Deichbrand Festival 2012 – ein Erlebnis mit großem Finale für sich

Zunächst wurde unsere Anreise zum Deichbrand Festival 2012 bereits etwas erschwert: der erste Zug hatte direkt Verspätung, dadurch verpassten wir unseren Anschluss und als wir endlich im Zug Richtung Cuxhaven saßen, schaffte es eine Frau nicht mehr rechtzeitig auf Toilette, um sich zu übergeben. Perfekter Festival-Einstand! Am Bahnhof angekommen schickte uns ein Anwohner, den wir nach dem Feuerwehrhaus fragten, da es dort unsere Pressebändchen geben sollte, zunächst direkt Richtung Festival. Dort am so genannten „Eingang Süd“ angekommen wurden wir von der Security dann Richtung „Eingang Nord“ entsendet.

Deichbrand Festival 2012 – Donnerstag

Deichbrand Festival 2012
Deichbrand Festival 2012

Immerhin konnten wir auf diese Weise der Warteschlange an der Bändchenausgabe entgehen, die zeitweise eine enorme Länge angenommen hatte. Von bis zu vier Stunden Wartezeit war von anderen zu hören. Nach einem Gewaltmarsch durch strömenden Regen entlang der Hauptstraße, da die kürzeren Wege gesperrt waren (bis dahin wussten wir noch nicht warum), kamen wir am „Eingang Nord“ an, um dort zu erfahren, dass man uns nicht weiterhelfen könne. Wir müssten zum Feuerwehrhaus (eben!), das allerdings wäre fast im Ort, dem Ort, wo wir am Bahnhof zwei Stunden zuvor bereits angekommen waren. Also: wieder zurück!

An dieser Stelle einmal vielen Dank an die Security, die uns eine „Mutti“ anhielt und vor allem an die „Mutti“, die uns die ca. sieben Kilometer bis zum Feuerwehrhaus kutschierte! Dort angekommen haben wir nach kurzer Wartezeit dann unsere wunderschönen, pinken Papierbändchen bekommen. Nebenbei haben wir noch gehört, dass der Funkverkehr vollkommen ausgefallen sei. Wenn man bedenkt, dass Handys auf dem Festivalgelände allenfalls als Briefbeschwerer oder Fotoapperate brauchbar waren, war dies keine besonders beruhigende Information – man bedenke, dass beispielsweise auch Security und Sanitäter auf funktionierende Kommunikation angewiesen waren…


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Während dessen sorgte der anhaltende Regen dafür, dass das Festivalgelände eher an eine durchgeweichte Moorlandschaft erinnerte. Auch der recht stürmische Wind machte den Zeltaufbau zu einer spannenden Angelegenheit. Wichtiger allerdings: er setzte den Bühnen sichtlich zu! Die schwarze Plane, die eigentlich die Seiten und das Dach abdecken sollte, flog wild durch die Gegend. Welche Ausmaße das Ganze hatte sollten wir allerdings erst viel später erfahren.

Unterdessen kam es am Abend zu den ersten Ausfällen: der Red Bull Tourbus war auf Grund des starken Windes nicht bespielbar! Dadurch fielen Die Orsons und When Sky Falls Down aus; Großstadtgeflüster spielten zu später Stunde noch im Festzelt, nachdem die geplanten Konzerte dort zu Ende waren. Unterdessen bekamen wir die ersten Informationen zum Zustand der Bühnen: diese seien stark beschädigt, insbesondere die Firestage, deren Dach gerissen sei. Mit der Reperatur könne allerdings erst bei Wetterbesserung begonnen werden, dieses sei für den nächsten Tag angekündigt. Andernfalls hätte man das Festival bereits zu diesem Zeitpunkt absagen müssen!

Doch letztendlich gab es auch Musik auf die Ohren! Leider war für uns kein direkter Timetable für das Festzelt auffindbar. Somit haben wir The Jinx verpasst und das erste Konzert für uns begann laut und heftig mit Betontod! Die Alt-Punker haben bewiesen, dass sie immer noch gehörig Feuer unter ́m Arsch haben und heizten der durchnässten Menge mächtig ein. Dabei wurden viele neuere und ein paar ganz neue Songs zum Besten gegeben; von Deutschpunk bis Deutschrock, gut gemischt und noch besser gespielt. Der Auftritt erzeugte auf jeden Fall Vorfreude auf das bald erscheinende neue Album! Ohne dass die Stimmung abflachte folgte dann eine Frau mit noch deutlich mehr Bühnenerfahrung als die Jungs zuvor aufzuweisen hatten: ganze 29 Jahre lang rockt sich Doro bereits über die Bühnen dieser Welt und hat scheinbar noch genau so viel Energie wie zu ihren Anfängen. Zugegeben: musikalisch trifft sie nicht meinen Geschmack, was hunderte Fans im vollbesetzen Zelt allerdings anders sahen. Die Massen gingen mit und genossen sichtlich den Auftritt der Metalikone. Besonderes Highlight war der bis dato unveröffentlichte Song „Raise your fists in the air“. Anschließend folgte mit Saltatio Mortis eine Band, die sich noch nie Sorgen um die Stimmung im Publikum machen musste. Die Spielmannsleute um Bühnensau Alea, welcher besonders beim weiblichen Publikum nie um Anklang bangen muss, spielten ein solides und energiegeladenes Konzert, sehr zur Freude des Publikums. Auch „Samo“ mischten dabei gekonnt und souverän ihre aktuellen Songs mit den schon Jahre zurückgliegenden und bezogen die Massen vor ihnen – wie immer – dankend in ihren Auftritt mit ein – sei es gesanglich, sei es klatschend, das Publikum machte begeistert mit! Nach wie vor eine unglaublich überzeugende Live-Band und nur auf den berühmten Mittelaltermärkten können sie sich noch selbst übertreffen.

