Schandmaul: Kunststück, Anderswelt, Konzerte und Interview mit Birgit Muggenthaler

Endlich wieder neues Futter für die Ohren. Meine Lieblings-Mittelalterbarden haben sich aufgerafft, wieder neue Musik für die sehnsüchtige Masse zu schaffen.

Schandmaul – Kunststück

Schandmaul - Kunststück
Schandmaul – Kunststück

Man nehme: eine Band, die sich in vielen Jahren einen ungeheuer starken Ruf als Live Band gemacht hat und in 7 Jahren 4 Studioalben veröffentlicht hat, den Willen der Band ihre Stücke mal nur mit akustischen Gitarren und nicht mit elektronischen Instrumenten einzuspielen, dazu die, von Deep Purple erfundene, Idee das ein Orchester auch gut dazu passen könnten und den Circus Krone in München, gefüllt mit einem lauten und begeisterten Publikum.

Man gebe nun dieses zusammen und mische es gut durch. Das Rezept klingt lecker? Ist es auch und dennoch ist leider auch in die Hauptspeise dann doch wieder eine kleine Prise Salz zuviel rein geraten. Wie schon gesagt, dass Publikum ist begeistert und geht gut mit, nur leider ein wenig zu leise abgemischt, sodass man von den Mitsingteilen selten wirklich versteht was das Publikum da singt (z.B. bei „Tyrann“ oder „Herren der Winde“).

Aber ansonsten erweist sich „Kunststück“ als wirklich gutes Livealbum mit Orchester.

Sehr schön ist, dass Schandmaul es gelungen ist, dass Orchester so in ihre Songs einzubauen, dass dieses wirklich gut und ergänzend wirkt und nicht als würde es irgendwie nebenher spielen. Die Songauswahl, die Schandmaul für die Platte getroffen haben, ist ebenfalls sehr stark und strotzt nur so vor starken Melodien. Schandmaul haben mit dieser Platte bei ihren Fans nach der ebenfalls sehr guten Liveplatte „Hexenkessel“ offene Türen eingetreten aber „Kunststück“ ist auch für Hörer interessant, die sich normalerweise nicht so mit Mittelaltermusik identifizieren können, denn Schandmaul zeigen auf dieser Platte wie schön diese Art der Musik sein kann.

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Label: Fame Recordings/Edel
Genre: Medieval Folk
Releasedate: 2005-07-25
Web: http://www.schandmaul.de
Punkte: 7

Autor: Rantanplan


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Schandmaul – Anderswelt

Schandmaul - Anderswelt
Schandmaul – Anderswelt

Das neue Werk, welches dieser Tage in den Läden steht wurde mit einem Hauch Mysterium feierlich „Anderswelt“ benannt. Und etwas ist tatsächlich anders auf der neuen CD.

Ersten versteht man Thomas noch ein Stückchen besser, auch beim ersten Mal Hören der Scheibe und zweitens ging man meiner Meinung nach noch einen Tacken metallischer zu Werke, zumindest am Anfang der Scheibe. Aber keine Angst, Schandmaul sind noch immer Schandmaul. Auch hier spielen neben den Gitarren und der Rhythmusgruppe vor allem Violine und diverse Flöten die Hauptrollen. Spätestens beim Titeltrack besinnt man sich ganz alter Werte und lässt die Gitarrenbretter außen vor.

Thematisch bewegt man sich in bekanntem Gebiet. Da werden sagen- und märchenhafte Inhalte mit mittelalterlichen Themen gepaart. Fantastische Anekdoten werden gekonnt mit historischen Ereignissen gepaart. Das mittlerweile sechste Studioalbum der deutschen Folkrock-Helden kommt mit 14 Titeln daher und einer Gesamtspielzeit von 52 Minuten. Wie immer ist die Aufnahme äußerst gelungen und auch die Aufmachung kann voll und ganz überzeugen, wird die CD doch im schicken Digipack ausgeliefert. Also alle Ampeln auf grün für ein weiteres erfolgreiches Release aus dem Hause Schandmaul.Pünktlich zum Release wird es auch eine Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz geben. Die Tourdaten sind auf der MySpace-Seite einzusehen. Abschließend ist vielleicht noch erwähnenswert, dass im November ein Jubiläumskonzert zum 10jährigen Bestehen der Band stattfindet.

