Die Cannabispolitik in Deutschland befindet sich in einer Phase tiefgreifender Veränderungen. Seit der Entkriminalisierung haben Politik, Fachverbände und Betroffene einen neuen Spielraum, um praxisnahe und faire Regelungen zu entwickeln.
Cannabispolitik: Die wichtigsten Reformideen für eine moderne Zukunft

Der Deutsche Hanfverband (DHV) hat dazu zehn zentrale Forderungen vorgestellt, die den politischen Kurs der kommenden Jahre maßgeblich prägen sollen. In diesem Artikel erfährst du, welche Punkte im Fokus stehen, warum sie wichtig sind und wie sie die Zukunft der Cannabispolitik beeinflussen könnten.
Warum Cannabispolitik jetzt neu gedacht werden muss
Mit der Legalisierung von Besitz und Eigenanbau für Erwachsene wurde ein historischer Schritt erreicht. Gleichzeitig zeigt die Praxis, dass an vielen Stellen rechtliche Grauzonen, unnötige Hürden und politisch motivierte Restriktionen bestehen. Der Schwarzmarkt besteht weiter, Anbauvereinigungen kämpfen mit bürokratischen Barrieren und Konsumenten sowie Patienten stoßen auf praktische Probleme.
Eine moderne Cannabispolitik sollte auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, gesellschaftlicher Realität und Gesundheitsschutz basieren. Genau hier setzt der DHV mit seinen Forderungen an.
Die Top-10-Forderungen zur Weiterentwicklung der Cannabispolitik
Der DHV hat auf der Cannabis Normal! Konferenz zehn konkrete Vorschläge beschlossen, die Deutschland in Richtung einer konsistenten, sinnvollen und praxistauglichen Cannabispolitik bewegen sollen.
1. Modellprojekte für Cannabis-Fachgeschäfte ermöglichen
Ein Kernproblem der aktuellen Cannabispolitik ist die fehlende legale Versorgungsstruktur. Obwohl Konsum und Besitz legal sind, gibt es keine regulären Verkaufsstellen. Der DHV fordert deshalb kommunale Modellprojekte, die zeitlich begrenzt und wissenschaftlich begleitet werden. Solche Modellversuche sind laut EU-Recht zulässig und gemäß KCanG realisierbar.
• Modellprojekte sind bereits in anderen EU-Ländern erfolgreich erprobt.
• Ziel: Schwarzmarkt reduzieren und Jugendschutz stärken.
• Kommunen warten auf politische Freigabe.
Viele Städte stehen bereit, Konzepte liegen vor. Nun braucht es politische Entschlossenheit, um eine sichere und transparente Infrastruktur zu schaffen.
2. Besitzobergrenze Zuhause deutlich anheben
Aktuell dürfen Erwachsene maximal 50 Gramm Cannabis in ihrer Wohnung besitzen. Für viele ist das unpraktikabel, besonders für Menschen, die ihren Bedarf durch Eigenanbau decken. Eine einzige erfolgreiche Ernte überschreitet diese Grenze oft deutlich.
Der DHV schlägt vor, die Grenze auf 600 Gramm anzuheben oder – wie in Teilen Nordamerikas – komplett abzuschaffen. Schließlich existieren bei Alkohol und Tabak ebenfalls keine Mengenbeschränkungen.
3. Verschenken von Cannabis legalisieren
Die aktuelle Gesetzeslage kriminalisiert das Verschenken von Cannabis unter Erwachsenen. Selbst wenn die Übergabe für den gemeinsamen Konsum erfolgt, bleibt sie strafbar. Für viele Menschen ist das weder nachvollziehbar noch lebensnah.
Praktisch entsteht dadurch ein absurdes Dilemma: Wer zu viel erntet, muss Cannabis entsorgen, obwohl Freunde legal konsumieren dürften. Eine Freigabe würde nicht nur den Alltag vereinfachen, sondern auch den Schwarzmarkt schwächen.
4. Baurechtliche Einheitlichkeit für Anbauvereinigungen
Anbauvereinigungen sind ein zentraler Baustein der deutschen Cannabispolitik. Doch jedes Bundesland interpretiert die Frage, wo solche Vereine ihre Anlagen betreiben dürfen, unterschiedlich. Das führt zu massiver Unsicherheit und teilweise unmöglichen Rahmenbedingungen.
Besonders restriktiv zeigt sich Bayern, wo faktisch keine Genehmigungen erteilt werden. Der DHV fordert eine bundeseinheitliche Regelung, die realistische und faire Vorgaben schafft.
5. Abschaffung der Abstandsregeln
Aktuell gelten Abstandsregelungen zwischen Anbauvereinigungen und sensiblen Einrichtungen wie Schulen oder Kitas. Gleichzeitig ist der Konsum in Sichtweite solcher Einrichtungen verboten. Beide Regelungen haben in der Praxis kaum Nutzen, verursachen aber massive Probleme bei der Umsetzung.
Die Vorgaben erschweren die Standortsuche oder machen sie in dicht besiedelten Gebieten nahezu unmöglich. Zudem ist der Konsum im öffentlichen Raum ohnehin nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt, sodass eine zusätzliche Distanzregel kaum Mehrwert bringt.
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6. Rechtssicherheit bei der Definition von Stecklingen
Stecklinge gelten laut Gesetz nicht als fertige Pflanzen und unterliegen daher nicht der Drei-Pflanzen-Grenze im Eigenanbau. Dennoch führen immer mehr Strafverfahren zu gegenteiligen Auslegungen, besonders wenn Stecklinge bereits eingetopft sind.
