… sowas gibt’s. Wer jetzt vielleicht an eine mäßig produzierte Undergroundscheibe von irgendeiner taiwanesischen Dorfkapelle denkt, hat sich gewaltig geschnitten. ChthoniC sind eine der erfolgreichsten Metal-Bands Asiens. Unter anderem waren sie nominiert als „Best Rock Group“ (na gut, Rock trifft diese Band nicht so ganz) bei den 14th Golden Music Awards, das Ost-Asische Äquivalent zum Grammy.
ChthoniC – Seediq Bale
Ihre Popularität spiegelt sich auch in den drei auf der CD befindlichen Videos wieder. Aber dazu später. Musikalisch kann man ChthoniC irgendwo zwischen den neuen Dimmu Borgir und Cradle of Filth Alben einordnen. Das soll allerdings nicht heißen, dass sie diese auf irgendeine Art und Weise kopieren. Nein, ChthoniC verleihen ihrem Machwerk eine ganz persönliche Note, woran eine zum Einsatz kommende orientalische 2-Saiten Violine nicht ganz unschuldig ist. Sie gibt der Musik einen gewissen asiatischen Einschlag. Der Sänger bewegt sich zwischen mittelmäßig tiefem Growlen (er gibt sich wirklich Mühe, aber scheinbar haben Asiaten mit wirklich tiefen Stimmlagen so ihre liebe Not) und trommelfellzerfetzendem Gekeife, das derbe an Dani Filth erinnert, nur das Freddy (Sänger) das alles ohne haushohes Gesangsrack auf der Bühne schafft. Das Keyboard wird von CJ gespielt, der sein Handwerk durchaus versteht.
Geschwindigkeitstechnisch ist er nicht unbedingt herausragend, dafür zaubert er Melodieläufe, die schon nach einmaligem hören der Tracks wie Sekundenkleber im Gehirn haften bleiben und teilweise schon epische Ausmaße annehmen (zu Hören in „Enthrone“). Selbiges schafft auch Jesse, der Gitarrist. Sein druckvolles Riffing drückt dem geneigten Hörer des Öfteren den Schmalz tiefer in die Gehörgänge und seine Soli brennen tiefe Furchen ins Gehörzentrum. Der Mensch hinter der Schießbude, Dani, hats ziemlich gut drauf. Er bewegt sich spielerisch zwischen Midtempo und Blastbeatgeballer. Gepaart wird das Ganze mit sehr gut gesetzten Breaks. Warum der Drummer nun einen Ledermundschutz mit Killernieten trägt, kann ich leider nicht beantworten.Zuletzt darf man natürlich nicht die Bassistin vergessen, die wirklich gute Arbeit am Bass leistet. Desweiteren liefert Doris die Backgroundvocals, die teilweise ganz leicht (aber wirklich nur ganz leicht) an Siebenbürgen erinnern.
ChthoniC Band Merch bei EMP
Die Stücke sind von eher langsam schleppend („Exultant Suicide“) über episch („Enthrone“) bis hin zu astreinen Knüppelorgien („The gods weep“) gehalten. Desweiteren liefern sich Keyboarder und Gitarrist sehr nette Instrumentalduelle (z.B. in „Where the Utux Ancestors wait“). Konzeptionell dreht sich das Album um die taiwanesische Mythologie. Worum genau, ist in der Biographie der Band nachzulesen, denn das Konzept hier näher zu erläutern, würde den Rahmen eines Reviews sprengen und ausserdem könnte es schwer für Europäer werden, sich mit der doch sehr umfangreichen Thematik auseinanderzusetzen.
