Der Typ mit den kurzen Hosen genoss den sonnigen Sonntagnachmittag. Er saß hinterm Haus am Grillplatz und erfreute sich seines Lebens, welches frohlockender und fröhlicher kaum sein konnte. Auf dem BBQ-Hightech-Ofen brutzelte ein saftiges Stück Rindfleisch, das er zuvor in Safranbeize mit Kapern eingelegt hatte.
„Der Schrei im Frankenwald“ – eine Kurzgeschichte von Mikael Lundt

Während das Abendessen also vor sich hin schmorte, sortierte der langhaarige Kurzhosenträger seine Sammlung an erlesenen Hanf- und CBD-Ölen. Er war seit Tagen dem perfekten Mischungsverhältnis auf der Spur und er war sich ganz sicher, dass sich schon bald sein lang gehegter Traum erfüllen würde. Er würde eine Symphonie kreieren! Eine Mischung, die die Menschen reihenweise in ihren Bann zog; eine Komposition der Aromen, die man nie vergessen könnte, so vollkommen und makellos wäre sie.
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Der Typ mit den kurzen Hosen gab einen Tropfen Bluh-Kürasau in seine Mischung und dann zwei Messerspitzen Chili gefolgt von einer mikroskopischen Portion zyanfarbenem Kali. Er rührte, dann schnupperte er. Es kitzelte gewaltig in der Nase. Und ihm wurde ein wenig schwummerig.

Er war sich noch nicht ganz klar darüber, ob die eben verwendeten Zutaten die Sache besser oder schlechter machten, da ließ ihn ein Geräusch hochschrecken. Es klang wie eine Mischung aus Wookie, Esel und Tyrannosaurus. Oder wie sein eigener Schmerzensschrei, wenn er sich den kleinen Zeh am Türrahmen gestoßen hatte. Der Typ mit dem kurzen Hosen sah zu seinem linken kleine Zeh hinunter. Mit dem war alles tipptopp in Ordnung. Mit dem rechten ebenso. Das konnte es also nicht sein.
Dann sah er Bewegungen am Waldrand. „Was zur Omma!?“, keuchte er und erhob sich ganz langsam von seinem plüschbezogenen Melkschemel, auf dem er beim Grillen immer saß. Er nahm den Feldstecher zur Hand und stach ins Feld. Es änderte an der Grundsituation rein gar nichts.

Da waren Gestalten! Sie kamen aus dem Wald und steuerten genau auf sein Haus zu. „Ja, leck mich!“, rief der Typ mit den kurzen Hosen. „Wie bewegen die sich denn?“
Er kniff die Augen zusammen und spähte hinüber. Das sah ja fast aus wie bei The Walking Dead! Doch es gab einen kleinen, feinen und durchaus seltsamen Unterschied. Diese Zombietruppe dort wurde offenbar von einer älteren Dame angeführt wurden, die wie die Schwester von Mrs. Doubtfire aussah. Hatte die Oma diesen bestialischen Schrei ausgestoßen? War es etwa ein Hungerschrei gewesen?
Der Typ mit den kurzen Hosen sah zu seinem BBQ. Wollte ihm diese Zombie-Oma-Bande etwa sein köstliches Fleisch wegfressen? Je näher die vermeintlichen Untoten kamen, desto stärker wurden die Zweifel, ob es sich tatsächlich um Zombies handeln konnte. Bei eingehender Betrachtung ähnelten die 13 Gestalten eher einer Rentner-Wandergruppe.
„Junger Mann, hören Sie!“, rief sie Schwester von Mrs. Doubtfire übers Feld.
Der Typ mit den kurzen Hosen sah sich um. „Scheiße, die meint wohl mich“, sagte er schließlich.
„Hau ab!“, brüllte er zurück.
„Na, hören Sie mal!“

Der Typ mit den kurzen Hosen zog eine Kiste mit grillreifen Melonen heran.
„Ich bin bewaffnet!“, schrie er die Alte an.
„Wir wollen Ihnen nichts tun, junger Mann.
Kennen Sie unseren Herrn Hesus Schistus?“
„Hau ab, hab ich gesagt!“
Jetzt meldeten sich die anderen 12 der greisen Pilger. „Schistus! Schistus! Hesus, Klaria und Hosef, so erhöre unser Flehen!“, riefen sie im Chor.
Dem Typen mit den kurzen Hosen wurde es endgültig zu bunt. Er rannte ins Haus und holte eine 18-KW-Musikanlage heraus. „Ich mach gleich Deathmetal an, wenn ihr euch nicht verpisst“, rief er.