Nach drei anstrengenden, doch begeisternden Konzerten verließen wir das Zelt und staunten nicht schlecht, als in der Nähe des Eingangs zum Zeltplatz rein elektronische Musik zu vernehmen war. Zahlreichen Menschen schien diese Idee zu gefallen: man sah Hunderte zu den bassigen Klängen zwischen Minimal und Electro(-Swing) im strömenden Regen bis zum Morgengrauen das Tanzbein schwingen. Der Regen selbst schien allerdings genau so wenig ein Ende finden zu wollen und das Deichbrand-Festival erinnerte immer mehr an einen Deichbruch!

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Deichbrand Festival 2012 – Freitag

Im Gegensatz zum gestrigen Tag war das Wetter nach dem Aufstehen wunderbar. Langsam füllte sich auch der Zeltplatz immer mehr. Um ca. 10:00 Uhr sickerten dann die ersten genaueren Informationen zum Zustand der Hauptbühnen durch, die das gute Wetter und die fröhlichen Menschen zunächst in den Hintergrund geraten ließen: die Bühnen waren dermaßen stark beschädigt, dass das Programm an diesem Tag frühestens um 17:00 Uhr mit Frittenbude beginnen könne. Alle Bands zuvor müssten leider ausfallen. Später hieß es dann, sie würden in das Festzelt verlegt. Grund dafür sei in erster Linie das nach wie vor gerissene Dach der Firestage, das auch zur zwischenzeitlichen Sperrung des Backstage-Bereichs und dem Zugang zum Süd-Parkplatz am Tag zuvor geführt habe. Etwas unglücklich war, dass diese Informationen in erster Linie über das Internet, speziell Facebook, verbreitet wurden. Für viele der bereits angereisten Besucher gab es kaum eine Möglichkeit, dies in Erfahrung zu bringen. Für uns wurde durch die Situation die Möglichkeit eröffnet, erstmal in die nächstgelegene Stadt zu fahren, um Nachschub aller Art zu besorgen. Eigentlich war geplant, mit dem Shuttlebus nach Nordholz zu fahren, die abermals mehr oder weniger planlose (aber freundliche!) Security schickte uns allerdings zum Shuttlebus nach Cuxhaven, was allerdings im Nachhinein sogar die bessere Alternative war.

Bei unserer Wiederkehr am frühen Nachmittag bekamen wir dann folgende Informationen zum aktuellen Stand der Dinge: Das Bühnenprogramm sollte weiterhin ab 17:00 starten – weiterhin mit Frittenbude. Dem war aber leider nicht so. Erst gegen 17:30 Uhr wurden überhaupt die ersten Leute auf das Festivalgelände gelassen. Auf der großen Leinwand zwischen den Bühnen war mittlerweile folgende Mitteilung zu lesen:„Wir arbeiten mit Hochdruck daran, das Live-Programm zu starten. Bitte geduldet euch noch etwas und nehmt Rücksicht aufeinander. Herzlichen Dank!“

Interessanterweise war die nette Frau am Beck's-Stand informativer, wann es wirklich losgehen würde wusste sie allerdings auch nicht, erzählte aber einige interessante Anekdoten, insbesondere bezüglich der Informationen, die vom Veranstalter rausgegeben wurden – nämlich schlichtweg gar keine. Mit anderen Worten: die Mitarbeiter und dementsprechend auch die Security waren gleichfalls rat- und planlos wie wir auch.

Letztendlich konnte das Programm dann erst um kurz vor 20:00 Uhr mit Samy Deluxe beginnen. Sehr zum Frust vieler Festivalbesucher mussten dadurch Frittenbude und H-Blockx komplett aus dem Programm gestrichen werden, allerdings bietet das Deichbrand Festival nun im Nachhinein Konzerte der Bands an, bei denen sich Deichbrand-Besucher bewerben können, um kostenlos dabei zu sein. Außerdem wurden beide Bands schon für das kommende Deichbrand-Festival bestätigt. Vierkanttretlager und Five & das Phantomorchester spielten unterdessen ihre Gigs im Zelt, allerdings wurde dies nur sehr spontan kundgetan und nahezu keiner wusste überhaupt etwas davon. Eher zufällig verirrten sich Einzelpersonen in das Zelt, die musikalische Klänge von dort vernahmen, bevor es dort mit dem Poety-Slam weiter ging.