Hierzu organisiert die Band Busreisen aus vier verschiedenen Teilen des Landes und eine aus Österreich nach München, wo das Konzert inklusive Party am darauf folgenden Tag gespielt wird. Weitere Infos wird es bald auf der Homepage der Band geben.

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Label: F.A.M.E. Recordings / Edel
Genre: Medieval Folk
Releasedate: 2008-04-04
Web: http://www.schandmaul.de
Punkte: 9

Autor: Markus Müller

Schandmaul & Orchester in der Stadthalle Osnabrück am 04.10.2005

Einmal Schandmaul mit Orchester? Kommt sofort. Nachdem die Band Schandmaul in der ersten Hälfte dieses Jahres ihren ersten Akustikauftritt im „Circus Krone“ in München mit einem großen Orchester feierten und eine Live-CD und -DVD aufnahmen war die Freude für viele Fans groß, für manche allerdings nur bedingt.

Schließlich kann nicht jeder „mal schnell“ für ein Konzert nach München fahren. Aber da haben sich die Schandmäuler etwas einfallen lassen: Eine Akustiktour quer durch Deutschland, inklusive eines zwölfköpfigen Orchesters, dass elf Streicher und eine Dame für zusätzliche Percussion enthielt.

Eines der Konzerte der besagten Tour fand am 04.10. in der 2Osnabrücker Stadthalle“ statt. Als man dann einen schönen Stehplatz gefunden und auch einige Zeit gewartet hatte ging es los und die ersten Streicher erklangen, verdeckt hinter einem Vorhang spielend. Man muss sagen, dass fast alle Stücke mit einem komplett neuen Orchester-Intro versehen wurden, sodass es sozusagen immer eine kleine Überraschung war, um welches Lied es sich nun handle. Nach der Einleitung fiel dann endlich der Vorhang und die Band begann ihren ersten Song zu spielen.

Insgesamt standen viele Klassiker wie „Der Talisman“, „Herren der Winde“, „Dein Anblick“ und „Walpurgisnacht“ auf dem Programm. Aber auch neue Stücke wie „Der Clown“, „Bin unterwegs“ oder das auf der Single „Bin unterwegs“ veröffentlichte „An Dich“ ließen die Herzen der Fans höher schlagen.

Auch war die Band wie immer absolut Publikumsnah und brachte eine lockere und entspannte Atmosphäre mit sich, wo ich heute noch über einige Witze der Band mit und über das Publikum bzw. diverser Konzertbesucher des Abends schmunzeln kann.

Zu der Location muss man leider sagen, dass durchaus eine Bessere hätte gewählt werden können. Der Sound war nicht wirklich das Gelbe vom Ei und auch die Scheinwerfer, die an die behangene Decke strahlten, konnten ihre Wirkung nicht vollends entfalten.

Dennoch trübte dies das Gesamtbild keineswegs, denn der Abend war einfach…glorreich!

Fazit: Für den Schandmaul-Fan eine gelungene Abwechslung zu dem normalen Set und auch für jeden Neuling einen Besuch wert.

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Location: Stadthalle Osnabrück
Datum: 04.10.2005
Autor: David

Schandmaul & Letzte Instanz im Ringlockschuppen in Bielefeld am 24.10.2006

Schandmaul gehören zu den bekanntesten und erfolgreichsten deutschsprachigen Bands im Medieval. Am 24.10.2006 spielten sie im Rahmen ihrer aktuellen Tour auch im „Ringlockschuppen“ in Bielefeld.

Die sechs Musiker aus Dresden fahren einen ziemlich eigenwilligen Stil. Während die ersten Alben noch ziemlich mittelalterlastig waren, haben sie in ihrer neueren Entwicklung auch Wave- und Gothic-Elemente eingebaut, stellenweise enthält ihre Musik sogar Rap-parts und das neueste Album schließlich hat ziemlich viele Nu-Metal – Anleihen.

In jedem Fall also vom Genre her eine flexible Band, was vom Publikum jedoch nicht übermäßig honoriert wurde. Sie überzeugten im Konzertverlauf eher weniger mit der Lichttechnik und auch kleinere technische Soundmängel wie das zu leise eingestellte Mikrofon der Zweitstimme stießen negativ auf. Mir persönlich waren auch die Übergänge der einzelnen Stücke viel zu krass.