Als Bonus sind wie am Anfang angesprochen drei Videos auf der CD zu finden (die laut Recherche auf der Verkaufsversion des Albums variieren. Ich beziehe mich hier auf die Videos der Promo).Zwei Musikvideos zu den Songs „Indigenous Laceration“ und „Quasi Putrefaction“ und ein Livevideo zu „Bloody Gaya fullfilled“. Letzteres macht eindrucksvoll die Spielfreude der Band deutlich. Man sieht, dass jeder Einzelne sein Bestes gibt und man versteht, warum diese Band als eine der besten Metal-Bands in Asien gehandelt wird. Das Publikum ist durchweg begeistert, was natürlich auch daran liegen kann, dass die Bassistin mit Minirock auf der doch recht hohen Bühne steht. Einzig und allein das Headbangen müsste der Sänger noch üben. Das sieht eher lächerlich als toll aus. Es bleibt noch zu bemerken, dass die Band komplett mit Corpsepaint auftritt. Das tun zwar die meisten skandinavischen Black Metal Bands auch, allerdings beziehen sich ChthoniC hier auf die Eight Generals (was genau das zu sagen hat, weiss ich leider nicht) der asiatischen Mythologie. Zusätzlich zu den Backgroundvocals von Doris agiert im Hintergrund ein Chor, der dem Publikum eine ganz besondere Atmosphäre beschert.
Fazit: Ein solides Album, welches sauber produziert ist, und den geneigten Black Metal Hörer zu begeistern vermag. Nicht unbedingt etwas für Neulinge auf diesem Gebiet, aber für Leute, die mit der Materie vertraut sind, ein lohnendes Album. Wenn ChthoniC nach Deutschland kommen, empfehle ich, diese Gelegenheit wahrzunehmen und sich auf die Taiwanesen einzulassen.
ChthoniC – Pandemonium
Bei dem neuen Chthonic Album ist dies aber nicht der Fall. Eine edle Papphülle (kein gewöhnliches Digipack) geschmückt mit taiwanesischem Dämonenbild und der Inhalt bestehend aus einem Booklet mit zusammengefasster Bandgeschichte, 10 verschiedenen Tarot-Karten mit Bildern der Band und Songtext, einem Blatt Pergament mit taiwanesischen Symbolen und natürlich die CD, welche auch nochmal von einer schönen Pappschachtel umhüllt ist.
ChthoniC – PandemoniumDie kunstvolle Aufmachung der CD gleicht auch der darauf enthaltenen Musik. Mit Insgesamt 11 Songs und davon 7 neuen Songs wird „Pandemonium“ Ende Januar 2008 auf den Markt gebracht.Mit dem Intro „City of Obscurity“ lassen sie es erstmal ruhig angehen und verführen den Hörer in die taiwanesische Welt. Doch diese Ruhe bleibt nicht lange, denn nach knapp 1 1/2 Minuten geht es mit „Onset of Tragedy“ weiter.
Man sagt ja immer so gerne Dimmu Borgir meets Cradle of Filth und dies ist bei Chthonic wirklich der Fall. Hohes Krakelen, tiefe Growls und verführerischer Frauengesang, gepaart mit maschinengewehrartigen Drums, schreddernden Gitarren und diabolischen Keyboardmelodien sind die Trademarks dieser CD. Hinzu kommt dann noch ein asiatisches Instrument, was wohl am besten mit einer Geige verglichen werden kann. Chthonic zeigen dem Hörer, was die asiatische Kunst des Metals zu bieten hat. Man merkt auch, das Chthonic über die einzelnen Songs hinweg ihrem Stil treu geblieben sind und sich kaum verändert haben. Sie heizen immer weiter ein und spielen sich mit ihren 11 Tracks in das Herz des Hörers.
Ich hätte nie gedacht, dass eine taiwanesische Black Metal Band mich so begeistern würde, aber ich habe mich wohl geirrt. Alles in allem eine sehr schöne CD mit super geiler Aufmachung und auch super geiler Musik. Weiter so, Chthonic.
Insania & ChtoniC & Ensiferum
Als erste Band des Abends betraten die Stockholmer Power Metaller Insania die Bühnenbretter.Mit toller Gitarrenarbeit und einem Gesang, der einem, leider nicht im positiven Sinne, Gänsehaut bescherte, zogen die fünf sympathisch wirkenden Schweden ihren halbstündigen Auftritt durch und das Publikum ging mit.
Überall sah man wirbelnde Haare und bei den Klatsch-Parts wurde artig mitgemacht. Man versuchte sich auch im Stagacting, aber aufgrund des doch sehr begrenzten Raumes auf der Bühne blieb es bei den Versuchen. Trotz leichter Soundprobleme und des viel zu leisen Keyboards war dies ein toller Auftritt, wenn auch in der Umbaupause vor allem über den Gesang gelacht wurde.