Aber nun zu Samy Deluxe: der hat der Masse schon gehörig eingeheizt, mit Songs wie „Füchse“, welche er vor langer Zeit mit den Absoluten Beginnern aufnahm, dem Klassiker „Weck mich auf“ oder auch seinen aktuellen Stücken wie ‚Poesie- Album’ aus seinem Album „Schwarzweiss“. Er rappte sich in wahnsinniger Geschwindigkeit und professionell durch seine Songs, auch wenn sein Missmut über die Situation spürbar war. Der Sound war durchaus gewöhnungsbedürftig und vor allem die Publikumsnähe ließ zu wünschen übrig. Aus Sicherheitsgründen musste der Platz vor der Bühne auch weiterhin frei bleiben, so dass ein geschätzter 20-Meter-Graben bis zu seinen Fans klaffte. Die meisten Menschen waren aber im Endeffekt eher froh darüber, dass es nun überhaupt den ersten Auftritt geben konnte und versuchten Samy ein möglichst angenehmes Konzert zu gestalten.

Nach ihm betraten dann Sunrise Avenue die Bühne, die die wartende Menge schnell für sich gewinnen konnten, auch wenn die Reaktionen insgesamt überraschend verhalten ausfielen. Man schien eher froh zu sein, dass die Band überhaupt noch auftrat. Auch bei Sunrise Avenue schien man noch mit der Technik zu kämpfen, was sich vor allem im Gesang deutlich machte. Dennoch versuchte man den teils weit angereisten Fans ein möglichst gutes Konzert zu präsentieren und spielte zumindest alle Hits von „Fairytale Gone Bad“ bis „Hollywood Hills“ professionell runter, inklusive einem eher stimmungshemmenden Reggae-Medley.

Kurz darauf betraten dann Asp die Bühne, die live wieder ein absolutes Spitzenprogramm boten. Stimmlich war Sänger Alexander Spreng wieder Topact des Abends und stellte die beiden Bands zuvor deutlich in den Schatten. Natürlich waren Standardsongs wie „Und wir Tanzten“ und „Ich Will Brennen“ mit im Programm inklusive Feuershow und Konfettiregen. Die Band bedankte sich für den Support, welchen sie sogar auf einem Festival bekamen, welches musikalisch eher andere Schwerpunkte setzte. Allerdings waren viele Leute in den hinteren Reihen nicht wegen Asp da und riefen ständig miese Sprüche in die Menge oder sangen sogar bereits Lieder der danach folgenden Deichkind. Die echten Asp-Fans ließen sich davon allerdings nicht beeindrucken und zumindest diese gaben der Band den nötigen Respekt und feierten was das Zeug hielt. Man könnte an dieser Stelle mutmaßen, dass eine Gothic-Rock-Band direkt vor Deichkind auf der daneben stehenden Bühne etwas unglücklich gesetzt war, aber für Mutmaßungen ist hier natürlich kein Platz.

Danach traten Deichkind auf, die erste Band, die an diesem Abend die Firestage entern durfte, welche zuvor lange Zeit das große Problem darstellte. Vor der Bühne war es rappelvoll, und als Deichkind dann die Bühne betraten hieß es sofort: Party Pur! Mit „Befehl von ganz unten“ gaben Deichkind den Startschuss. Bei „Bück dich hoch“ singt die komplette Masse schon mit, die Stimmung steigt und steigt. Die Bühnenshow ist imposant und ausgefallen, dafür haben sie ein riesiges Lob verdient. Auch der Menge sieht man ihre Freude am Konzert deutlich an, spätestens bei „Illegale Fans“ sind alle am ausrasten und tanzen so, dass es kein Halten mehr gibt. Für die durchgeschwitzten ersten Reihen gab es neben der großartigen Perfomance auf der Bühne noch die obligatorische Wodkadusche. Amüsanter Anblick vor allem für die, denen danach nicht die Augen brannten. Schon schade, dass Deichkind sich seit geraumer Zeit mit ihren Späßen auf der Bühne zurück halten müssen (da sie mittlerweile strengere Auflagen bekommen als früher). Doch auch dieser sensationelle Auftritt neigt sich irgendwann dem Ende zu, nach etwa anderthalb Stunden Dauerparty beenden Deichkind um ca. 1:30 ihre Show mit dem schon zur Tradition gewordenem Schlauchbootfahren über die Menge hinweg, während auf der Bühne der Hit „Remmidemmi“ zum Besten gegeben wird. Sie hinterlassen ein extrem gut gelauntes Publikum, welches noch längst nicht genug vom Partymachen hat. Der Großteil der Meute verließ allerdings nach Deichkind den Platz vor den Bühnen, obwohl nebenan noch Caliban folgen sollten.

Diese waren musikalisch – wie immer – hervorragend und bildeten den perfekten Abschluss der Konzerte an diesem Abend, auch wenn sie sich sicherlich mehr Publikum gewünscht hätten. Doch auch sie litten ein wenig unter der großen Beliebtheit von Deichkind, ähnlich wie bereits Asp zuvor. Dennoch gaben Caliban ihr bestmöglichstes um ihre Fans zu begeistern und das gelang ihnen auch. Wer danach immer noch feierwütig war, konnte im Zelt noch ein bisschen was „wegzappeln“. Dort wurde wieder bis in die frühen Morgenstunden Minimal gespielt und auch hier war die Stimmung überaus ansteckend, selbst wenn man normalerweise kein Fan elektronischer Klänge war.

