Im Rahmen ihrer überarbeiteten Rohstoffstrategie sowie im Zuge des Konjunkturpakets zur Förderung heimischer Rohstoffe hat die Bundesregierung bedeutende Absichtserklärungen zum Nutzhanf abgegeben.
Nutzhanf als strategischer Rohstoff mit großem Potenzial

Der Anbau, die Verarbeitung und die Nutzung von Nutzhanf sollen künftig erleichtert werden – insbesondere durch den Abbau bestehender rechtlicher Hürden. Diese Ankündigungen wecken Hoffnung in der Branche, doch bisher fehlen konkrete Umsetzungsschritte. Eine zügige Realisierung wäre nicht nur im Sinne der Agrarwirtschaft, sondern auch ein klares Signal für nachhaltige Industriepolitik und Klimaschutz.
Derzeitiger Stand: Viele Ankündigungen, wenig konkrete Umsetzung
Missbrauchsklausel weiterhin in Kraft
Ein zentrales Hindernis bleibt nach wie vor die sogenannte „Missbrauchsklausel“, die den Verkehr mit Nutzhanf nur dann erlaubt, wenn ein Missbrauch zu Rauschzwecken ausgeschlossen ist. Obwohl es keine belegbaren Fälle eines solchen Missbrauchs gibt und der THC-Gehalt im Nutzhanf weit unter der psychoaktiven Schwelle liegt, ist diese Regelung weiterhin gültig. Die geplante Abschaffung dieser Klausel wurde zwar politisch kommuniziert, ist aber bislang nicht gesetzlich vollzogen worden.
Unsicherheit für Landwirtschaft und Verarbeiter
Solange diese Rechtsunsicherheit besteht, können landwirtschaftliche Betriebe, Start-ups und Verarbeitungsunternehmen nicht verlässlich planen. Investitionen werden zurückgehalten, Innovationen ausgebremst. Dies steht im krassen Widerspruch zu den Zielen des Konjunkturpakets, das ausdrücklich auf die Stärkung heimischer Wertschöpfung und nachhaltiger Produktion abzielt.
Nutzhanf als Schlüssel zur Rohstoffwende
Ökologisch wertvoll, wirtschaftlich tragfähig
Nutzhanf bietet zahlreiche Vorteile: Die Pflanze wächst schnell, bindet CO₂, benötigt keine Pestizide und kaum Wasser. Ihre gesamte Biomasse kann verwertet werden – ob als Lebensmittel, Baustoff, Faserrohstoff oder in der Kosmetik- und Pharmabranche. Trotz dieses enormen Potenzials fristet Nutzhanf in Deutschland bislang ein Nischendasein – nicht zuletzt aufgrund unklarer und restriktiver Rechtslagen.
Beitrag zur Kreislaufwirtschaft
Im Sinne der Bioökonomie kann Hanf in nahezu jedem Teil der Wertschöpfungskette eingebunden werden. Regionale Verarbeitung schafft Arbeitsplätze, reduziert Transportemissionen und stärkt ländliche Räume. Der Nutzhanfanbau könnte ein zentraler Bestandteil einer ressourcenschonenden Wirtschaftspolitik sein – wenn die politischen Ankündigungen endlich in verbindliche Regelungen münden würden.
Konjunkturpaket: Chance zur Stärkung regionaler Rohstoffkreisläufe
Förderung heimischer Produktion muss praxisnah sein
Das im Konjunkturpaket angekündigte Ziel, die heimische Produktion nachhaltiger Rohstoffe zu stärken, kann nur erreicht werden, wenn auch Nutzhanf als ernstzunehmende Kulturpflanze behandelt wird. Eine bloße Erwähnung in Papieren und Reden reicht nicht aus – es bedarf rechtssicherer und bürokratiearmer Rahmenbedingungen, die den Weg für eine rasche Skalierung ebnen.
Förderprogramme und Genehmigungsverfahren vereinfachen
Der Zugang zu Fördergeldern für Hanfanbauer und -verarbeiter muss vereinfacht werden. Ebenso bedarf es schneller und transparenter Genehmigungsprozesse für den Anbau sowie für Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Gerade kleinere Betriebe und innovative Start-ups dürfen nicht durch aufwendige Antragsverfahren abgeschreckt werden.