Ein Blickfang war jedoch der mehr als außergewöhnlich aufgemachte Kontrabass, der zudem auch fast fehlerfrei gespielt wurde.

Auch der Rest des Sets wurde ohne größere Patzer gemeistert, und die Band versuchte, sich gemeinsam mit dem Publikum auf Schandmaul vorzubereiten. Jedoch blieb die Begeisterung der Menge auf der Strecke. Das lag allerdings eher am musikalischen Geschmack des Publikums als an der Band selbst, die insgesamt ein recht rundes Programm ablieferte. Insgesamt war die Show jedoch nicht so überzeugend, wie man es von einer Band mit einem derartigen Live-Ruf verlangen könnte.

So freute man sich auf den Hauptact. Kaum wurde der halbdurchsichtige Vorhang beleuchtet und die ersten Trommelschläge fluteten den Saal, kochte das Publikum förmlich über. Sicher, nach über einer halben Stunde Wartezeit war es für die Mittelalterfreunde von Schandmaul angemessen, zu beginnen.

Der Vorhang fiel und die Party konnte beginnen. Mit alten wie neuen Stücken führte die Band durch den Abend und hielt die Fans in dauerhafter Hochstimmung.

Kleinere Fehler bewiesen hier nur die Einzigartigkeit der Band, schließlich scheint es mittlerweile üblich zu sein, dass Thomas sich bei mindestens einem Lied einen Textaussetzer leistet. Dies schaffte er ja auch auf mehreren Konzerten und der Live CD.

Ob es Absicht war oder nur ein Freud`scher Versprecher, ist jedoch nicht immer ganz klar. So sang er beim Seemannsgrab der Meerjungfrau statt schöner, voller Lippen eine entsprechende Oberweite an.

Der Rest der Band litt stellenweise an technischen Problemen. Stefan zum Beispiel hatte Probleme mit seinem Bass (vielleicht ein Wackelkontakt im Kabel?), und auch das Mikrofon von Birgit war stellenweise einfach zu laut eingestellt.

Highlights waren allemal die in Szene gesetzten Solos, bei denen die jeweiligen Solisten durch geschickt arrangierte Illuminationen als Blickfänge präsentiert wurden.

Schade war, dass die Wahl zum Tagesflutsch, also dem Deppen des Abends, am Ende ausfiel, obwohl diese erst bedeutungsschwanger angekündigt wurde. Diesen Titel hätte, wenn überhaupt, nur Sänger Thomas verdient da er mit Anzahl und Qualität seiner Patzer den Rest der Band bei weitem übertraf.

Mithilfe von einfallsreichen Ansagen (Geschichten von sprechenden Schnecken) und ansteckend guter Laune lieferten Schandmaul ein gutes Programm ab. Beendet wurde das Set durch eine traumhaft ruhige Version von Willst Du, welches der absolute Stimmungshöhepunkt war. Circa 1500 Gäste können sich nicht irren.

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Location: Ringlockschuppen, Bielefeld
Datum: 24.10.2006
Autor: Biene

Exklusiv-Interview mit Birgit Muggenthaler (Schandmaul) vom 24.10.2006

OM: Hallo Birgit und danke für deine Zeit! Fangen wir doch direkt mit dem aktuellen Thema „Kunststück“ an. Was waren die Beweggründe, dieses Projekt überhaupt ins Leben zu rufen und was waren die ersten Schritte?

Birgit: Die Idee dazu kam uns eigentlich auf einem Pausentag, wo wir dann beschlossen haben, so als Special, für die Fans einmal Unplugged zu spielen. In Bonn in der „Klangstation“ haben wir dann auf dem jährlichen „Chill and Grill“ nur mit akustischen Instrumenten gespielt und dachten uns dann, hey, das ist doch eine ganz witzige Idee!

Wir haben dann aber auch recht schnell gemerkt, dass es eben nicht damit getan ist, wenn man nur die E-Gitarre weg lässt, sondern das da einfach viel mehr passieren musste und dann kam uns die Idee das Ganze eben mit einem Orchester zu füllen.

Und so ist das ganze dann halt entstanden und es ist dann aber letztendlich ziemlich ausgeartet. Aber dass es so viel Arbeit dann letztendlich würde, hätten wir so nicht gedacht.

OM: Dass da viel Arbeit hinter steckt, kann sich wohl jeder denken. Aber denkt ihr, dass es später noch ein Album wie „Kunststück“ geben wird?