Da Stecklinge fast immer in kleinen Anzuchttöpfen verkauft werden, ist diese Auslegung lebensfremd. Der DHV fordert daher eine klare gesetzliche Definition, die sowohl den Eigenanbau als auch den Vertrieb durch Anbauvereinigungen erleichtert.
7. Telemedizin und Versandapotheken sichern
Die medizinische Versorgung mit Cannabis ist ein weiterer zentraler Bestandteil der Cannabispolitik. In Deutschland gibt es jedoch nicht genügend Ärzte, die Cannabis verschreiben. Ohne digitale Lösungen wäre die Versorgung massiv eingeschränkt.
Telemedizin ermöglicht Patienten eine zeitgemäße, flexible Versorgung. Versandapotheken sorgen zudem dafür, dass Patienten Zugriff auf Sorten haben, die lokal nicht erhältlich sind. Eine Einschränkung dieser Strukturen würde Versorgungslücken schaffen und die Preise erhöhen.
8. Abschaffung oder Anhebung der „nicht geringen Menge“
Der Begriff „nicht geringe Menge“ ist ein juristischer Grenzwert, der bei Überschreitung zu deutlich höheren Strafen führt. Im Cannabisbereich liegt der THC-Wert extrem niedrig angesetzt: Bereits 7,5 Gramm THC gelten als „nicht gering“. Diese Menge wird selbst innerhalb legaler Besitzmengen regelmäßig überschritten.
Die Folge: Menschen geraten bei minimalen Grenzüberschreitungen in deutlich verschärfte Strafverfahren. Der DHV fordert daher eine deutliche Anhebung oder vollständige Abschaffung dieses Grenzwerts.
9. Forschung an realistischen Tests zur Verkehrssicherheit
Die aktuelle Cannabispolitik im Straßenverkehr basiert auf Blutwerten, die kaum aussagekräftig sind. Ein Beispiel: Patienten mit regelmäßiger Einnahme können hohe THC-Werte im Blut besitzen, ohne beeinträchtigt zu sein.
Speichelschnelltests wären deutlich realistischer, weniger invasiv und leichter durchzuführen. Außerdem sollte Forschung zu modernen, lebensnahen Testverfahren intensiviert werden, um tatsächliche Fahrtauglichkeit statt Rückstände zu messen.
10. Änderung des EU-Rechts für eine echte Legalisierung
Der DHV fordert von der Bundesregierung, sich in der EU für eine Reform einzusetzen, die die vollständige Legalisierung inklusive Fachgeschäften ermöglicht. Aktuell blockiert das EU-Recht eine umfassende Kommerzialisierung.
Eine EU-weite Anpassung würde nicht nur Deutschland ermöglichen, ein reguliertes, transparentes und faires System einzuführen, sondern auch europaweit einheitlichere Standards schaffen.
Top-10-Forderungen auf einen Blick
1. Modellprojekte für Fachgeschäfte
2. Anhebung der Besitzobergrenzen Zuhause
3. Verschenken von Cannabis an Erwachsene legalisieren
4. Baurechtliche Klärung für Standorte von Anbauvereinigungen
5. Abschaffung der Abstandsregeln für den Konsum und zu Anbauvereinigungs-Standorten
6. Klärung: Was ist ein Steckling?
7. Telemedizin und Versandapotheken weiter ermöglichen
8. Nicht geringe Menge abschaffen oder zumindest gesetzlich definieren und wesentlich anheben
9. Einführung von Speichelschnelltests, Forschung an neuen Prüfmethoden für die Beeinträchtigung im Straßenverkehr
10. Initiative zur Änderung des EU-Rechts: Cannabislegalisierung ermöglichen
Was die zehn Forderungen für die Zukunft der Cannabispolitik bedeuten
Die vorgestellten Reformvorschläge decken alle relevanten Bereiche ab: Versorgung, Rechtssicherheit, Verkehr, Medizin und europäische Gesetzgebung. Sie zeigen deutlich, wo die aktuellen Probleme liegen und wie sie lösbar wären. Die Cannabispolitik steht damit an einem Wendepunkt, an dem wissenschaftliche Erkenntnisse, gesellschaftliche Akzeptanz und rechtliche Realität harmonisiert werden müssen.
Praxisnahe Beispiele für die Auswirkungen der Reformen
- Eigenanbauer könnten ihre Ernte ohne Angst vor Strafverfolgung lagern.
- Anbauvereinigungen hätten endlich Planungssicherheit.
- Patienten wären nicht auf wenige regionale Apotheken angewiesen.
- Schnelltests würden Unschuldige vor unberechtigten Führerscheinentzügen schützen.
- Modellfachgeschäfte könnten erstmals legale Alternativen zum Schwarzmarkt bieten.
Zusammenfassung
Die Cannabispolitik in Deutschland steckt mitten in einem Transformationsprozess. Die zehn Forderungen des DHV zeigen klar, welche Reformen notwendig sind, um ein modernes, faires und wissenschaftlich fundiertes System zu schaffen. Sie betreffen alle zentralen Bereiche der Cannabisregulierung und könnten entscheidend dazu beitragen, Konsumenten, Patienten und Anbauvereinigungen gleichermaßen zu entlasten und zu schützen.
Quelle / Infos: https://hanfverband.de/die-top-10-forderungen-des-deutschen-hanfverbandes-zur-weiterentwicklung-der-cannabispolitik
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Autor und Bild: Canna-Chad Gregor Paul Thiele
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