Die greisen Zombies blieben abrupt stehen. Zwei fielen auf der Stelle um und verschwanden im Weizenfeld. Der Rest bildete aus ihren Körpern eine komplizierte Struktur aus Tetraedern und Rhombocuboctahedrons. „Ammoniak! Gib uns Ammoniak!“, kreischte die Schwester von Mrs. Doubtfire, deren Kopf oben aus dem zentralen Cubitetra-Rectohedron herausschaute. Ihr Rektum war dagegen in einer peripheren Octogonalparabel verheddert.
Der Typ mit den kurzen Hosen schüttelte sich, der Anblick war zu grotesk. Er griff in die Kühlbox und warf der hässlichen Schabracke eine Flasche Schädelbräu an die Birne. Krachend zersplitterte sie daran.
„Ammoniak!“, freuten sich die geometrisch verworrenen Greise. Die zwei restlichen Alten tauchten aus dem Weizenfeld auf und sahen sich um. Sie integrierten sich alsbald in das komplizierte Konstrukt und lösten eine Kettenreaktion aus.
Die gesamte Materie des durch den Bieraufprall strukturell geschwächten Rentnerzombiehaufens geriet in Wallung. Sie begann sich zu verflüssigen und und zu pulsieren. Noch dazu verströmte die Masse auf einmal den Duft von gerösteten Marshmallows mit Zimt und Zitronenmelisse.

Sie waberte auf den Typen mit den kurzen Hosen zu. „Scheiße, verdammt!“, brüllte er und fürchtete, dass es gleich um ihn geschehen sein könnte. Er startete die Musik und drehte die Anlage voll auf. „Panzerkopfpimmel“ von „Iltis Destructor“ schallte mit 156 Dezibel aus den Lautsprechern. Doch die duftende und wabernde Renterzombieblase kümmerte es kein bisschen. Der Typ mit den kurzen Hosen begann sie nun hektisch mit Melonen zu bewerfen. Keine Chance!
Die Blase verschluckte sie einfach wie ein Babypopo die Fieberzäpfchen. Jetzt blieb ihm nur noch eine Lösung. Er rannte hinter den BBQ-Hightech-Ofen und raffte alle CBD- und Hanföle zusammen, die er greifen konnte. Er warf und schüttete, er schleuderte und schmiss alles auf die Blase.

Seinen gesamten Vorrat warf er ihr zum Fraß vor. Und dann! Mit einem Mal erstarrte sie. Ihre Oberfläche schillerte nun in Millionen Farben.
Der Typ mit den kurzen Hosen atmete auf. Er stellte die Musik ab und genoss die Stille. Sie währte exakt 2,56 Sekunden. Dann entlud sich die Wucht einer Supernova und zerschmetterte den Typ in einzelne Atome.
Der Kurzhosenträger erwachte mit schlimmen Kopfschmerzen. Er hob den Schädel vom Tisch und sah sich um. Alles schien auf den ersten Blick ziemlich normal. Keine Blase, keine Zombies, keine hässliche alte Oma. War das ein Traum gewesen? Er tastete sein Gesicht ab, es fühlte sich in weiten Teilen an wie Wackelpudding. Und was war das in seiner Nase? Er popelte es heraus. Eine murmelgroße Wassermelone steckte darin.

„Wie zur Hölle…?!“, fluchte er. Dann sah er zum BBQ. Aromatischer Duft quoll unter der Haube heraus. „Mein Fleisch!“, jubelte der Typ mit den kurzen Hosen und sprang auf. Er öffnete die Haube und starrte in die toten Augen von Mrs. Doubtfires Schwester.
Panisch stolperte er rückwärts, blieb mit dem kleinen Zeh schmerzhaft an der Bank hängen und stieß einen Schrei aus, der klang wie eine Mischung aus Wookie, Esel und Tyrannosaurus.
Jenseits der unsichtbaren transdimensionalen Spalte am Waldrand wunderte sich jemand, der genauso aussah wie der Typ mit den kurzen Hosen, gerade sehr über diesen Laut.
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Mikael Lundt, Juni 2021