Birgit: Also konkret geplant ist noch nichts, aber ich würde niemals nie sagen. Ich fand es war musikalisch eine riesige Bereicherung und fand es auch einfach interessant mit einem Orchester zusammen zu arbeiten. Also die Möglichkeit besteht immer, aber es ist eben nichts in der Richtung geplant, da wir auch einfach momentan keine Zeit dafür haben.

OM: Das kann man euch gar nicht verübeln, aber wenn man so wenig Zeit hat, wo nimmt man dann die ganze Inspiration für die vielen Stücke her?

Birgit: Ich glaube, da hat jeder so ein bisschen seine eigenen Quellen, aber im allgemeinen sind es eigentlich Situationen die einem das Leben so zuspielt. Also einfach von Beziehungen, die in die Brüche gegangen sind bis hin zur unerfüllten Liebe und irgendwelchen tollen Erlebnissen. Auch Naturerlebnisse zum Beispiel und eben auch Bücher, Filme und Gedichte, die du in deinem ganzen leben angesammelt hast und die irgendwo in deinem Unterbewusstsein vorhanden sind.

Also das kann man auch gar nicht mehr bewusst nachvollziehen, wo die Inspiration nun eigentlich her kommt.

OM: Um noch mal das Thema „Album“ aufzugreifen, habt ihr in Zukunft vor, ein Themen-Album zu erstellen? Also etwas wie zum Beispiel „A´ura und das Schneckenhaus“ von „Samsas Traum“, dass von einem Lied zum nächsten eine Geschichte über das gesamte Album erzählt.

Birgit: Also so eine Idee hatten wir schon einmal, dass es ganz witzig wäre so etwas zu machen. Es ist halt nur folgendes Problem, wir wollen dem kreativen Schaffen nicht von vorn herein so ein enges Korsett anlegen und dann gucken wie die Lieder dann in die Story passen. Es ist bei uns nun einmal so, dass wahnsinnig viel verschiedene Ansätze und Ideen zu allen möglichen Themen kommen. Also wir haben zur Zeit 17 Songideen für das nächste Album, und das letzte ist ja gerade erst heraus gekommen.

Es ist einfach ein ziemlich kreatives Schaffen und wir wollen dem halt nicht irgendwie so ein enges Korsett anlegen, dass es zu einer Thematik passen muss. Deswegen ist diese Idee auch erst einmal wieder verflogen. Und so was ergibt sich ja auch nicht einfach so, das muss ja alles geplant werden und die Songs müssen dann auch zum Konzept und zueinander passen. Anders herum hätte das dann ja auch keinen Sinn, weil du kannst nicht versuchen, fertige Songs in so ein Korsett zu pressen, das geht einfach nicht.

Es ist erst einmal so, dass wir gerne frei gestalten wollen, aber es ist auch nicht ausgeschlossen, dass es noch passieren könnte.

OM: Dann sind wir mal gespannt, was das nächste Album mit sich bringt. Was sagt ihr zu einer Zusammenarbeit mit anderen Bands für ein Album?

Birgit: Nein, gibt es nicht. Bisher waren es ja immer einzelne Projekte, wie jetzt zum Beispiel Corvus Corax die im „Circus Krone“ da waren oder halt der Eric Fish, der mal als Vorgruppe sein Solo-Programm gespielt hat.

Oder eben auch Micha von In Extremo, der da war, aber eine feste Zusammenarbeit, das ist schlicht weg organisatorisch nicht möglich. Da sind die Zeitpläne zu unterschiedlich, die Entfernungen, also diese Bands die wohnen am anderen Ende der Nation sozusagen. Das ist halt echt schwierig.

OM: Okay, das ist verständlich. Dann würde mich noch interessieren, was das bisher außergewöhnlichste Fan-Erlebnis war, dass euch wiederfahren ist.

Birgit: Das außergewöhnlichste Fan-Erlebnis… es gibt so viele kleine abgefahrene Sachen, also…

Stefan: Also ich weiß da schon was ausgefallenes, ich habe einen Fan geheiratet!

Birgit: Okay… ansonsten sind es eben Kleinigkeiten. Letztes Jahr zum Beispiel haben die Fans uns in der Adventszeit einen Adventskalender gebastelt. Oder kurz vor Weihnachten kam ein riesiges Paket mit allen möglichen Sachen für uns. Selbstgebastelte Kerzen und Brettspiele und all so was. Also unglaublich liebevoll!

