Es war tatsächlich auch Deutschland, in dem Europas erstes Casino seine Türen öffnete. Dies war das Casino in Wiesbaden im Jahr 1810. Dort herrschte sogar ein Dresscode und bald darauf eröffneten weitere Casinos in ganz Europa. In der geschichtlich schwierigen Zeit der 1930’er und 1940’er Jahre wurden Glücksspiele gänzlich verboten, was den bis heute andauernden Problemen beitrug. 2008 trat ein Glücksspielstaatsvertrag in Kraft, der Glücksspiele gänzlich verbot – bis auf die staatliche Lotterie, von denen der Staat zusätzliche Einnahmen generiert.
Vom Verbot zur Grauzone zur Legalisierung
Das Bundesland Schleswig-Holstein setzte als einziges Bundesland Deutschlands den Glücksspielstaatsvertrag nicht durch. Dort konnten Sportwettenbetreiber eine gültige Glücksspiellizenz erhalten und es waren sogar an die 50 Online Casinos, die eine Lizenz zum Spielen erhielten. Freispiele waren jedoch erlaubt. Somit wanderte Schleswig-Holstein in einer rechtlichen Grauzone und selbstverständlich konnten Spieler aus anderen Bundesländern das Angebot eines Online Casinos in Schleswig-Holstein sehen.
*** Anzeige ***
Im Juli 2021 fand jedoch eine Wende statt. Mit dem dritten Glücksspielstaatsvertrag wurden Online Casinos nun erlaubt, wenn auch mit einigen Einschränkungen. Diese wirken sich vor allem auf die Spieler aus:
• Maximale Einzahlungsgrenze in Online Casinos insgesamt von 1.000 Euro
• Festgelegter Höchsteinsatz bei Online Poker und Online Slots
• 5 Sekunden Pause zwischen einzelnen Drehs an Online Spielautomaten
• Spieler, die sich nicht an die Vorgaben halten, werden gesperrt
Die Einschränkungen für Spieler sollen maßgeblich vor Spielsucht schützen. Weitere Vorschriften gegenüber Casinos sollen dem beitragen:
• Werbung für Online Casinos ist nur in der Zeit von 21:00 – 6:00 erlaubt, damit Minderjährige sie nicht sehen könnten
• Werbung darf nicht auf Minderjährig oder spielsuchtgefährdete Menschen gerichtet sein
Online Casinos können jetzt legal eine Glücksspiellizenz in jedem beliebigen Bundesland erwerben. Allerdings soll dies letztlich von einer zentralen Aufsichtsbehörde vergeben werden, die erst 2023 entstehen soll. Dennoch haben sich einige internationale Online Casinos bereits den Vorgaben gefügt und sich frühzeitig um eine Lizenz bemüht. Die Prozesse sind langwierig und einige entscheiden sich letztlich doch lieber für eine Lizenz in einem anderen EU-Land.
Ist es reiner Schutz vor Spielsucht oder steckt mehr dahinter?
Der Europäische Gerichtshof betrachtete Deutschlands Monopolisierung durch staatliche Lotterien und Verbot anderer Glücksspielangebote mit Rechtfertigung zum Schutz vor Spielsucht höchst kritisch. Eine Monopolisierung schützt nicht vor Spielsucht.
Die nun auferlegten Vorschriften scheinen sämtliche Schritte zu beinhalten, um Spielsucht nicht entstehen zu lassen. Allerdings werden sich wirklich Spielsüchtige andere Wege suchen, wenn Sie den maximalen Einzahlungsbetrag erreicht haben – sofern es ihnen überhaupt attraktiv erscheint, in einem deutschen Online Casino zu spielen.
Massive Datensammlung
Spieler in deutschen Online Casinos müssen einen sehr langwierigen Registrierungs- und Verifizierungsprozess durchlaufen. Die Daten sollen in der zentralen Aufsichtsbehörde gesammelt werden, um gegebenenfalls Spieler sperren zu können. Der lange Anmeldeprozess in Kombination mit den scharfen Vorschriften wirkt auf Spieler von vornherein sehr abschreckend.
*** Anzeige ***
Hohe Steuerabgaben
Parallel zur Legalisierung von Online Casinos wurde eine neue Steuerreform auf den Weg gebracht. Online Casinos müssen 5,3 % der erwirtschafteten Einsätze an den Fiskus abführen, was je nach das Bundesland mindestens das Fünffache von landbasierten Casinos beträgt. Dies verleiht Betreibern von Online Casinos den Eindruck unwillkommen zu sein, während die hohen Steuern mehrere Millionen Steuervorteil für klassische Casinos bedeuten.
———-
Autor: Nick Rivers