Deichbrand 2012 – Samstag

Der Morgen ließ Gutes erhoffen, denn der Himmel war strahlend blau und die Sonne begann damit, den Platz erträglicher zu gestalten. Hoffentlich, so dachte sich mancher sicherlich, ist nicht nur das Wetter, sondern auch die Planung an diesem Tag so wunderbar. Wir ließen es erstmal ruhig angehen und blieben zunächst bei unseren Zelten. Erst gegen halb sechs, als Dick Brave And The Backbeats die Bühne betraten, haben wir es geschafft vor den Bühnen anzukommen. Zum passenden Zeitpunkt, denn diese Band spielte Rock’n’Roll der 60er und 70er vom allerfeinsten und begeisterte von der ersten Sekunde an. Dabei coverten sie nicht nur Stilgetreues, sondern auch ganz aktuelle Songs wie „Rolling in the Deep“ von Adele, Green Days „American Idiot“ oder auch „Use Somebody“ von den Kings Of Leon. Alles im echten Rock’n’Roll-Stil, garniert mit kanadischem Akzent. Der Menge jedenfalls gefiel es und der Spaß an der Sache blühte auf Seiten der Band genau so sehr auf wie beim Publikum selbst. Ein fulminanter Abschluss wurde vom bereits aus alten Zeiten bekannten Sänger Sascha mit dem Jerry Lee Lewis ́ Hit „Great Balls Of Fire“ geschaffen. Grandios!

Gerade einmal gut 20 Minuten später machten Irie Revoltés per Polizeisirenen und Hubschraubergeknatter auf sich aufmerksam. Diese heizten mit ihrem Ska, Reggae und HipHop-Mix der Menge gehörig ein. Ihre Texte sind sowohl auf Deutsch, als auch auf Französisch geschrieben und zusammen mit der sommerlich angehauchten Musik versetzten sie die Besucher, zusammen mit dem hervorragenden Wetter, schnell in eine angenehme Urlaubsstimmung. Die komplette Menge tanzte und hüpfte, vor allem bei „Soleil“ und „Travailler“ gibt es kein Halten mehr, wirklich jeder singt mit und niemand steht still. Ein wirklich gelungener Auftritt, der neben den bereits durchweg sozial- und gesellschaftskritischen Texten direkte politische Botschaften an die Menge vermittelte („Wir sagen „Nazis“ ihr sagt’ „Fuck off““). Zu diesem Zeitpunkt scheint aber auch wirklich alles auf dem Deichbrand zu stimmen: die perfekte Harmonie ist geschaffen und die Ungereimtheiten von den letzten Tagen sind schon fast vergessen. Kaum einer konnte noch die Füße still halten und es wurde eine riesige Masse von pogenden und tanzenden Menschen vor der Bühne zu überragend performten Songs wie „Aufstehn“, „Viva Con Aqua“ und „Zeit ist Geld“. Sehr gerne und jederzeit wieder!

Nach nur kurzer Pause betraten dann die schwedischen Indie-Rocker von The Sounds die Firestage und langsam wurde es auch wieder richtig voll vor den Bühnen. Sängerin Maya betrat ganz lässig mit Zigarette im Mund die Bühne. Geredet wurde nicht viel, dafür gab es viel Rockmusik auf die Ohren. Durch Einbringung einiger Pop-Elemente in ihren „Rock- Synthie-Wave–Sound“ hat es die Band mittlerweile zu einem hohen Bekanntheitsgrad gebracht. Das gönnte man ihnen, denn ihr selbstbewusstes Auftreten gefiel der Masse und die Stimmung war dementsprechend super. Ihre Songs wie „Something to die for“ oder auch „Seven Days a Week“ spielten sie wunderbar und die Menge hatte viel zu feiern, was sie auch tat.

Gegen kurz vor neun wurde es dann wieder etwas härter in der Gangart, denn es betraten Oomph! die Bühne, bizarr gekleidet, in Kostümen, die sie fast wie der Joker aus Batman aussehen ließen. Aber sie hatten nicht nur stilvolle Kostüme, die manche auch eher an Matrosenkostüme erinnerten, sondern auch ein paar tolle Songs im Gepäck. Zu „Labyrinth“, „Sandmann“ oder „Gott ist ein Popstar“ wurden sie von der Menge gefeiert, nicht zuletzt auch wegen kritischen und humorvollen Ansagen, unter anderem auch gegen Angela Merkel. Zu „Mitten ins Herz“ wurde dann noch die beliebte Wall of Death zelebriert. Erst ganz zum Schluss spielten sie „Augen auf (ich komme)“ – den Song, mit dem sie ihren Durchbruch erreichten und auf den die Menge wohl die ganze Zeit gewartet hatte, auch wenn mancher Fan das Lied fälschlicherweise als „Augen auf ist offen“ bezeichnete. So oder so, das Publikum wurde plötzlich enthusiastisch, gleich bei den ersten Klängen des Stücks, und rastete beinahe völlig aus. Alles in allem ein sehr gelungener Auftritt der Band, der vor allem einen guten Überblick über das musikalische Schaffen der Jungs gab.

