Seit dem 1. April 2025 dürfen in Tschechien nun auch Allgemeinmediziner medizinisches Cannabis an Patienten verschreiben.
Medizinisches Cannabis in Tschechien ab sofort breiter verfügbar

Bisher war die Verschreibung ausschließlich Fachärzten vorbehalten. Diese Gesetzesänderung soll den Zugang für Patienten mit chronischen Leiden oder langwierigen Erkrankungen deutlich vereinfachen und beschleunigen.
Vereinfachter Zugang durch Hausärzte
Zuvor durften nur etwa 250 spezialisierte Ärzte Rezepte für medizinisches Cannabis ausstellen. Durch die neue Regelung können Hausärzte nun direkt Cannabis verschreiben, wodurch lange Wartezeiten auf Termine bei Spezialisten entfallen und der bürokratische Aufwand erheblich reduziert wird.
Ein wesentlicher Vorteil ist die Möglichkeit, die Versorgung für drei Monate mit nur einem Rezept zu gewährleisten. Bislang mussten Patienten monatlich neue Rezepte erhalten, was insbesondere bei chronischen Erkrankungen zu einer zusätzlichen Belastung wurde.
Medizinisches Cannabis nun auch für Minderjährige
Ebenfalls neu geregelt wurde die Verschreibung von medizinischem Cannabis an Minderjährige unter 18 Jahren. Diese dürfen nun Cannabis-basierte Medikamente erhalten, sofern sie an Krebs oder anderen schweren, lebensbedrohlichen Erkrankungen leiden, die eine palliative Behandlung erforderlich machen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um jungen Patienten eine zusätzliche therapeutische Option zu bieten.
Maximale Versorgungsmenge auf 180 Gramm erhöht
Die monatliche Höchstmenge, die Patienten verschrieben bekommen können, wurde ebenfalls angepasst. Diese beträgt jetzt maximal 180 Gramm getrocknetes Cannabis oder eine äquivalente Menge in Form von Cannabisextrakten. Ziel dieser Erhöhung ist es, eine ausreichende Versorgung von Patienten mit kontinuierlichem Bedarf sicherzustellen.
Zunehmende Akzeptanz und steigende Nachfrage
Die Nachfrage nach medizinischem Cannabis in Tschechien wächst bereits seit einigen Jahren kontinuierlich. Die Menge des in Apotheken abgegebenen Cannabis stieg deutlich von weniger als einem Kilogramm im ersten Jahr der medizinischen Legalisierung (2013) auf rund 320 Kilogramm im Jahr 2023. Etwa 8.000 Patienten nutzen derzeit medizinisches Cannabis, wobei Experten davon ausgehen, dass die tatsächliche Zahl noch deutlich höher liegen könnte.
Cannabis als etablierte Therapieform
Rund 600.000 Menschen in Tschechien nutzen Cannabis regelmäßig aus medizinischen Gründen, während über eine Million Menschen im vergangenen Jahr Cannabis zur Selbstmedikation ausprobiert haben. Typische Anwendungsgebiete umfassen chronische Schmerzen, neuropathische Beschwerden, neurologische Erkrankungen, multiple Sklerose und Symptome im Zusammenhang mit HIV. Auch in der palliativen Versorgung schwerkranker Krebspatienten hat sich Cannabis bewährt.
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Medizinisches Cannabis als Alternative zu Opioiden
Die neue Regelung wird von Medizinern positiv aufgenommen, da Cannabis eine sinnvolle Alternative zu potenziell gefährlicheren Medikamenten wie Opioiden darstellen kann. Petr Šonka, Vorsitzender des Verbandes der Allgemeinmediziner, begrüßt insbesondere diesen Schritt. Er betonte, dass Ärzte bereits starke Schmerzmittel wie Fentanyl verschreiben können, Cannabis dagegen deutlich weniger gefährlich und risikoärmer sei.
Herausforderungen durch Finanzierung und Bürokratie
Trotz dieser positiven Entwicklung bleiben einige Herausforderungen bestehen. Ein wesentliches Problem stellen die hohen Kosten für medizinische Cannabis-Produkte dar, welche in der Regel die staatlichen Kostenerstattungsgrenzen überschreiten. Für viele Patienten sind diese finanziellen Hürden eine echte Belastung.
Mediziner Pavel Kubů äußerte sich kritisch zu den bestehenden bürokratischen Einschränkungen bei der Verschreibungspraxis. In anderen europäischen Ländern wie Deutschland, Polen oder Dänemark könnten Ärzte freier entscheiden, Cannabis entsprechend ihrer medizinischen Einschätzung zu verschreiben. Tschechien könnte von einer flexibleren Regelung profitieren, um Patienten optimal zu versorgen.
Zukunftsausblick: Weitere Reformen notwendig
Experten sehen weiteren Reformbedarf, insbesondere hinsichtlich der finanziellen Absicherung und administrativen Vereinfachung. Eine mögliche Lösung könnte die Integration der Cannabis-Behandlungen in spezielle medizinische Versorgungszentren sein, die eigene Budgets für diese Therapieform erhalten könnten. Dies würde Patienten entlasten und den Zugang weiter vereinfachen.
Fazit: Ein wichtiger Schritt mit Verbesserungspotenzial
Die Öffnung der Verschreibung von medizinischem Cannabis für Allgemeinmediziner und Minderjährige in Tschechien ist ein bedeutender Fortschritt, der vielen Patienten den Zugang zu einer wirksamen Behandlung ermöglicht. Dennoch sind weitere Schritte nötig, um bürokratische Hindernisse abzubauen und finanzielle Belastungen für Patienten zu verringern. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Reform langfristig auf den tschechischen Gesundheitsmarkt auswirkt.
Quelle / Infos: https://www.expats.cz/czech-news/article/from-today-all-doctors-in-czechia-can-prescribe-medicinal-cannabis
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Autor und Bild: Canna-Chad Gregor Paul Thiele
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