Medizinische Cannabis-Industrie: Großbritannien vs. Australien

In der Welt der medizinischen Cannabis-Industrie gibt es ständig Entwicklungen und Lernerfahrungen, die von einem Land zum anderen übertragen werden können. Ein bemerkenswertes Beispiel für solche Lektionen findet sich im Vergleich zwischen der Situation in Großbritannien und den Erfahrungen Australiens.

Was die medizinische Cannabis-Industrie Großbritanniens von Australien lernen kann

Medizinische Cannabis-Industrie: Großbritannien vs. Australien
Medizinische Cannabis-Industrie: Großbritannien vs. Australien

Als jemand, der tief in der Cannabis-Community verwurzelt ist, finde ich es faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich Länder mit ähnlichen Herausforderungen umgehen und welche Erkenntnisse daraus gezogen werden können.

Zunächst ist es wichtig, die aktuelle Landschaft zu betrachten. In Großbritannien wird geschätzt, dass etwa 32.000 Patienten Zugang zu Cannabis-basierten Produkten für medizinische Zwecke (CBPMs) haben. Im Gegensatz dazu hatte Australien im Jahr 2022 bereits 316.879 Patienten, die Cannabis aus medizinischen Gründen nutzen. Diese Zahlen sind besonders bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass Australien mit einer Bevölkerung von 25 Millionen im Vergleich zu den 67 Millionen in Großbritannien eine viel kleinere Bevölkerungszahl hat.

Gemeinsamkeiten in Regulierung, Beschaffung und Marketing

Die Regulierungsansätze beider Länder weisen viele Ähnlichkeiten auf. Sowohl Australien als auch Großbritannien haben den medizinischen Gebrauch von Cannabis in den Jahren 2016 bzw. 2018 legalisiert. Die Cannabis-Stämme, die in beiden Ländern verwendet werden, stammen hauptsächlich aus Kanada, was zu ähnlichen Produktreihen und vergleichbaren Preisen führt. Trotzdem teilen beide Länder Herausforderungen im Hinblick auf Lieferketten und Qualität.

Die Rolle der Spezialisten und GPs

In beiden Ländern wird Cannabis hauptsächlich von Fachärzten verschrieben. Jedoch gibt es in Australien keine Voraussetzung, dass ein Patient zuerst zwei Arten von verschreibungspflichtigen Medikamenten ausprobieren muss, bevor er Zugang zu CBPMs erhält – eine Regelung, die in Großbritannien besteht und die den Zugang für Patienten erschwert. Darüber hinaus spielt in Australien der Allgemeinmediziner (GP) eine wichtige Rolle bei der Verschreibung von CBPMs, was den Prozess für die Patienten vereinfacht.

Der „Zwei-Medikamente“-Regel und ihre Auswirkungen

Eine Schlüsseldifferenz, die die Diskrepanz in den Patientenzahlen erklären könnte, ist die sogenannte „Zwei-Medikamente“-Regel in Großbritannien. Diese Regel schränkt den Zugang zu CBPMs erheblich ein, indem sie verlangt, dass Patienten zuerst zwei andere Medikamente für ihre Erkrankung ausprobiert haben müssen. Dies stellt insbesondere für Patienten, die sich selbst mit Cannabis behandeln möchten, um den Einsatz von Opioiden zu vermeiden, eine erhebliche Hürde dar.

Australiens flexiblerer Ansatz

Im Gegensatz dazu bietet Australien einen flexibleren Ansatz, der es Patienten ermöglicht, ohne die vorherige Erfordernis, zwei Arten von verschreibungspflichtigen Medikamenten ausprobiert zu haben, Zugang zu CBPMs zu erhalten. Dies, zusammen mit dem Special Access Scheme, das es GPs ermöglicht, Cannabis zu verschreiben, hat zu einer deutlich höheren Anzahl von Patienten geführt, die Cannabis aus medizinischen Gründen nutzen.

Die Rolle der Lieferkette und wie sie verbessert werden kann

Ein weiteres Hindernis für die Erhöhung der Patientenzahlen in Großbritannien betrifft die Lieferkette. Im Vergleich zu Australien gibt es in Großbritannien strenge Regeln darüber, wie viel Cannabis von Großhändlern und Apotheken gelagert werden kann, was zu erheblichen logistischen Herausforderungen führt. Australische Apotheken können hingegen die Menge an Cannabismedizin basierend auf der tatsächlichen Nachfrage lagern, was eine effizientere Erfüllung der Patientenanforderungen ermöglicht.

Wege zur Verbesserung in Großbritannien

Die Erfahrungen Australiens zeigen, dass es möglich ist, die Herausforderungen zu überwinden und die Anzahl der Patienten, die Zugang zu medizinischem Cannabis haben, zu erhöhen. Für Großbritannien bedeutet dies, dass eine kontinuierliche Auseinandersetzung und Bildung mit der MHRA, dem NHS und der Regierung notwendig ist, um die notwendigen Veränderungen herbeizuführen. Dies könnte eine Lockerung der „Zwei-Medikamente“-Regel, eine Erweiterung der Rolle der GPs bei der Verschreibung von CBPMs und eine Überarbeitung der Lieferkettenregelungen umfassen, um nur einige Möglichkeiten zu nennen.

Fazit

Der Vergleich zwischen Großbritannien und Australien im Bereich des medizinischen Cannabis zeigt deutlich, dass politische Entscheidungen und Regulierungsansätze einen erheblichen Einfluss auf den Zugang der Patienten zu Behandlungen haben. Während Großbritannien noch viele Herausforderungen zu bewältigen hat, bietet das australische Modell wertvolle Einblicke und Lösungsansätze, die zu einer signifikanten Verbesserung führen könnten. Als Hanffreund und -blogger sehe ich in diesen Entwicklungen eine Chance, die Diskussion voranzutreiben und die Vorteile von Cannabis als Medizin weiter zu unterstreichen.

Quelle / Infos: https://medicalcannabisjournal.substack.com/p/what-the-uk-medical-cannabis-industry

———-

Autor und Bild: Canna-Chad Gregor Paul Thiele

Kein Anspruch / Gewähr auf Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit der News bzw. Pressemeldung

Nach oben scrollen