Mit den Beatsteaks folgte dann einer der großen Headliner des Festivals. Da wir Oomph! bis zum Schluss verfolgten, war ein Durchkommen bis vor die Bühne nicht mehr möglich und daher können wir auch nur vom Hörensagen darüber berichten, dass es weiter vorne zu tumultartigen Szenen gekommen sein muss. Es sei noch ausreichend Platz vor der Bühne gewesen, dennoch habe man keine Leute mehr hinter den ersten Wellenbrecher gelassen. Daher entschlossen sich einige Fans, diesen einfach zu überspringen und die überforderte und total unterbesetzte Security kam dagegen nicht mehr an. Auch seien die Eingänge an den Seiten mit Platz für maximal eine Person viel zu eng gewesen. Geschubse und Panik seien die (gefährliche) Folge gewesen – wie gesagt, uns wurde davon nur berichtet, gesehen haben wir das selber nicht. Was wir gesehen haben war eine der besten deutschen Bands in ihrem Genre; zumindest werden sie oft so bezeichnet. Die Massen vorne waren auch am toben, tanzen und springen, in den hinteren Reihen aber blieb die Stimmung eher schlecht, da die Band musikalisch nur mäßig überzeugend war. Ein paar tolle Songs waren dabei, jedoch hätten hier und da die ruhigen Parts nicht sein müssen (beispielsweise „Under The Clear Sky“). Immerhin wurde gefragt, ob man schnelle Songs und Pogo wolle und das Publikum schrie der Band ein eindeutiges „Ja!“ entgegen. Auch einige Cover, wie „Twist and Shout“, Billy Braggs „New England“ und „House On Fire“ waren eher überflüssig. Doch im Gesamtblick hat auch diese Band ein glückliches Publikum hinterlassen, welches vor allem bei dem bereits als Klassiker einzuordnenden „Summer“ und ihrem Hit „Hello Joe“ die Atmosphäre zu würdigen wusste.

Als Late-Night-Special folgten nun noch Heaven Shall Burn, die aber auch wieder nur mit eher mäßigem Publikum vorlieb nehmen mussten, weil der Großteil nach den Beatsteaks abgezogen ist, ähnlich wie es bereits am Tag zuvor die Genre- Kollegen von Caliban erleben mussten. Allerdings freute sich die Band trotzdem sehr, da sein zu dürfen, und das Publikum war ebenfalls bestens gelaunt. Für diesen großartigen Support bedankte sich die Band auch mehrmals beim Publikum. Aber auch musikalisch legten Heaven Shall Burn richtig auf, die Masse tobte (wie immer) und wie eine Zeltnachbarin so schön zu sagen pflegte: „Die waren mal saugeil!“

Nach dieser Band machten wir uns erstmal wieder auf zum eigenen Zelt, um dann aber wenig später schon wieder zum Festzelt aufzubrechen, in dem zeitnah Fritz Kalkbrenner spielen sollte. Zu unserer Überraschung waren vor dem Zelt riesige Schlangen und niemand wurde mehr hinein gelassen, angeblich wegen Überfüllung des Zeltes. Nachdem wir uns irgendwann doch noch hineingekämpft hatten war Fritz Kalkbrenner schon fast vorbei, das Zelt jedoch nicht mal zur Hälfte gefüllt. Sehr zur Verärgerung vieler, die Fritz Kalkbrenner unbedingt hätten sehen wollen.

Auch bei Egotronic wurde längst noch nicht jeder ins Zelt gelassen, angeblich auch wegen Überhitzungsgefahr. Zuvor musste man sowieso noch einige Zeit warten, da es zum wiederholten Male technische Probleme gab. Doch hier war wohl nicht jeder erbost darüber, wenn er Egotronic verpasst hatte, denn die Band, allen voran Sänger Torsun, war schon so betrunken, dass das Musikalische doch arg auf der Strecke blieb. Allerdings ist der Spaß und die Message bei Egotronic auch meist wichtiger als das Musikalische. Das Publikum wusste dies zu würdigen und feierte die Band trotzdem. Und dadurch, dass der ganze Saal mitsang, fiel die nicht ganz perfekte Leistung des Sängers kaum noch auf. Stimmungstechnisch war es einfach, wie schon erwähnt, extrem gut, die Menge sprang und feierte, was das Zeug hielt. „Bei Raven gegen Deutschland“ gab es dann gar kein Halten mehr. Aber auch hier wieder einige Abzüge, denn während des Konzerts fiel noch eine Box herunter, was eigentlich gar nicht geht.

Nach Egotronic betraten dann Supershirt die Bühne, die hier das wohl kürzeste Konzert ihres Lebens gaben. Denn bereits nach zweieinhalb Liedern war dieses beendet, weil es einen Gasalarm gab, und das Zelt geräumt werden musste. Der Alarm stellte sich später übrigens als Fehlalarm heraus, angeblich ausgelöst durch einen Gaskocher. Egotronic hat allerdings die These aufgestellt, es könnte daran gelegen haben, dass die Band zuvor in Massen Bohnensuppe zu Essen bekommen habe oder ihnen nach zwei Songs einfach die Hits ausgegangen seien und das Publikum das Zelt freiwillig verließ. Das Supershirt-Konzert wurde trotzdem nicht beendet, jedenfalls bekamen wir das nicht mit. Gerüchten zu Folge habe man die versäumte Spielzeit abgezogen und das Konzert später zu Ende gespielt, doch das können wir genau so wenig bestätigen wie das angeblich gespielte Frittenbude-Konzert im Zelt am Freitag. Beides ist wohl eher in die Gerüchtesuppe zu schütten und dort verbrühen zu lassen. Das Zelt selbst wurde später auf jeden Fall wieder geöffnet, aber für kein Konzert mehr, sondern es wurde wieder ermöglicht bis in die frühen Morgenstunden zu Minimal zu tanzen.

