Branchenverband Cannabiswirtschaft trauert um Jürgen Neumeyer

Am 9. Oktober 2024 verstarb Jürgen Neumeyer, Mitbegründer und Geschäftsführer des Branchenverbands Cannabiswirtschaft e. V. (BvCW), unerwartet während eines Familienbesuchs in seiner Heimat.

Nachruf auf Jürgen Neumeyer: Ein drogenpolitisches Urgestein nimmt Abschied

Branchenverband Cannabiswirtschaft trauert um Jürgen Neumeyer
Branchenverband Cannabiswirtschaft trauert um Jürgen Neumeyer

Mit 56 Jahren hinterließ er ein beeindruckendes Lebenswerk, das insbesondere von seinem Engagement für die Entkriminalisierung von Cannabis geprägt war. Bis zuletzt widmete er sich diesem Ziel mit unermüdlichem Einsatz und konnte kurz vor seinem Tod einen wichtigen politischen Erfolg feiern: Die Legalisierung von Cannabis in Deutschland, die am 1. April 2024 in Kraft trat.

Jürgen Neumeyer war nicht nur ein Vordenker der deutschen Drogenpolitik, sondern auch ein Freund, Kollege und geschätzter Netzwerker. Sein Verlust hinterlässt eine große Lücke in der Cannabis-Community, aber sein Vermächtnis wird weiterhin in der Arbeit des BvCW und anderer Organisationen, die er mit aufgebaut hat, fortleben.

Ein Leben im Dienst der Legalisierung

Bereits in den 1990er Jahren begann Jürgen Neumeyers drogenpolitische Laufbahn. Als Mitglied des Bundesverbands der Jusos, der Jugendorganisation der SPD, setzte er sich früh für die Entkriminalisierung von Cannabis ein. Dies war der Startschuss für seine jahrzehntelange Karriere im politischen Umfeld, in der er als Mitarbeiter für verschiedene Bundestagsabgeordnete tätig war und sich für progressive Drogenpolitik stark machte.

Neben seiner Arbeit im Bundestag war er auch als Publizist und Redakteur tätig. Besonders bemerkenswert war seine Arbeit als Gründungs-Geschäftsführer des „Netzwerk Berlin“, einer Plattform, die sich für politische Reformen und die Legalisierung von Cannabis einsetzte. Seine redaktionelle Tätigkeit führte ihn zudem in die Geschäftsführung der Zeitschrift „Berliner Republik“. Doch Jürgen Neumeyers Engagement beschränkte sich nicht nur auf die Medienwelt. Mit der Gründung des überparteilichen Vereins „Wahlkreis e.V.“ und der Eröffnung einer gleichnamigen Polit-Kneipe im Berliner Regierungsviertel schuf er auch physische Räume für den politischen Austausch und die Diskussion um Cannabis.

Die Gründung des BvCW: Ein Meilenstein für die Cannabiswirtschaft

Ein wichtiger Wendepunkt in Jürgen Neumeyers Karriere war die Gründung des Branchenverbands Cannabiswirtschaft e. V. im Jahr 2019. Als Geschäftsführer dieses Verbands führte er die deutsche Cannabisbranche zusammen und machte sie zu einer bedeutenden wirtschaftlichen und politischen Kraft. Unter seiner Leitung wuchs der BvCW in nur fünf Jahren auf über 100 Mitglieder an, veröffentlichte mehr als 40 Fachpublikationen und organisierte zahlreiche parlamentarische Treffen und Fachveranstaltungen.

Sein Ziel war es, die Interessen der gesamten Cannabiswirtschaft zu vertreten, von Industriehanf über Medizinalcannabis bis hin zu Genussmitteln. Dabei legte er großen Wert auf die Förderung eines nachhaltigen und regulierten Marktes für Cannabisprodukte in Deutschland. Unter seiner Führung erreichte der BvCW wesentliche Erfolge, wie etwa die Abschaffung des Betäubungsmittelgesetzes (BtmG) für Cannabis und die Schaffung des Nutzhanfliberalisierungsgesetzes.