Ein Anderer hat sein Auto vollkommen auf Schandmaul getrimmt und wir haben eben darauf unterschrieben. Dann haben wir Gestern auf Youtube, ich kenn mich mit diesen ganzen Internet Plattformen gar nicht aus, haufenweise selbstgeschnippelte Videos zu unseren Songs.

Also ich kann jetzt nicht ein herausragendes Erlebnis irgendwie schildern, es sind so viele Kleinigkeiten wo du einfach merkst, wow, das bedeutet den Leuten anscheinend echt was.

OM: Eure Fans legen sich ja echt ins Zeug, Respekt! Aber sag mal, kannst du dir vorstellen, so wie die Rolling Stones noch mit 60+ auf der Bühne zu stehen?

Birgit: Da ist eine sehr interessante Frage, weil ich mich das manchmal auch frage, ab wann es denn eigentlich albern ist, auf der Bühne zu stehen. Ich kann es mir auf alle Fälle vorstellen, noch im hohen Alter auf die Bühne zu gehen, aber ich glaube ich würde dann nicht mehr so wild herum hüpfen. Also die ganze Performance müsste sich dann, und würde es wahrscheinlich auch zwangsläufig, dem Alter anpassen. Ich finde, dass man auch sehr gute Bühnenpräsenz haben kann, auch in höherem Alter, aber da müsste sich dann halt schon einiges entscheidend für ändern im Vergleich zum Ist-Status.

Aber das sieht in der Band halt auch jeder anders, das ist eben meine Meinung dazu.

OM: Also kann man gespannt sein, wie eure Auftritte dann aussehen werden.

In eurem Newsletter stand, dass ihr nach dem „Funkenflug“ eine Pause einlegen wollt und dann erst am 14.11.2008 wieder auf die Bühne steigt. Heißt das, dass man bis dato nichts mehr von euch hören wird?

Birgit: Nein! Das bezieht ich nur auf München. Wir haben ja unser „Funkenflug-Festival jetzt noch am 30.12.06, wie jedes Jahr und dann wollen wir 2007 pausieren und erst 2008 in München wieder spielen. Ansonsten ist der Rest von Deutschland davon nicht betroffen. Das geht nur um München und da geht´s schlicht weg darum, den Fans ein Special zu bieten. Weil 2008 ist unser Jubiläumsjahr, da gibt es uns seit 10 Jahren, und da wollen wir ein ganz außergewöhnliches Konzert machen. Mit Gästen von Früher vielleicht, einfach alten Weggefährten, die uns begleitet haben. Und da wollen wir einfach so ein bisschen darauf hinaus, damit einen Höhepunkt zu schaffen. Einfach um nicht davor tausendmal zu spielen.

Also uns gibt es nur in München solang nicht zu sehen, der Rest von Deutschland wird ganz normal gespielt.

OM: Damit dürfte einigen ja nun die Angst genommen sein, gut ein Jahr auf euch verzichten zu müssen.

Aber was anderes; was würdest du, wenn du könntest, an der aktuellen Weltsituation ändern?

Birgit: Oh… da bist du bei mir genau an der richtigen Adresse. Ich würde alles ändern!

Also ich fang mal an: Ich finde es ist eine Katastrophe, dass jeder um die Klimaschutzentwicklung oder die Klimadebatte bescheid weiß und keiner tut was! Also ich hab ja wenigstens mein Auto auf Pflanzenöl-Betrieb umgestellt und zwar komplett. Das ist zwar auch noch jämmerlich aber ich kann sagen, ich habe wenigstens etwas gemacht. Und ich fahr Fahrrad wann immer es geht und wenn ich Auto fahre, dann nur mit meinem Pflanzenöl-Auto. Also das ist wenigstens ein bescheidener Beitrag zum Klimaschutz, aber ich finde es ist wirklich eine Katastrophe, dass man genau weiß zu was für einem Disaster das führen wird und nichts, aber auch gar nichts unternommen wird!

So, das ist Punkt eins. Ich glaube das ließe sich ins Unendliche fortsetzen.

Einfach soziale Ungerechtigkeit. Letztens habe ich einen Bericht gesehen, über Kinder die Kakaoplantagen an der Elfenbeinküste wie Sklaven gehalten werden. Und keiner tut was, keiner greift ein.