Deichbrand Festival 2012 – Sonntag

Nach einer langen Nacht begann der letzte Tag des Deichbrandfestivals für uns mit einer musikalischen Mischung aus Reggae, melodischem Metal, garniert mit ein wenig Hip-Hop und Elementen des Punk. Präsentiert wurde dieser Mix in Form der fünf Briten von Skindred. Vor der Bühne haben sich bereits massig Menschen versammelt und gehorchten den Ansagen des Sängers Benji Webbe auf's Wort: egal ob minutenlanges Moshen oder eine Wall of Death gefordert wurde. Der Wettergott schien auch an diesem Tag gnädig zu bleiben und in der nahezu brüllenden Mittagssonne waren die Probleme der letzten Tage vergessen. Skindred überzeugten von der ersten bis zur letzten Minute. Da störte es auch nicht weiter, dass man recht weit in Richtung Bühne wandern musste damit die Soundqualität nicht mehr ins Gewicht fällt.

Weiter ging es mit den „Hardcorehelden der ersten Stunde“: Ignite! Besonderes Interesse galt natürlich dem Sänger Zoltán Téglás, der seit mittlerweile zwei Jahren auch für die Punk-Legende Pennywise am Mikro steht. Doch dass Ignite sein eigentliches Baby darstellt ist kaum zu übersehen: unglaublich kraftvoll, kompromisslos und animierend feuern die Jungs aus Orange Country einen Song nach dem anderen aus den Boxen. Den Leuten vor der Bühne gefällt ́s, auch wenn bei weitem nicht mehr so viele Musikjünger anwesend sind wie zuvor noch bei Skindred.

Deutlich ruhiger ging es daraufhin auf der Firestage zu: Noch bevor Jupiter Jones die ersten Klänge spielten wollte ein liebender Mann seine Gelegenheit nutzen und machte seiner Angebeteten dort einen öffentlichen Heiratsantrag, welcher nicht nur von der Frau selbst bejubelt und dankend angenommen wurde. (Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle)! Etwas problematischer sollte der Auftritt der Band werden: Der Sänger der Pop-Punker von Jupiter Jones hatte zunächst mit technischen Problemen zu hadern, was ihm selbst zunächst nicht auffiel. Nach zehn Minuten und mit neuem Mikro ertönte dann die erste Ansage und das Publikum wurde mit den ironisch klingenden Worten „Wir sind Jupiter Jones und wir machen schon seit zehn Minuten Musik!“ begrüßt. Die Menschen vor der Bühne reagierten amüsiert, blieben aber bei den Stücken danach doch eher verhalten. Möglicherweise waren die zwei Konzerte zuvor einfach zu anstrengend. Zu anstrengend wohl auch für den erkrankten Sänger Nicholas Müller, der nach kurzer Zeit das Konzert sitzend weiterspielen musste. Das Publikum wurde zuvor aber höflich gefragt, ob das okay sei und dieses zeigte sich solidarisch und nahm ebenfalls Platz. Dies wusste die Band zu nutzen und forderte zu einer „Drecksschleuder“ auf: jeder sollte auf Kommando aufspringen und mit dem reichlich vorhandenen Dreck um sich werfen! Ein Großteil der Fans kam dieser Idee mit viel Spaß an der Sache nach. Doch nach einer halben Stunde war Schluss: „Es geht nicht mehr, ohne Scheiß.“ Das Fieber des Sängers zwang ihn letztendlich doch zur Aufgabe.

Mit deutlich mehr musikalischer Härte folgten die NDH-Rocker von Eisbrecher. Sie selbst bezeichnen ihre Musik als „elektronischen Trip-Rock“, doch erinnern sie klanglich sehr an Rammstein mit Elektroeinfluss, doch ohne Pyrotechnik, da man sich diese angeblich nicht leisten könne. Wie auch immer man sie einordnet, dem Publikum hat es gefallen, und anders als zuvor Jupiter Jones wusste der „Checker“ Alexander „Alexx“ Wesselsky seine Entertainerqualitäten voll auszuspielen. Mit viel Charme und Humor präsentierten sie ihr musikalisches Kontrastprogramm: düster, teils aggressiv, doch immer mit viel Spaß bei der Sache zeigten die schwarzgekleideten Metaller dem ungewohnt bunten Publikum ihre Show. Dies wusste es zu würdigen und nutzte die Chance einmal selbst an ́s Mikrofon zu treten und bei dem Song „Miststück“ ihre eigenen Sangeskünste unter Beweis zu stellen, was des Öfteren für Gelächter im Publikum sorgte. Die bereits obligatorischen „Ausziehen!“-Aufforderungen der meist weiblichen Fans wurden genauso dankend entgegen genommen (und zumindest teilweise umgesetzt!), wie das zahlreiche Klopapier aus der Menge, welches man auf Grund der „harten Zeiten heute“ gut gebrauchen könne. Ebenfalls für Erheiterung sorgte eine Jodeleinlage von „Alexx“, die er standesgemäß in bayrischer Tracht gekonnt und ausdauernd den Gästen präsentierte. Insgesamt ein sehr unterhaltsamer, spektakulärer Auftritt bei dem allerdings die Ansagen und Spielereien des fernseherprobten Sängers vom Publikum mehr honoriert wurden, als die eigentlichen Songs, die dadurch zu oft in den Hintergrund gerieten. Auf der anderen Seite ist diese sympathische Weise der Darbietung sicherlich auch für viele unterhaltsam gewesen, die ansonsten mit der Neuen Deutschen Härte eher weniger anfangen können.