Politischer Erfolg: Die Entkriminalisierung von Cannabis

Jürgen Neumeyers größtes politisches Ziel war die Entkriminalisierung von Cannabis, die er nach jahrzehntelangem Einsatz schließlich erleben durfte. Am 1. April 2024 trat das neue Cannabisgesetz in Kraft, das die legale Nutzung von Cannabis in Deutschland ermöglichte. Dieser Etappensieg war ein wichtiger Meilenstein in der deutschen Drogenpolitik, der ohne die unermüdliche Arbeit von Jürgen Neumeyer nicht möglich gewesen wäre.

Doch Neumeyers Vision ging über die Legalisierung hinaus. Er setzte sich weiterhin für die Verbesserung des rechtlichen Rahmens für Industriehanf und die Schaffung eines regulierten Marktes für Genusscannabis ein. Diese Themen blieben bis zu seinem Tod wichtige Baustellen, an denen er mit Leidenschaft arbeitete.

Weitere Projekte und Visionen

Neben seiner politischen Arbeit hatte Jürgen Neumeyer auch eine klare Vision für die Zukunft der Cannabiswirtschaft in Deutschland. Zu seinen Plänen gehörte unter anderem der Aufbau eines Branchenverzeichnisses für Cannabis, die Gründung eines Cannabis-Fachverlags und die Organisation einer bundesweiten Cannabis-Roadshow. Langfristig verfolgte er das ehrgeizige Ziel, ein „Haus der Cannabiswirtschaft“ in Berlin zu etablieren, das als Anlaufstelle für die Branche und Interessierte dienen sollte.

Im Fokus standen stets die aktuellen politischen Herausforderungen. Besonders wichtig waren ihm die geplanten Modellprojekte für Cannabis, die im Rahmen der sogenannten „Säule 2“ des neuen Gesetzes umgesetzt werden sollten. Darüber hinaus engagierte er sich für die Nutzung von Hanf als Baustoff und die Förderung nachwachsender Rohstoffe.

Ein vielseitiger Mensch und geschätzter Kollege

Jürgen Neumeyer war nicht nur ein brillanter Kopf in der Drogenpolitik, sondern auch ein vielseitig interessierter Mensch. Neben seiner Expertise in der Cannabiswirtschaft war er bekannt für seine Kenntnisse in der Wein- und Bierproduktion. In seiner Freizeit widmete er sich diesen Leidenschaften ebenso intensiv wie seiner Arbeit. Auch als DJ machte er sich einen Namen und brachte mit seiner Musik regelmäßig Freunde und Kollegen zusammen.

Seine sympathische und humorvolle Art machte ihn zu einem beliebten Gesprächspartner. Er wusste, wie man auch in stressigen Situationen eine positive Atmosphäre schafft und konnte mit seinem umfangreichen Wissen und seiner authentischen Art jedes Gespräch bereichern.

Ein bleibendes Vermächtnis

Der Tod von Jürgen Neumeyer ist ein großer Verlust für die Cannabis-Community, aber auch für seine Familie, Freunde und Kollegen. Sein Vermächtnis wird jedoch weiterleben, denn seine Arbeit und sein Engagement haben die deutsche Drogenpolitik nachhaltig geprägt. Die von ihm angestoßenen Projekte und Initiativen werden von den Menschen, die er inspiriert hat, weitergeführt.

Der BvCW und die gesamte Branche stehen nun vor der Herausforderung, die Arbeit von Jürgen Neumeyer in seinem Sinne fortzusetzen und seine Vision einer gerechteren und nachhaltigen Cannabiswirtschaft in Deutschland zu verwirklichen. Dabei wird sein Name immer mit dem Erfolg der Legalisierung und der Entwicklung der Cannabisbranche in Deutschland verbunden bleiben.

Wir werden Jürgen Neumeyer in dankbarer Erinnerung behalten und sein Vermächtnis weiterhin ehren, indem wir die Arbeit für die Legalisierung und Förderung von Cannabis in Deutschland fortführen.

Quelle / Infos: Pressemitteilung BvCW v. 14.10.24

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Autor: Canna-Chad Gregor Paul Thiele
Bild: Michael Färber

Kein Anspruch / Gewähr auf Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit der News bzw. Pressemeldung

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