Nächste Geschichte. Wenn ich die Politik von Herrn Putin verfolge… Der ist der Chef von einem nationalen Energiekonzern und den sperr ich dann einfach weg! Weil ich das verstaatlichen will und mir selber die Energieversorgung unter den Nagel reiße. Und alle Welt schaut zu und jeder weiß, dass es eine Phrase ist, aber keiner tut was! Diese Liste könnte ich endlos fortsetzen.

Also wenn ich dann nicht meine Inseln hätte, wo ich dann fröhlich sein kann, wäre ich ein ganz verbitterter Mensch, glaube ich.

OM: Große Anforderungen möchte man meinen. Und Anforderungen stellen euch die Fans ja auch über eure Community. Gibt es Lieder, die durch die Fans angeregt wurden?

Birgit: Da muss ich ganz ehrlich antworten, nein! Weil es schlicht weh auch nicht möglich ist. Es kommen nämlich immer wieder Anregungen, bis hin zu fertigen Texten, die wir dann vertonen sollen. Und es ist einfach so, dass wir einfach genügend kreatives Potential bei uns selbst haben und wir einfach bei uns bleiben wollen. Denn der eine will dann mehr Folk, der andere mehr Mittelalter und wenn wir uns darauf einlassen würden, würden wir uns irgendwo verzettelt und wären eben nicht mehr Schandmaul. Wir bleiben einfach bei unseren Ideen.

OM: Gut, das ist auch verständlich. Aber irgendwann ist dieses Potential ja auch aufgebraucht und Schandmaul wird nun mal auch irgendwann vorbei sein. Was macht ihr dann?

Birgit: Abgesehen davon, dass wir natürlich alle hoffen und fest davon überzeugt sind, dass das noch ewig weiter geht, hat halt jeder für sich seine groben Vorstellungen. Also jeder denkt für sich in einer ruhigen Minute – vielleicht auch der Stefan – darüber nach was jetzt wäre, wenn die Band nicht mehr existiert, irgendwie, irgendwo, irgendwann. Jeder hat natürlich seinen Plan B in der Tasche und Fähigkeiten und Ausbildungen die er macht und gemacht hat. Aber im Augenblick Schieben wir das ein bisschen weg, das Thema ist halt irgendwie ein verbotenes Thema.
OM: Wo wir gerade beim Thema Ausbildungen sind; was habt ihr beruflich und musikalisch vor Schandmaul gemacht?

Birgit: Also wir wir haben ja alle ziemlich lang gearbeitet, so bis vor 2 Jahren. Auch auch natürlich ein Stück weit aus Existens-Angst heraus, so die Kohle könnte nicht reichen oder so was, wir waren eben nicht so die Mutigen, die eben sofort alles aufgegeben haben.

Also der Stefan ist Vermessungsingenieur und hat in dem Beruf auch gearbeitet. Vorher hat er in mehreren Bands gespielt, die erste hieß Screwed Up und die haben Deutschrock gespielt. Dann war er bei Manjana Beat und die haben dann so Latin, Jazz, HipHop gespielt, also eine ganz andere Ecke der Musik.

Der Matthias, der hat keine Berufsausbildung. Der ist ja direkt nach dem Abi zu uns gestoßen und der hat vorher auch ziemlich viel HipHop gespielt.

Der Thomas ist gelernter Industriekaufmann, der hat Holz verkauft. Sprich ihn niemals darauf an, er hasst es! Und der hat zusammen mit Ducky, die aller erste Band von beiden hieß Nachtschicht, das ist schon ganz lang her, und die beiden haben dann eben Weto gegründet und vor Kurzem ja wieder zum Leben erweckt. Das war auch Deutschrock Endeffekt.

