Die Stadt Selbitz, durch die der gleichnamige Fluss fließt, befindet sich ungefähr 14 Kilometer von der Kreisstadt Hof entfernt. Sie liegt am östlichen Rand des Naturpark Frankenwald, hat eine Fläche von 27,7 Quadratkilometern und gehört durch die Gebietsreform in Bayern seit 1972 zum Hofer Landkreis in Oberfranken im Bayerischen Vogtland. Die knapp 4500 Einwohner werden oft als Bockpfeifer bezeichnet.
Die Stadt Selbitz: Das Tor zum Frankenwald
Dieser Name rührt daher, dass die Selbitzer Bürger in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit einem Dudelsack, also einer Bockpfeife, in der Region unterwegs waren und sich als Bettelmusikanten verdingten, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Heute werden die Bewohnern kaum noch so genannt, aber an die einstige Bezeichnung erinnern ein Wanderweg, der Rathausbrunnen und auch ein Gasthaus.
Geschichte der Stadt Selbitz
Im Jahr 1358 ist erstmals der Name „Seilbitz“ für die damalige Siedlung belegt. Der Ort, der in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts den Burggrafen von Nürnberg gehört hatte, wechselte in der Folgezeit als Lehen immer wieder seine Besitzer. Das spätere Amt gehörte seit 1792 als Fürstentum Bayreuth zu Preußen. Im Jahr 1783 bekam Selbitz das Marktrecht. Als 1807 der Frieden von Tilsit geschlossen wurde, fiel der Markt Selbitz an Frankreich. Drei Jahre später, seit 1810, wurde der Markt Selbitz Bayern zugehörig.
Im Jahr 1818 wurde dann im Zuge der bayerischen Verwaltungsreform aus dem Ort die heutige Gemeinde und im Jahr 1954 wurde Selbitz der Status einer Stadt verliehen. Zunächst waren Selbitz und die Umgebung durch seine Neutralität in den ersten 13 Jahren des Dreißigjährigen Krieges von dessen Wirren verschont geblieben. Als sich aber der Markgraf Christian im Jahr 1632 mit dem schwedischen König Gustav Adolf verbündet hatte, war der Krieg auch in Selbitz angekommen. Noch im selben Jahr brannten die Stadtkirche, das Pfarrhaus, zahlreichen Häuser und Scheunen.
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Selbitz hatte im 18. Jahrhundert noch einen anderen Krieg auszufechten, nämlich den Bierkrieg zwischen Naila und Selbitz, der durch den Verkauf der einstigen Selbitzer Brauerei aus dem Herrschergeschlecht des Hauses Reuß im Jahr 1778 ausgelöst worden war. Der neue Besitzer war die Nailaer bürgerliche Braugenossenschaft. Da die Bevölkerung nicht im Vorfeld informiert wurde, kam es zu Auseinandersetzungen beim Transport, als von Naila Bier nach Selbitz geliefert wurde. Einige Bürger von Selbitz mussten sich einem Prozess unterziehen und wurden unter anderem wegen Vergeudung von Gerstensaft bestraft.
Den Bierkrieg hatten die Selbitzer verloren. Dennoch wird traditionell seit 1959 die Gerichtsverhandlung von Kindern und Jugendlichen beim Heimat- und Wiesenfest, dem Wiesenfestspiel, auf der Treppe des Rathauses nachgespielt. Das Heimat- und Wiesenfest selbst hat seine jährliche Tradition schon seit 1834 und ist ein Spektakel, das Tausende Besucher anlockt.
Ausflugsziele und Sehenswertes um Selbitz
Über das Jahr verteilt gibt es in Selbitz immer wieder Märkte, deren buntes Treiben Höhepunkte im Stadtleben darstellen. Neben dem Ostermarkt, dem Herbstmarkt und dem traditionellen Weihnachtsmarkt gibt es noch zahlreiche Bauernmärkte und den Kärwamarkt.
Für eine umfangreiche Auswahl an Freizeitaktivitäten in und um Selbitz sorgen der Fremdenverkehrsverein sowie die Touristikgemeinschaft Selbitztal. Im Rathaus befindet sich ein Fahrradverleih, von dem aus zu unterschiedlichen Touren auf rund 102 Kilometern Strecke aufgebrochen werden kann. Attraktiv ist der 425 Kilometer lange „Fränkische Gebirgsweg“, der vom Frankenwald über das Fichtelgebirge führt bis in die Fränkische Schweiz und im Nürnberger Land endet. Dieser Weg hat das Prädikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“. Auf diesem Weg gehören eine exakte Beschilderung und zahlreiche Unterkünfte selbstverständlich zum Standard ebenso wie auf den anderen Radwanderwegen.
Für alle, die hier zu Fuß unterwegs sind, bedeutet das, sich eine bizarre Felsen- und Waldlandschaft zu Eigen zu machen. Der Naturfreund lernt den Frankenwald auf ganz besondere Art kennen. Es gibt mit Start und Ziel in Selbitz Rundwanderwege, einer davon ist der „Bockpfeifer“-Rundwanderweg, der über eine Strecke von zwanzig Kilometern ein ausgedehnter Tagesausflug ist.
Wer sich in Selbitz näher umschaut, stößt auf im Ortsteil Neuhaus auf das Schloss Neuhaus, das sich zwar in Privatbesitz befindet, doch Anschauen kostet nichts. Es wurde im 15. Jahrhundert errichtet und gehörte einst u. a. der Familie von Waldenfels. Der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe setzte einem Hans von Waldenfels in seinem Schauspiel „Götz von Berlichingen“, das er 1773 geschrieben hatte, ein literarisches Denkmal mit der Figur des Hans von Selbitz.
Am Kirchplatz ist die evangelisch-lutherische Pfarrkirche ein schöner Ort zum Verweilen und zur inneren Einkehr. Der Saalbau mit dem Westturm wurde von 1634 bis 1637 erbaut. Eine Erweiterung nach Osten wurde 1782 vorgenommen. Charakteristisch ist das Schieferdach.
Eisenbahn-Fans werden im „Lok Land“, bei einem Rundgang durch die Modellbahnausstellung auf ihre Kosten kommen. Die idyllische Strecke von Hof nach Bad Steben wurde auf einer Fläche von 500 Quadratmetern vom Kindertraum zur Wirklichkeit. Seit 1996 können Besucher eine der größten Modellbahnanlagen europaweit bewundern. Wer von den Dampfrössern auf die echten Rösser umsteigen möchte, der kann das etwas außerhalb der Stadt tun, dort befindet sich der Reitstall Pechstein.
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Autor: AbisX
25.04.2014