Cannabis ist KEINE Einstiegsdroge (u. a. laut Bundesverfassungsgericht 1994)

Das Thema „Cannabis als Einstiegsdroge“ wird schon seit Jahrzehnten und weltweit kontrovers diskutiert. Die Wissenschaft ist sich schon lange einig: Cannabis ist keine Einstiegsdroge. Aufgrund der politisch motivierten öffentlichen Argumentation glauben derzeit aber noch 73 % der Deutschen, dass Cannabis doch eine Einstiegsdroge ist.

Positionierung der Bundesregierung zu Cannabis als Einstiegsdroge

Cannabis ist KEINE Einstiegsdroge (Bundesverfassungsgericht 1994)
Cannabis ist KEINE Einstiegsdroge (Bundesverfassungsgericht 1994)

Die deutsche Bundesregierung publiziert seit vielen Jahren auf ihren Aufklärungsseiten wie drugcom.de und bzga.de, dass Cannabis keine Einstiegsdroge ist. Die Fakten sind in der Tat erdrückend, die diese Annahme widerlegen. Allerdings wird das Thema im Bundestag immer wieder kontrovers diskutiert. Zuletzt haben sich die Gegner dieser These nun durchgesetzt: Die seit 2021 regierende Ampelkoalition aus SPD, FDP und Bündnis 90/Grüne wird Cannabis legalisieren, so steht es jedenfalls in ihrem Koalitionsvertrag (Stand: Ende Dezember 2021). Selbst das Bundesverfassungsgericht ist seit 1994 der Meinung, dass Cannabis KEINE Einstiegsdroge ist. (-> zum Beschluß des Zweiten Senats vom 9. März 1994)

Dennoch gibt es in Deutschland sehr prominente Verfechter der These, dass Cannabis eine Einstiegsdroge für Kokain und Heroin sei. So positionierte sich unter anderem schon mehrfach der frühere Bundesärztekammer- und heutige Weltärztebund-Präsident Dr. Frank Ulrich Montgomery. Auch der CDU-Sachverständige Jörn Patzak, von Beruf Staatsanwalt, verweist gern darauf, dass praktisch alle Kokain- und Heroinkonsumenten zunächst Hasch geraucht hätten. Dieses Argument wird gern bemüht, doch es nutzt eine falsche Kausalität.


Im Lateinischen gibt es hierfür die Begrifflichkeit „cum hoc ergo propter hoc“ (mit diesem, folglich deswegen). Damit ist gemeint: Es ist das eine geschehen, dann geschah nachfolgend etwas anderes, deshalb muss wohl das zweite Ereignis auf dem ersten beruhen. Das ist aber ein logischer Denkfehler.

In Wahrheit wurde aus zwei koinzidenten (gemeinsam auftretenden) Ereignissen eine Kausalität konstruiert. Das wäre in etwa dasselbe, also würden wir ein schlechtes Fernsehprogramm am Abend mit dem Regenwetter am Tag zusammenbringen, nur weil beides gemeinsam gelegentlich auftritt.

Was sagen die wissenschaftlichen Fakten zur Einstiegsdrogentheorie?

Fragen wir die Cannabisexperten Prof. Renate Soellner und Prof. Dieter Kleiber. In einem 2012 erschienenen Beitrag schrieben sie zur Diskussion, dass die These vom Cannabis als Einstiegsdroge gern vorgetragen werde, um die Gefahr des Cannabiskonsums nachhaltig zu untermauern. Jedoch sei diese These schon seit den frühen 1980er-Jahren widerlegt. Dieser Auffassung schließt sich das Portal der Bundesregierung drugcom.de an. Der Drogenexperte Karl-Arthur Kovar verweist in Anlehnung an „cum hoc ergo propter hoc“, dass die sogenannte Schrittmacherthese (Cannabis als Einstiegsdroge) in etwa die gleiche Qualität wie die Behauptung hat, dass auf jede Erkältung zwangsläufig eine Lungenentzündung folgt, weil schließlich jede Lungenentzündung als Erkältung beginnt.

Doch auch in diesem Fall wird Koinzidenz mit Kausalität verwechselt. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verweist darauf, dass zwar in der Tat die meisten Kokain- und Heroinkonsumenten mit Cannabiskonsum begonnen hätten, jedoch umgekehrt längst nicht jeder Cannabiskonsument unweigerlich auf die harten Drogen umsteigt. In Zahlen sieht das so aus:

  • Europäische Studien nehmen einen Umstieg von 2 – 5 % aller Cannabiskonsumenten auf harte Drogen an.
  • Das Verhältnis von Cannabis- zu Heroinkonsumenten beträgt in Europa ~40:1. Wenn ausnahmslos jeder Heroinkonsument früher Cannabiskonsument war, wären folglich nur 2,5 % aller Cannabiskonsumenten auf Heroin umgestiegen.
  • Das US-Institute of Medicine stellte um die Jahrtausendwende für die USA ein Verhältnis von 100:1 zwischen Cannabiskonsumenten und Konsumenten harter Drogen fest.

Allein diese empirisch erhobenen Daten widerlegen die These, dass Cannabis eine Einstiegsdroge ist.

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Autor: Tastfunker

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