Der Martin Duckstein hat Sonderschulpädagogik studiert und zwar für Musik und Deutsch auf Lehramt. Das hat er dann aber nach dem ersten Examen abgebrochen, also hat er das Referendariat nicht mehr gemacht, weil er sich da schon für die Band entschieden hatte. Er hat auch noch eine Ausbildung als Huforthopäde nachgeschoben. Und zwar aufgrund dessen, dass er privat reitet und auch selber Pferde besitzt. Sein eines Pferd hat dann angefangen zu lahmen und sollte deswegen eingeschläfert werden, womit er sich nicht zufrieden gegeben hat. Dann hat er halt heraus gefunden, dass man das mit Huforthopädie diesen Hufschaden beheben kann und hat das dann selber verfolgt. Er hat da auch einfach ein riesen Talent,a lso bei uns heißt er nur noch Dr. Duckstein, weil jeder, der irgendein Wehwehchen hat geht zu Dr. Duckstein. Der weiß dann immer einen guten Rat, renkt irgendetwas wieder ein, massiert irgendetwas oder schmiert einfach ein Salbchen drauf.

Die Anna studiert Geige und hat jetzt im März ihre Prüfung, dann ist sie damit fertig. Davor hat sie einige Gastauftritte bei Weto gehabt und hat anfangs nur Klassik gespielt.

Dann bleib nur noch ich. Ich habe Landschaftsarchitektur studiert und in diesem Beruf auch für vier Jahre gearbeitet. Abgesehen von dem, was ich in der Schule an Musik gemacht habe, war ich früher mal in einer Mittelalterkombo . Die hatte noch gar keinen Namen und dann haben ich und ein Freund damals zusammen bei Ritteressen und so was gespielt. Dann habe ich ja Faune gegründet, wobei die damalige Besetzung mit der heutigen natürlich nichts mehr zu tun hat und wir haben damals Mittelaltermärkten, Ritteressen und Banketten mit Musik und Gaukelei gespielt.

Ja und dann kam Schandmaul.

OM: Das sind ja fast schon Berufe, auf die man so niemals kommen würde. Und Dinge an die niemand denkt, beziehungsweise wir denken schon daran und fragen deshalb auch, sind eure Zukunftsträume für die Band und auch im privaten Raum.

Birgit: Da gibt es so viele. Klar, mit der Band weiter kommen, größere Konzerte geben und vielleicht auch mal ganze Stadien zu füllen. Dann ist das Ausland ein riesen Thema für die Zukunft. Also einfach mit der Band weiter kommen, weiter durch die Welt kommen.

Und privat gibt es auch so viele Träume und Ziele.

Also einfach in musikalischer Hinsicht würde ich gern wieder ein Sava-Album machen, das ist ja mein Nebenprojekt. Dann meine Kenntnisse bei diversen Instrumenten weiter vertiefen und mir irgendwann ein Ökohaus bauen.

Ja, das wärs erst einmal.

OM: Ein Ökohaus, nett! Und was würdest du anderen, kleinen Bands mit auf den Weg geben? Also was für Fehler sollte man möglichst vermeiden, beziehungsweise welche hab ihr selbst schon gemacht?

Birgit: Unser größter Fehler? Das darf ich nicht sagen! 🙂

Aber klar, es gibt immer mal wieder Schoten mit dem Personal oder einfach falsche Buchungen. Wo dann zwei Städte einfach zu nahe zusammen liegen und man sich dann gegenseitig das Publikum abgräbt.

Ich glaube, was jahrelang ein großer Fehler war, war dieses parallel Arbeiten und in der Band spielen. Weil du dich da einfach körperlich völlig kaputt machst. Also bei mir war es so, dass von Montag bis Donnerstag die Arbeit war und dann von Freitag bis Sonntag eben Tournee. Dann hatte ich noch zweimal unter der Woche Abendschule und noch einen Abend Schüler bekommen. Und das war mein Lebenswandel sozusagen, das hälst du einfach nicht lang durch, du machst dich einfach völlig kaputt. Das würde ich Heute bestimmt nicht nocheinaml machen.

Und der größte Fehler den man in einer Band überhaupt machen kann, ist es nicht miteinander zu reden. Die Band ist so etwas wie eine Beziehung, weißt du, oder mehr schon wie eine Ehe! Man muss einfach miteinander reden, man muss sagen wenn einem irgendetwas nicht passt und man muss auch sofort Verständnis für die anderen aus de band haben. Es ist einfach sehr viel zwischenmenschliche Arbeit in so einer Band.

OM: Ich danke dir für diesen Tipp und zeitgleich auch für die geopferte Zeit. Euch noch viel Erfolg weiterhin und vielleicht sieht man sich ja wieder.

Birgit: Ja, gern. Kein Problem. Danke und auch euch viel Erfolg mit dem Magazin!

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Datum: 24.10.2006
Autor: Biene

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