Indoor-Anbau: Innovationspotenzial noch ungenutzt
CBD-Produktion als wirtschaftlicher Hebel
Ein großer Teil des Zukunftspotenzials liegt im Indoor-Anbau von Nutzhanf, insbesondere für die Herstellung von CBD-Produkten. Die kontrollierten Bedingungen garantieren hohe Qualitätsstandards und ermöglichen eine gleichbleibende Produktion über das ganze Jahr hinweg. Doch auch hier fehlt es bislang an der rechtlichen Klarheit, um Investitionen abzusichern und neue Betriebe aufzubauen.
Ländlicher Raum braucht verlässliche Rahmenbedingungen
Gerade strukturschwache Regionen könnten vom Indoor-Anbau profitieren. Leerstehende Hallen oder Gewächshausflächen lassen sich sinnvoll reaktivieren. Ohne konkrete gesetzliche Regelungen und Förderanreize bleibt dieses Potenzial jedoch ungenutzt – und Deutschland verliert weiter an Boden im internationalen Vergleich.
Regulatorische Differenzierung dringend notwendig
Nutzhanf darf nicht länger wie Rauschcannabis behandelt werden
Ein zentrales Problem liegt in der nach wie vor bestehenden Gleichbehandlung von Nutzhanf und Cannabis zu Genusszwecken. Dabei unterscheiden sich die Pflanzen – sowohl botanisch als auch rechtlich – fundamental. Eine regulatorische Trennung ist überfällig. Der industrielle Nutzhanf muss aus dem Schatten der Drogenpolitik geholt und als eigenständiger Agrarrohstoff betrachtet werden.
Verbraucherschutz ja – aber differenziert
Natürlich muss auch im Bereich des Nutzhanfs der Verbraucherschutz beachtet werden – insbesondere bei Lebensmitteln oder CBD-haltigen Produkten. Doch dies darf nicht als Argument missbraucht werden, um weiterhin mit generellen Verboten oder übermäßiger Bürokratie zu agieren. Klare THC-Grenzwerte und Produktkontrollen bieten ausreichenden Schutz und ermöglichen gleichzeitig Marktwachstum.
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Forderung nach sofortiger Umsetzung
Politische Versprechen müssen nun eingelöst werden
Die zahlreichen positiven Ankündigungen aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), dem Bundestag und weiteren Gremien sind ein Schritt in die richtige Richtung. Doch Ankündigungen alleine helfen der Branche nicht. Was nun zählt, ist die schnelle gesetzliche Umsetzung der angekündigten Reformen – einschließlich der Streichung der Missbrauchsklausel, der Legalisierung des Indoor-Anbaus und der Etablierung von Förderprogrammen.
Deutschland droht internationalen Anschluss zu verlieren
Viele europäische Länder – darunter Frankreich, Österreich und die Niederlande – haben ihre Gesetzgebung längst angepasst und fördern aktiv den Anbau und die Verarbeitung von Nutzhanf. Wenn Deutschland nicht rasch handelt, riskiert es, bei einem zukunftsträchtigen Rohstofffeld den Anschluss zu verlieren. Das wäre nicht nur eine verpasste wirtschaftliche Chance, sondern auch ein Rückschritt in der ökologischen Transformation.
Fazit: Jetzt handeln – für eine nachhaltige Rohstoffzukunft
Nutzhanf ist mehr als eine landwirtschaftliche Nischenkultur. Er ist ein leistungsfähiger, nachhaltiger und vielseitig einsetzbarer Rohstoff, der alle Voraussetzungen erfüllt, um zu einem zentralen Bestandteil der Rohstoffwende zu werden. Die Bundesregierung hat dieses Potenzial erkannt – jetzt ist es an der Zeit, Worten auch Taten folgen zu lassen. Die Branche, Umwelt und Gesellschaft brauchen keine weiteren Ankündigungen, sondern rechtssichere Rahmenbedingungen, vereinfachte Prozesse und gezielte Förderung. Nur so kann Nutzhanf seinen Beitrag zur wirtschaftlichen Erholung, zum Klimaschutz und zur Stärkung der heimischen Industrie leisten.
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Autor und Bild: Canna-Chad Gregor Paul Thiele
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