Düster ging es auch weiter, denn es folgten die Gothic-Metaller von Within Temptation. Schon beim Aufbau wurde deutlich: es soll hoch hinausgehen. Die Holländer, die schon seit langem über die Grenzen ihres Landes bekannt sind und zu den erfolgreichsten Hollandexporten zu zählen sind, wussten zu beeindrucken. Allerdings nicht so viele Menschen, wie sie normalerweise gewohnt sind: The Subways stahlen schon knapp eine Stunde vor ihrem eigentlichen Auftritt Frontfrau Sharon Janny und ihren Jungs die Show, da viele bereits vor der anderen Bühne warteten, um möglichst weit vorne stehen zu können. Der Show von Within Temptation tat das jedoch keinen Abbruch, diese zeigten, was sie zu bieten haben: mit weißem Rüschenkleid betritt die Sängerin die ebenfalls aufwendig eingekleidete Bühne inklusive Riesenleinwand, auf der das gesamte Konzert über aufwendig hergestellte Videos zu sehen waren. Allerdings war auch dieser Showeffekt eher ablenkend, als wirklich passend. Ausgeglichen wurde das alles wiederum von der unglaublichen Stimmgewalt von Sharon die besonders bei den Stücken „Faster“ und „What have you done?“ eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte, warum diese Band in der Vergangenheit so mit Erfolg verwöhnt wurde.

Zum großen Finale auf der Waterstage läuteten dann die von vielen lange erwarteten The Subways. Fulminant, spannungsgeladen und spielerisch einzigartig wurden die Fans und die, die es noch werden wollten, mit vielen Songs aus ihrem Hit-Album „Money and Celebrity“ beglückt. Die Indie-Rocker ließen es sich nicht nehmen, alle Register einer Rock- Show zu ziehen: Aufforderungen zum Mitsingen, Circle-Pits und „Hinsitzen!“ kam man dankend nach und die Stimmung im Publikum war dermaßen ausgelassen wie sonst nur bei Deichkind und den Beatsteaks am Tag zuvor. Man spürte schnell, wieso diese Band einer der Headliner dieses Festivals darstellte. Nach „Oh Yeah“, „Obsession“ und „Like I Love You“ gelang es, die Stimmung noch weiter zu pushen: Bei „Rock’n Roll Queen“ gab es endgültig kein Halten mehr, die Menge tobte und die Stimmung kochte über. Und auch wenn das kollektive Crowd-Surfen bei Veranstaltern und Securitys oft die Schweißperlen auf die Stirn zauberte ließen sich die Wenigsten davon abhalten, als die ersten Klänge von „We don't need money to have a good time“ zu hören waren. Am Ende ließ sich Sänger Billy Lunn sogar noch selbst vom Publikum ein paar Runden in den Himmel heben. Klasse Show!

Nachdem man sich bei den Bands zuvor ordentlich austoben konnte folgte mit Clueso ein sehr ruhiger Abschluss auf den großen Bühnen. Dass es nicht den Geschmack aller Besucher traf war voraus zu sehen, dafür tummelten sich noch überraschend viele Menschen vor der Bühne. Zärtlich, romantisch und gefühlvoll präsentieren Thomas Hübner und seine Band eine Mischung aller Songs aus seinem mittlerweile 14 jährigen Repertoire. „Keinen Zentimeter“, „Straßen sind leer“ und „Augen zu“ fehlten ebenso wenig, wie seine Hits „Mitnehm“, „Wir sind dabei uns zu verlieren“ und „Chicago“. Auffällig jedoch, dass der Großteil der Fans in erster Linie die zuletzt genannten Stücke textsicher mitsingen konnte. Insgesamt aber eine tolle Atmosphäre während des Auftritts, die auch gebührend honoriert wurde. Dass sich so mancher Besucher einen etwas härteren Abschluss gewünscht hätte wird zeitweise jedoch deutlich.

