von umgedrehten Kreuzen, Pentagrammen und dem Slayer-Logo überzogen war, fiel schließlich der Vorhang und die vier stiegen gleich mit einem ihrer Klassiker, „Repentless“, ein.

Bei ihrem vierten Auftritt auf dem W:O:A spielten die Musiker um Tom Araya und Kerry King ein zweistündiges Set mit 20 Songs, welches vom Publikum begeistert aufgenommen wurde, was sich vor allem in der großen Zahl von Crowdsurfern manifestierte – wir hatten uns zu diesem Zeitpunkt vor dem FoH-Turm in Sicherheit begeben. In der Setlist fanden sich natürlich auch die Hits „Raining Blood“ und „South of Heaven“.

Auch wenn die Band wie zu erwarten keine großen Showelemente mitbrachten oder, wie andere Bands, längere Monologe mit dem Publikum führten, sondern einfach nur routiniert ihre Songs ablieferten, war die Lightshow durchaus sehenswert und kam in der zwischenzeitlich eingetretenen Dunkelheit ganz besonders gut zur Geltung.

Auch wenn man noch anzweifeln darf, dass das wirklich die letzte Tour ist – Tom Araya schien vom Abschied sichtlich bewegt zu sein und stand am Ende noch eine Weile schweigend auf der Bühne, bevor er sich schließlich vom Publikum verabschiedete.

Wacken Open Air 2019 – Samstag 03.08.

Wacken 2019
Wacken Open Air 2019

Nach einer vergleichsweise kalten Nacht begann der Samstag, wie angekündigt, sonnig und es wurde schnell wieder warm. Nach dem Frühstück und einem kleinen Spaziergang zum Infield hieß es dann die letzten Reserven zu mobilisieren und frisch in den dritten Festivaltag zu starten.

Den Auftakt bildeten für uns Die Kassierer, die bereits mit ihrem Auftritt begonnen hatten, als wir auf dem Infield eintrafen. Die Band spielte bereits zum dritten Mal auf dem Festival. Die Musiker um Sänger Wolfgang Wendland, der stilecht mit freiem Oberkörper auf der Faster Stage stand, verbreitete gute Stimmung am ‚frühen Morgen‘, als sie unter anderem beliebte Klassiker wie „Arbeit ist scheiße“ und „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“ zum Besten gaben. Wenn auch musikalisch vielleicht nicht unbedingt besonders anspruchsvoll, so wurde das Publikum, das äußerst zahlreich erschienen war, definitiv gut unterhalten. Es bleibt allerdings zu hoffen, dass die internationalen Gäste nicht nachhaltig verstört wurden.

Nach einem kleinen Spaziergang durchs Dorf, das zu diesem Zeitpunkt bereits gut mit Besuchern gefüllt war, führte uns unser Weg zurück zur Faster Stage, wo nun Battle Beast spielen sollten. Die finnische Power Metal Band, die 2010 das Metal Battle des W:O:A gewonnen hatten, präsentierten mehrere Songs ihres neuen Albums „No More Hollywood Endings“, daneben jedoch auch einige Klassiker: Bei „Bastard Son Of Odin“, „Familiar Hell“, „King For A Day“ und „Beyond The Burning Skies“ hatten die Fans jede Menge Gelegenheit zum Mitsingen. Generell ist es jedoch immer wieder beeindruckend zu sehen, welch eine Power die Frontfrau Noora Louhimo auf die Bühne bringt, wenn sie bei vielen Songs fast permanent auf und ab hüpft.

Wacken Open Air 2019
Wacken Open Air 2019

Anschließend gestatteten wir uns eine kleine Abkühlung im Bullhead City Circus. Der Schatten des Zeltes bot eine willkommene Gelegenheit, der brennenden Sonne für einen Moment zu entkommen. Hier spielten zu dieser Zeit The Vintage Caravan, eine isländische Progressive Rock Band, die schon 2006 gegründet wurde und bereits zum dritten Mal beim W:O:A dabei ist. Die Band spielte einige Songs von ihrem aktuellen Album „Gateways“ aber auch einige ältere Stücke. Bei gutem Sound ist es fast ein bisschen schade, dass nicht mehr Zuschauer den Weg ins Zelt gefunden haben – dennoch war den Jungs ihre Spielfreude deutlich anzumerken.

Hervorzuheben ist, dass die Musiker zum Zeitpunkt der Gründung ihrer Band erst 12 Jahre alt waren und heute mit 25 Jahren auch zu der jüngeren Generation der Künstler zählen, die in Wacken auftreten. Ihr Stil ist dennoch im klassischen bzw. Progressive Rock der frühen 70er und 80er Jahre zu verorten. Ihre Alben sind es handwerklich und musikalisch definitiv wert, einmal reinzuhören.