Nach eben dieser Pause entführte man den Zuschauer nicht nur musikalisch ans andere Ende der Welt. ChthoniC (Ja, das muss so geschrieben werden) aus Taiwan betraten die Bühne. Die Band war ausgestattet mit Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang, Keyboard und einer Er-Hu, einer chinesischen Violine mit zwei Saiten, die zusammen einen sehr interessanten Mix aus melodischem Black Metal und taiwanesischem Folk ergaben.
Dimmu Borgir meets Cradle Of Filth auf asiatisch möchte man denken, und im Großen und Ganzen mag das stimmen. Allerdings geben vor allem die asiatische Melodieführung und die bereits erwähnte Er-Hu dem Ganzen ein sehr individuelle Note. Die mir und den meisten der ca. 200 Anwesenden vor dem Auftritt unbekannte Band wusste zu überzeugen und heizte ordentlich ein, einige Anwesende ließen sich sogar zum Pogen hinreißen.
Obwohl es auf der Bühne noch enger als bei Insania war, ließ die Bewegung nicht zu wünschen übrig. Lediglich der Er-Hu-Spieler stand während seiner Spielpausen regungslos da, wurde aber wesentlich aktiver, sobald sein Einsatz kam. Insgesamt ein toller Auftritt, bei dem die Band sicher den einen oder anderen Fan dazugewonnen und unter anderem auch mich neugierig auf mehr gemacht hat. Kein Wunder, dass ChthoniC als eine der besten Metal-Bands Asiens gelten, weiter so!
Nun folgte, worauf alle gewartet hatten: Der Headliner Ensiferum stürmte die Bühne und der Raum davor verwandelte sich in ein Meer aus wirbelnden Haaren. Auch die Herren und die Dame auf der Bühne ließen sich nicht lumpen und schüttelten ihre Matten, mal abgesehen vom Drummer. Geschminkt hatte man sich ebenfalls, allerdings beschränkte man sich auf einige Striche unter den Augen, wohingegen Drummer Janne Parviainen Corpsepaint aufgetragen hatte.
Mit Songs ihrer bisher drei Alben und der „Dragonheads“-EP wurde das Set bestritten, dass aus älteren Songs wie „Token of Time“ und einigen Stücken des neuesten Albums „Victory Songs“ wie „ „Deathbringer From The Sky“, „One More Magic Potion“ und „Victory Song“ bestand.
Bei den älteren Songs fiel auf, dass Petri Lindroos diese, obwohl er sein Bestes tat, leider nicht annähernd so wie sein Vorgänger Jari Mäenpää herüberbringen konnte, was aber auch wohl am Sound lag. Komischerweise wurde dieser bei den neueren Stücken gleich viel weniger matschig, vor allem die Klargesänge waren deutlich besser zu hören. Lediglich das Keyboard war die meiste Zeit nicht annähernd zu vernehmen.
Das störte allerdings nur die wenigsten, denn seinen Spaß hatte das Publikum ebenso wie die Band, die zwischen den Songs Gassenhauer wie „Breaking The Law“ und „Enter Sandman“ anspielte, was die Stimmung nur noch verbesserte.
Nach 16 Stücken war dann leider Schluss und die Fans verließen die Location in Richtung Heimat. Schließlich musste man am nächsten Tag arbeiten.
Setlist Insania:
01 Intro
02 Falling
03 Hope
04 Valley Of Sunlight
05 Gift Of Life
06 Times Of Entry
07 Land Of The Wintersun
Setlist ChthoniC:
N/A
Setlist Ensiferum:
01 Blood Is The Price Of Glory
02 Deathbringer From The Sky
03 Token Of Time
04 Into Battle
05 Athi
06 One More Magic Potion
07 Fisnnish Medley
08 Old Man
09 Wanderer
10Iron
11 Little Dreamer
12 The New Dawn
13 Victory Song
14 Treacherous Gods
15 Tale Of Revenge
16 Guardians Of Fate
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Autor: ArchiVader