Eine ganze Tonne amüsanter und schwungvoller – und uns persönlich auch deutlich lieber – ging es nochmals im Festzelt zu: Die Monsters Of Liedermaching enterten die Bühne! Mit fast 10 Jahren Bühnenerfahrung als Liedermacher können die sechs Männer schon auf einige Erfahrung zurück blicken, doch von Routine keine Spur. Sie wissen direkt von Beginn an das völlig überfüllte Zelt zu begeistern und trotz wenig tanzbarer Musik den Schweiß nur so fließen zu lassen. Es wird deutlich, dass sie sich mit ihrem Charme und viel Humor – der insbesondere in den Texten zur Geltung kommt – mittlerweile eine breite Fanbasis aufgebaut haben. Die schrecken dann auch nicht davor zurück, sich noch ein letztes Mal zu bewegen: Zuerst nach einer Aufforderung zum kollektiven Moshpit, danach bei einer kleinen Pogoeinlage, die allerdings in einem köstlich amüsierten Menschenhaufen endete. Dafür reichte der Platz im Zelt dann wirklich nicht mehr aus. Obwohl die sechs Musiker generell autonom oder in anderen Bands Musik machen oder machten wirken sie perfekt aufeinander eingespielt und noch bis lange nach Mitternacht bei guter Laune. Frühzeitig schlafen ging niemand und das wäre auch ein großer Fehler gewesen!

Danach fehlte uns die Kraft, noch weiter zu machen. Doch für diejenigen, die noch wollten, luden die DJs von Spit Spit Club noch bis in die frühen Morgenstunden auf, bevor die Security den Auftritt unsanft beendete.

Festival Fazit

Der nächste Termin für das Deichbrand Rockfestival am Meer ist bereits festgelegt (18.-21.07.2013), die Anzahl der Besucher soll sogar nochmal gesteigert werden – auf insgesamt 30 000 wird die Anzahl der Tickets aufgestockt.

Allerdings sollte man bis dahin einige organisatorische Schwierigkeiten in den Griff bekommen, die einem eigentlich sehr schönen Festival etwas die Stimmung nahmen. Ein einziges Dixiklo im Bühnenbereich, von dem die meisten Security nicht mal wussten, ist einfach zu wenig (auch wenn gerade die Dixikloproblematik aus dem Vorjahr auf dem Zeltplatz deutlich verbessert wurde). Womöglich der Reperaturarbeiten geschuldet ist der Sound auf den Hauptbühnen bei so manchem Konzert regelrecht „vom Winde verweht“ worden. Die Verkehrsführung wurde von vielen bemängelt, wie auch die oft als „unfähige“, in meinen Augen aber vor allem un-informierte Security.

Diese waren zu uns stets freundlich, zuvorkommend und versuchten zu helfen, wo sie konnten – leider war das nur bedingt möglich, da sie selbst nicht ausreichend unterrichtet wurden und zeitweise keine direkten Anweisungen bekamen. Auch von schlecht gelaunten bis teils aggressiven Helfern wurde uns berichtet. Gut organisiert schien einzig die berittene Polizei zu sein, die das gesamte Festival über auf dem Zeltplatz pratroullierte. Bemängelt wurden außerdem unzureichende Eingänge, der Schließmechanismus der Bändchen (man wünschte sich die Metallblomben zurück) und die „Wellenbrechersituation“, die teilweise nicht nur für viel Unmut, sondern auch massivem Gedränge bis hin zu Panik sorgte. Die Schäden an den Bühnen waren nicht vorhersehbar, aber eine bessere Vorbereitungen auf die bereits zuvor bekannten Wetterverhältnisse wären wünschenswert gewesen. Großes Lob an dieser Stelle an alle, die an der Reperatur der Bühnen und dem Wiederherrichten des Festivalgeländes beteiligt waren! Der Zustand der Bühnen am Donnerstag ließ schon befürchten, dass gar keine Band mehr hätte auftreten können.

Allerdings muss ebenfalls dringend an der Kommunikation gearbeitet werden: Informationen lediglich über das Internet, genau genommen Facebook, zu verbreiten ist für die Besucher, die in den meisten Fällen entweder kein internetfähiges Handy, oder wenn, keinen Empfang hatten, wenig sinnvoll. Eine Leinwand war vorhanden, man hätte auf dieser mehr und aktuellere Informationen verbreiten können. So wurde man zeitweise stundenlang im Unklaren gelassen, ob und wie es überhaupt weitergehen würde. Für manche Besucher war das Grund genug, das Festival bereits vorzeitig zu verlassen. Wir sind froh, dass wir blieben und wurden letztendlich mit einem fantastischen Festival und Menschen belohnt, die sich zu keinem Zeitpunkt die Feierlaune – trotz aller Umstände – nehmen ließen! Zu vielen eindrucksvollen und stimmungsgeladenen Auftritten war ein unbefangenes Feiern letztendlich auch unumgänglich, es wurde zu einer angenehmen Pflicht! Dafür ist letztendlich auch dem Wettergott zu danken, der abgesehen von den ersten 24 Stunden des Festivals wettertechnisch zur Höchstform auflief.

Es bleibt einfach zu hoffen, dass das Deichbrand-Festival seine Kinderkrankheiten in der neunten Auflage nächstes Jahr deutlich besser in den Griff bekommt, die Kritik der Besucher ernst nimmt und aus ihren Fehlern lernt, dann kommen wir gerne wieder! Musikalisch eine super Mischung auf einem wunderschönen Gelände und ein äußerst sympathisches Publikum haben die Reise nach Cuxhaven mehr als lohnenswert gestaltet!

Bis nächstes Jahr zum Deichbrand Festival 2012 …

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Autor: ArchiVader

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