Als wir nach dem Auftritt das Zelt verließen führte uns unser Weg zurück zum Infield über das Wackinger Village – hier spielte gerade die Irish Folk-Punk Gruppe The O’Reillys and the Paddyhats. Wir nutzten die Gelegenheit für einen kleinen Imbiss mit musikalischer Untermalung – der Bereich vor der Bühne war nämlich schon völlig belegt, sodass wir der Show von weitem beiwohnten. Eine kurze Umfrage der Band zeigte dann auch, dass für einen Großteil des Publikums dies nicht die erste ihrer Shows ist, sodass bei ihrem bekanntesten Song „Barrels of Whiskey“ viele mitsingen und -tanzen konnten.

Direkt im Anschluss begaben wir uns dann zur Louder Stage, wo sich die Rocklegenden von Uriah Heep vor einem großen Publikum die Ehre gaben. Die Band, die oftmals in einem Atemzug mit Deep Purple, Led Zeppelin und Nazareth genannt wird, trat tatsächlich zum ersten Mal in Wacken auf. Ihr Repertoire umfasst inzwischen beeindruckende 25 Studioalben, das neueste aus 2018.

Das Set bestand aus 11 Songs und fand seinen Höhepunkt bei „Lady in Black“, bei dem schließlich das gesamte Publikum den eingängigen Chorus mitsingen konnte. Das Finale bildete ein weiterer Klassiker, „Easy Livin‘“.

Leider gab es bei diesem Auftritt, insbesondere, wenn man etwas weiter außen stand, wieder einmal das Problem, dass der Sound der Zwillingsbühnen, wo gerade Prophets of Rage spielten, stark einstreute – die Soundanlage der Louder Stage hatte diesem, entgegen ihrem Namen, leider nicht genug entgegenzusetzen.

Wacken Open Air 2019
Wacken Open Air 2019

Den folgenden Slot nutzten wir für eine kleine Pause, um dann gestärkt und ausgeruht zum Auftritt von Powerwolf zu gehen. Der fünfte Auftritt der Band auf dem W:O:A fand auf der Faster Stage vor dem komplett gefüllten Infield statt – die Security ließ tatsächlich irgendwann niemanden mehr rein, was zu einem Großteil jedoch auch an den Leuten lag, die direkt hinter dem Eingang stehen- oder sitzenblieben.

Pünktlich um 20:30 betraten die Musiker um Attila Dorn die Bühne und feierten mit dem Publikum in der einsetzenden Dämmerung eine mitreißende Heavy Metal Messe. Ungefähr die Hälfte der Songs stammte aus dem aktuellen Album „The Sacrament of Sin“, den Rest bildete eine Mischung von Songs aus den älteren Alben, darunter „Blessed & Possessed“, „Sanctified with Dynamite“ und „We drink your Blood“ – bei letzterem konnten die Fans dann tatkräftig unterstützen. Insbesondere die einsetzende Dunkelheit ließ die Lichtshow unter dem brennenden Bullhead perfekt zur Geltung kommen – inklusive eines Funkenregens am Ende.

Nach dem Ende des Konzerts blieben wir noch vor der Bühne, da bereits im Vorfeld eine „Überraschung“ für 21:50 Uhr angekündigt war – man konnte allerdings auf Facebook schon vorab lesen, dass die ersten Bands für 2020 angekündigt werden würden – jedoch wurden unsere Erwartungen durch das dargebotene bei weitem übertroffen. Die Ankündigung der 31. Ausgabe des Festivals bestand nicht nur in einem Videotrailer, der über die Videowalls auf dem Infield gezeigt wurde, sondern auch aus einer imposanten und aufwändig produzierten Licht-, Laser- und Feuershow, bei denen große Gasfackeln aus der Hauptbühne und den Türmen der Videowalls und der Delayboxen herausschossen.

Darüber hinaus spielte Matt Heafy von Trivium ein Solo auf einer Gitarre, die schließlich auch Feuer versprühte und die mexikanische Band Cemican stimmte die Zuschauer auf das Thema des nächsten Jahres ein: Maya und Azteken.

Angekündigte Bands für 2020 in dieser ersten sind Judas Priest, Amon Amarth, Mercyful Fate, At the Gates, Hypocrisy, Venom, Sodom, Death Angel, Sick Of It All, Beast in Black, Nervosa und die Eingangs erwähnten Cemican. Das Lineup klingt schon jetzt sehr vielversprechend – was vielleicht auch der Grund dafür ist, dass das Festival bereits nach 21 Stunden ausverkauft war.

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Autor: Daniel Johann-Krone

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